*Fundmeldung* Russula amarissima

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  • wenn Du schon mit R. amarissima eine extrem seltene Art aufnehmen möchtest, von der es aus den letzten 20 Jahren nur 3 Meldungen auf Pilze Deutschland gibt...

    Hallo liebe Pilzfreunde,


    es freut mich außerordentlich hier mitzuteilen, dass heute nach langen 6 Jahren (seit 29.07.2017) Russula amarissima am gleichen Platz endlich wieder erschienen ist.

    Wenn jemand also eine R. amarissima Fundstelle hat so wie Karl W, sollte die evtl. mal aufsuchen.


    Hier mal drei Fotos vom Fund:


    1) für eine zukünftige weitere Fruktifikation wurde Sorge getragen!


    2) Hut samtig matt, rot-violett, Geschmack verögert schwach bitter


    3) Stiel rötlich überhaucht, Schneiden rötlich, rechts Lamellen bräunlich wie bei Kibby abgebildet.


    Eine ausführliche Fundbeschreibung folgt nach Mikroskopie und das Forum wieder ruhiger ist.


    LG aus der Rhön :ghurra:

    claus

  • Hallo Pilzfreunde,


    nachdem nun Karl W dieses Jahr doch noch seine Russula amarissima wiedergefunden hat HIER, möchte ich nun meinen Fundbericht zu den Bildern oben ergänzen. Zwischenzeitlich entwickelte sich zu meiner Freude eine weitere Fundstelle nur ca. 2m entfernt mit vier weiteren Exemplaren, wovon zwei einen Hutdurchmesser von 13cm erreichten und allesamt einen stark bitteren Geschmack hatten.

    Auch an der alten Stelle entwickelten sich neue Pilze, jetzt genauso gross und stark bitter.


    1) meine Fundstelle (am Spazierstock)


    2) oben der alte Fundplatz, unten der Neue


    3) Pilze an der alten Stelle


    4) Pilze an der neuen Stelle



    Hier jetzt die Notizen zum vorgestellten Pilz:


    R23-019 amarissima

    24.08.2023 - 13:40

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    Eingestufte Art evtl: amarissima

    Anz. Exemplare: 2

    Hutgrösse cm: 6 u 8

    Evtl. mögl. Baumpartner: Eiche, Buche

    Auffälliges Merkmal:

    - samtig matt, leicht bitter

    - Stielmark im Schnitt gelb-bräunlich, später auffallend gelb


    Sonst. Angaben:

    - Hut DM nach Besuch 1 Woche 13cm

    - Geschmack jetzt stark bitter

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    FUNDORT, bei Laubbaum, Waldrand, Grünfläche/Wiese, Gras, trocken, 480m,

    BÄUME 10m UMKREIS, Buche (Fagus), Eiche (Quercus), Hainbuche (Carpinus), Ahorn (Acer),

    EXEMPLARE, jung, paarweise,

    HUT GRÖSSE, 5 - 10 cm,

    HUT FARBE, rosa/rot, violett/purpur, bräunlich/braun,

    HUT OBERFLÄCHE, matt, samtig, rauh/körnig, felderig/rissig, rostfleckig,

    HUT RAND, glatt - nicht gerieft,

    PEELING, 1/3 maximal,

    UNTER HUTHAUT, durchgefärbt, violettlich,

    LAMELLEN, spröde, beige bis hellocker, rel eng-stehend, Y-gabelig,

    SCHNEIDE, rot, violett, braun, fleckig,

    STIEL OBERFLÄCHE, rötlich/rosa, violettlich/purpur, weisslich/creme, ockerlich/bräunlich, fleckend, runzelig/geriffelt,

    STIEL ZUSTAND, dick über 2cm, hart, voll,

    STIEL VERFÄRBUNG, ins gelbliche, ins cremeliche,

    GERUCH, neutral, schwach, Brot/Gebäck,

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    GESCHMACK, verzögert, leicht bitter,

    SPORENPULVER, Ib, IIa,

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    Chemie:

    FeSo4, negativ / falb-ocker, nur schwach rosa,

    GUAJAK (8 sec), Stiel: +++ schlagartig,

    PHENOL (gepr.),

    KOH (gepr.), färbt den Stiel gelblich u das Stielrot gelblich

    SV Frischpilz (gepr.),

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    5) die Fundstelle immer knapp in der Wiese, im Waldteil dahinter selbst bisher keine Funde.


