Hallo zusammen, beim gestrigen Spaziergang durch den Hauswald gab es für mich zahlreiche neue Arten in jenem zu entdecken. Dieser Wald bzw. die Waldstücke um ein Bachtal sind für mich schon besonders, da hier durchaus eine hohe Artenvielfalt herrscht und ich hier schon viele schöne Erlebnisse und Funde hatte.
Gestern gab es dann wieder eine Überraschung, mit welcher ich mich ersteinmal auseinandersetzen musste. Ein Areal mit zahlreichen Fruchtkörpern einer Kraterelle, die sich mir aufgrund der Fruchtkörper mit von kräftig gelb, bis schwarz reichenden Fruchtkörpern nicht direkt erschließen wollte. Die schwarzen Fruchtkörper erinnerten schon an die Totentrompete, aber es gab eben auch massiv gelbe und Übergänge. Hier mal ein Überblicksbild (die schwarzen Fruchtkörper muss man suchen, sind extrem gut getarnt):
Bei einer Kurzrecherche "schwärzender Kraterelle" landet man schnell bei C.melanoxeros, die es aber nicht sein kann, keine wirklichen Leisten.
Ende vom Lied, es ist wohl eine gelbe und dann umfärbende Form der Totentrompete
01 Craterellus cornucopioides (L.) Pers.,
es sind wohl in der Vergangenheit eine Art Craterellus konradii Bourdot & Maire beschrieben, auch mit viel Aufwand Intermediärformen (vgl hier: https://www.researchgate.net/p…ucopioides_and_C_konradii ), oder auch eine Craterellus cornucopioides var. flavicans Sacc. beschrieben worden (findet sich auch bei Winkler, Keller). Im Index fungorum ist das alles synonymisiert: https://www.speciesfungorum.or…ecies.asp?RecordID=153130
Außerdem scheint es auch rosa Varianten (roseus) zu geben und auch sonst spricht die Vielzahl der Synonyme wohl für eine hohe Variabilität der Art. Jedenfalls habe ich das Spektakel da nicht schlecht bestaunt:
Hier bereits mit Übergängen:
auch hier schön zu sehen:
Wunderschön auch das Farbspiel hier:
Weitestgehend gelbe Fruchtkörper neben schwarzen:
Aber auch Büschel mit rein schwarzen Fruchtkörpern am gleichen Standort! (siehe auch erstes Bild, oberer Teil, gut getarnt):
Auch sonst gab es Pfifferlinge:
02 Cantharellus amethysteus (Quél.) Sacc. - der amethystschuppige (das ist zumindest meine Vermutung, nur wenige Fruchtkörper, hielt ich erst für cibarius, aber in der Mitte zeigte sich dann schon eine zarte Schuppung, nicht sehr ausgeprägt, aber die Art habe ich für das Gebiet definitiv schon nachweisen können:
Ansonsten frage ich mich hier, ob es sich um
03 Cantharellus friesii Quél. handeln kann, den Samtpfifferling oder Aprikosenpfifferling. Auch dieser ist aus unserem Gebiet hier bekannt, er ist hier durchaus verbreitet.
Eine feinsamtige Oberfläche und orangegelbe Oberfläche konnte man auf jedenfall feststellen.
Sehr gefreut habe ich mich auch über
04 Hericium cirrhatum - der dornige Stachelbart, ebenfalls ein Erstfund für mich, muschelförmig, kaskadenartig seitlich am Laubholz
Sehr gut zu identifizieren, durch seine hellen Fruchtkörper und Stiele, den runzeligen Hut und die bei Verletzung langsam rosa werdenden Lamellen:
05 Lactarius pterosporus - der flügelsporige Milchling, der ebenfalls ein Erstfund für meinen Hauswald darstellt
Quick and Dirty reingelinst:
Ebenfalls ein Erstfund für den Hauswald (nicht für mich),
06 Inocybe fraudans - der Birnenrisspilz (gegebenenfalls aber auch I.corydalina, welcher auch bekannt ist für das Gebiet, siehe Diskussion unten), jedenfalls mit diesem kräftigsten Geruch nach überreifen Birnen (Fraudans hatten wir dieses Jahr auch schon mehrfach in der Eifel, und auch hier im Forum taucht er ja auf, scheint auch ein ganz gutes Jahr zu haben), nicht weiter mikroskopiert
Dann noch etwas, was ich mal gar nirgends hinsortiert bekommen habe. Winzig klein auf schwer verrottendem Laubholz (in Laubmischwald mit Buchen,Hainbuchen, Eschen, Hasel) ein Fruchtkörper der mich erstmal von oben an einen Nabeling erinnert hat, beim umdrehen dann aber eine glatte Unterseite gezeigt hat. Die Frage, ob der vielleicht winzigste Poren hat, konnte ich dann zu Hause verneinen und im Schnitt war dann doch schnell klar, dass das ein Asco sein muss. Mit Winkler/Keller bin ich dann ganz flott zu einer mir bis dahin unbekannten Gattung gelangt: Rutstroemia, ich gehe hier aus von
07 Rutstroemia firma cf - der zähe Stromabecher oder Eichen-Stromabecher (da scheint es aber auch eine Vielzahl von Verwechslungspartnern zu geben, wobei die Mikromerkmale schon auch gut zu firma passen, genau wie die Farben):
Leider keine ganz guten Fotos aus dem Feld, weil es schon dunkel wurde und die Zeit auch drängte:
Am Schreibtisch: Makrolinse Unterseite und Schnitt (FK < 1cm)
Asci mit amyloidem Apikalapparat, 8 Sporen mehr uniseriat, Sporen mit kräftigen Tropfen:
in KOH 3%, ja ich weiß, Wasser wäre erstmal zielführender hier:
In Baralscher Lösung
Hier sieht man noch die Ascibasis:
So, das war doch mal ein schöner Abendspaziergang mt tollen Erstentdeckungen für mich und für das Gebiet.
LG Sebastian