Eifel-Pilze 24.8.2023

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.267 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jürgen.

  • Hallo zusammen,


    nachdem hier in letzter Zeit ja schon einiges an Pilzen aus der Eifel gezeigt wurde, habe ich mich am letzten Donnerstag dann selber mal auf den Weg gemacht um mir ein Bild von der Lage zu verschaffen. Um 4:30 klingelte der Wecker, um 5 Uhr saß ich im Zug und kam nach dreimaligem Umsteigen pünktlich um kurz nach 9 am Ziel an. Und die Hoffnungen wurden tatsächlich nicht enttäuscht. Der Wald stand voll mit Pilzen und es gab praktisch nie Einzelexemplare, sondern immer direkt ganze Kollektionen. Da das Gebiet kalkig ist, gab es außerdem auch jede Menge für mich neue Arten, so daß nach der Tour das Mikroskop glühte!


    1. Amanita phalloides


    2. Leccinellum pseudoscabrum


    3. Russula grata


    4. Russula integra unter Fichte


    5. Lactarius circellatus unter Hainbuche


    6. Caloboletus calopus


    7. Amanita rubescens


    8. Weitere Täublinge unter Fichte, die ich mir nicht genauer angeschaut habe


    9. Ein Lactarius, bei dem ich noch zweifel. Der Geschmack war typisch L. subdulcis, aber vor Ort wirkten die Fruchtkörper wie auf dem Bild zu erkennen schon deutlich orange, was zu L. aurantiacus passen würde. Sporen messen 7.3+-0.3 x 6.5+-0.3, Q=1.1+-0.0, bzw. 6.8-7.8 x 5.9-7.1 µm, Q=1.1-1.2, was aber zur Trennung der beiden Arten nicht taugt.


    10. Tylopilus felleus


    11. Lactarius deterrimus


    12. Neoboletus erythropus


    13. Boletus reticulatus


    14. Lactarius zonarius, Sporen messen 7.5+-0.4 x 6.1+-0.2, Q=1.2+-0.1, bzw. 6.9-8.2 x 5.6-6.5 µm, Q=1.1-1.3, womit L. acerrimus raus ist.


    15. Unter Fichte gab es diese hübschen Phlegmacien mit weißlichem Fleisch, das mit KOH orange verfärbt. Da lande ich bei Phlegmacium varium. Manchmal ist Cortinarienbestimmung doch einfach.


    16. Hier dachte ich von oben erst an Röhrlinge, aber dann war es Russula olivacea agg. Verfärbt mit Phenol übrigens sehr schön weinrot.


    17. Russula aurea hatte Karl ja auch schon gezeigt.


    18. Albatrellus cristatus

    Huthaut

    Röhren


    19. Tricholoma luridum


    20. Amanita franchetii


    Björn

  • GriasDi Björn, danke für den schönen Beitrag.

    L. subdulcis würd ich mit so freudigen Farben ausschließen. Ebenso L. aurantiacus. Bei FNE wird für L. aurantiacus als makroskopisches Trennungsmerkmal z.B. zu L. fulvissimus explizit der Lamellenansatz genannt, der eben ohne "decurrent tooth" ausgebildet ist. Der ist bei Deinen Bildern aber deutlich. Das Sporenornament sollte bei L. fulvissimus ss FNE aber tatsächlich bei weitem nicht so gratig sein, wie auf Deinen Bildern. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, wenn dort z.B bei L. aurantiacus geschrieben steht, dass die Art hier in "a wide sense" aufgefasst wird, und L. mitissimus und L. aurantiofulvus, die beide Arten sind, die Bon abtrennt, eben mitbeinhaltet. Gleiches gilt für L. fulvissimus und L. rubrocinctus. Evtl sind die darin aufgehenden L. iners, L. britannicus und L. ichoratus und evtl noch andere teilweise doch eigene Arten, und L. aurantiacus und M. fulvissimus ss FNE als Aggregate aufzufassen. Ich persönlich hatte bei der Abtrennung von L. aurantiacus zu L. fulvissimus bisher keine Zweifel, da L. aurantiacus auch deutlich schmächtiger daherkommt. Bei meinen L. fulvissimus-Funden dacht ich mir aber schon oft, dass das wohl nicht alles das gleiche ist. Ist dann halt auch bequem die mangels Alternativen nach FNE einfach so zu bestimmen.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hallo,