    6) Hut purpur-rotbraun, rauh körnig, Frass-Stellen rot bis bräunlich


    7) Lamellenschneide rötlich, fast über die ganze Länge


    8) Hutrand ungerieft, Stiel rötlich-violett gefärbt


    9) Stiel kräftig, dick und Stielrinde bei Handhabung wässrig-ocker-bräunlich verfärbend


    10) Huthaut sehr kurz max 1/3 abziehbar, darunter rötlich gefärbt


    11) beim Eintrocknen verfärbt das Stielfleisch gelblich, (das Handybild ist etwas zu grell)


    12) das Sporenpulver hat nach ROMAGNESI die Farbe Ib - IIa


    13) Sulfovanillin: Dermatozystiden sehr schwach eingefärbt, gelbliche Erscheinung


    14) Karbolfuchsin/Lactoglyzerol: Pileozystiden auch hier gelblich und zusätzlich inkrustiert


    15) KF/Lacto: hyaline/ungefärbte aber inkrustierte Primordialhyphen, selten, etwa gleich breit wie die Haare


    16) Kongo: DZ auch hier gelblich zu erkennen, zylindrisch schmal, so gut wie keine Septen zu erkennen


    17) Kongo: DZ Breite bis um die 5 mü, Haare fast gleichbreit, zylindrisch und das Endglied stumpf


    18) Kongo: roter Pfeil auch voriges Bild, zeigt auf verdickte Haarverzweigungen, oft bei Micro´s hervorgehoben


    19) Wasser, die Sporen deutlich rundlich


    20) Melzer: die Sporenwarzen überwiegend stumpf-keglig bis 0,5 mü, vereinzelt auch etwas höher und spitz


    21) Melzer: das Sporenornament teilnetzig mit teils längeren gratigen Verbindungen


    22) Melzer: aber teils auch netzig ornamentiert mit gut sichtbaren Hilar


    23) das Sporenprotokoll zum Fund



    Mit Ende August bzw. Anfang September war er ja pünktlich der Pilz, allerdings wäre mir ein jährliches Erscheinen lieber,

    nicht wie diesmal die 6 jährige Wartezeit auf ihn.

    Ich hoffe mein Beitrag hat gefallen und hilft euch beim Fund von "Russula amarissima - Bitterer Zinnober-Täubling" irgendwie den Kerl zu entlarven.


    Grüsse

    claus

  • Hallo Claus

    Sehr schöne Dokumentation. Interessant finde ich die Beobachtung verzögert leicht bitter, die ich in diesem Jahr ebenfalls gemacht habe. Der Fund von 2017 war extrem stark bitter. Unsere Funde standen übrigens mitten in einem lichten Kalk-Buchenwald in der Laubstreu.

    LG Karl

  • 1) für eine zukünftige weitere Fruktifikation wurde Sorge getragen!


    Als Laie kommt einem das auf den ersten Blick vor, wie wenn man einen Amurtiger schießen würde um ihn besser bestimmen zu können.


    Hallo mikromeister,


    danke für deine Antwort die mich schon zum Nachdenken gebracht hat. Jedoch würde ich mein Vorgehen in der noch übrig gebliebenen Natur nicht als Erschiessung ansehen, siehe mein Zitat 1)...


    Mir ist auch bekannt, dass da gewisse andere "Sammler" mehr unterwegs sind, die auf deine Aussage zutreffender wären.

    Trotzdem nochmals Danke


    claus

  • Hallo claus,


    sehr schöne Vorstellung dieser seltenen Art. Ich bin vor allem immer wieder faziniert über deine Sporenbilder. Mit Stacking bin ich eben noch nicht vertraut.

    VG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Sichere Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben!

  • Hallo Pilzfreunde,


    heute war ich nach knapp 8 Wochen wegen Speisepilzsuche auf dem gleichen Platz unterwegs und was soll ich euch sagen,

    steht doch am "neuen" Platz eine ganz frische Russula amarissima mit einem weiteren "Kleinen" nahe an ihrem Stiel.

    Die Überraschung war gelungen, der Geschmackstest diesmal kräftig bitter und eine Foto-Session musste sein.


    So, nun hoffe ich dass der "Kleine" die Störung vergisst und schön weiterwächst... Ohne weiteren Besuch von mir.


    Nochmal paar Bilder

    1)


    2)


    3)


    4)


    5)


    Grüsse

    claus