    nachdem ich in FNE (Heilmann-Clausen et. al.) reingeschaut habe muss ich dir zunächst zustimmen, dass die Sporengrate bei deinem Fund übermäßig ausgeprägt für die dort gezeigten bei L.fulvissimus sind. Da L.fulvissimus aber ein Artenaggregat ist, würde ich das noch in der Variationsbreite ansiedeln. Man müsste mehr Funde mikroskopieren und vielleicht zeigen sich ja dass man eine stärker gratig sporigen Art aus dem Aggregat abtrennen und anhand weiterer Unterschiede beschreiben kann. Wie Werner mag ich bei so einem Habitus weder an die schmächtig kleinen L.aurantiacus noch bei den Farben an L.subdulcis glauben.

    VG Thiemo

    Bestimmungen anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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  • Hallo,


    Du gehst jetzt also fremd. Solche Riesenpilze bin ich von Dir gar nicht gewöhnt.


    Danke für die schöne Präsentation mit wie immer tollen Mikrobildern.


    VG Jörg

  • Hallo Björn

    Schöne Fund, vielen Dank für die Aufbereitung. Die 15 heisst mittlerweile Cortinarius (Phl.) varius (Schaeff.: Fr.) Fr.

    BG Andy

  • Hallo zusammen,

    bezüglich der Milchlinge mit warm rotbraunen Farben aus der Eifel drehe ich mich seit Jahren im Kreis. FNE ist inzwischen etwas in die Jahre (1998) gekommen und ich habe mir Malt die Flora Agaricina Neerlandica Vol. 7 angesehen. Annemieke Verbeken ist wie bei FNE als Autorin dabei. Sieht man sich die Sporenzeichnung und Beschreibung von Lactarius fulvissimus an (rather acute warts and short ridges, sometimes connected or aligned, often isolated, sometimes forming a very incomplete to subcomplete reticulum) tendiere ich in Verbindung mit dem von Werner angesprochenen Lamellenansatz zu L. fulvissimus. Jedoch molecular data show, that there is more than one species in the complex).
    In der Artendiskussion wird übrigens nicht auf L. aurantiacus eingegengen. Diese Art wird nach wie vor "in a bro sense" incl. mitissimus aufgefasst und soll sich durch einheitlich orange Farbtöne auszeichen, was bei Björns Fund sicherlich der Falll ist.
    Ich nehme momentan nur noch kleine orangebraune Milchlinge mit und prüfe auf L. cremor mit runden Sporen, die ich im gleichen Gebiet in diesem Jahr schon zweimal dabei hatte. Teilweise in engem räumlichen Zusammenhamg mit björns Fund.

    LG Karl

  • Hallo zusammen,


    das beruhigt mich ja, daß ich nicht der Einzige bin, der sich mit den orange-braunen Milchlingen schwer tut. Wenn ich vorher gewußt hätte, daß die einem graue Haare machen, hätte ich sie wohl einfach ignoriert und stattdessen irgendwelche anderen Pilze angeschaut. Gab ja mehr als genug davon :D


    Björn

  • das beruhigt mich ja, daß ich nicht der Einzige bin, der sich mit den orange-braunen Milchlingen schwer tut. Wenn ich vorher gewußt hätte, daß die einem graue Haare machen, hätte ich sie wohl einfach ignoriert und stattdessen irgendwelche anderen Pilze angeschaut. Gab ja mehr als genug davon :D

    Hallo Björn,

    ich stand bei den beiden letzten Exkursionen sicher zehnmal vor schönsten Exemplaren und habe mich immer davon losgerissen. Auch das will gelernt sein :)

    LG Karl