Wasenalp 03.09.2023

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 914 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Am Sonntag war ich mit unserem Verein unterwegs. Nebst einem feinen Pilzrisotto und Raclette gab es auch ein paar interessante Pilze zu entdecken.

    Habitat wenn nicht anders angegeben: Lärchenwald auf ca. 2100m


    1:

    Kleine, hygrophane Trichterlinge sind der Horror. Mit dieser bräunlichen Hutmitte und dem pilzig-anisartigen Geruch komme ich auf Clitocybe lariciola.

    Nur die Lamellen sind zu stark herablaufend. Ob das nun stimmt weiss ich nicht, vollständige Beschreibungen von der Art sind Mangelware.

    Glaubwürdige Fotos habe ich auch nicht gefunden.


    Die Sporen sind klein, meist kürzer als 5 µm.


    HDS nur schwach intrazellulär pigmentiert.



    2:

    Eine Infundibulicybe... Auffallend sind die dicklichen, entfernen Lamellen. Geruch unspezifisch.

    Wichtig bei dieser Gattung ist die KOH-Reaktion auf der Hutoberfläche, hier war sie negativ.

    Es scheint da eine dubiose Art zu geben, die Singer einmal Clitocybe altaica nannte. Harmaja kombinierte die Art zu Infundibulicybe altaica um.

    Die soll wohl für das Habitat typisch sein und passt in jeder Hinsicht am besten zu meiner Kollektion.

    Aber auch hier ohne Gewähr. Das Chaos in dieser Gattung ist zu gross.


    Sporen typisch tropfenförmig.


    Pigment intraparetial.



    3:

    Der hier ist wohl klar. Laccaria bicolor. Er wuchs weiter unten im Tal bei Birken, Erlen und Fichten.



    4:

    Pholiota mixta habe ich vorletztes Jahr am gleichen Ort gefunden. Nicht genauer untersucht.



    5:

    Hier habe ich keinen blassen Schimmer was es sein könnte. Ich komme nicht einmal auf eine passende Gattung,

    Sie wuchsen am Strassenrand, dicht gedrängt, in einem Thymian-Polster. In der Nähe einzelne Lärchen.

    Geruch schwach, angenehm, unspezifisch.

    Vermutlich ist es irgendeine triviale Art, und ich sehe einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.


    Sporen elliptisch, einige auch subfusiform, 5-6 x 3-3.5 µm


    Leider ist mir kein Sporenabwurf geglückt. Im Präparat meine ich aber, dass die SPoren schwach amyloid sind. Aber da kann ich mich täuschen.


    An der Lamellenschneide findet man massenhaft spitze, haarförmige Elemente.


    Ähnliche "Pileozystiden" findet man auf der HDS, die ansonsten eine kompakte Kutis ist.


    Am Stiel findet man dieselben Kaulozystiden.


    Vielleicht hat jemand eine Idee was das sein kann?


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo zusammen


    Ja ich hatte auch schon den Gedanken dass es ein Befall ist.


    Nebst den "Zystiden" scheinen mir für Calocybe carnea auch die Sporen nicht ganz zu passen.

    Habe die Art bisher nur einmal mikroskopiert, da waren die Sporen länger und schlanker:

    Aber möglich, dass das in der Variationsbreite der Art liegt.


    Wenn niemand eine zündende Idee hat, würde ich die Kollektion wegen Verdacht auf Befall verwerfen.


    Gruss Raphael

  • Servus Raphael, hast du schon an Dermoloma gedacht?

    Liebe Grüße Rudi

    aktuell vor dem APR21: 8 Punkte... Eintritt: 8-5= 3 Punkte - inzwischen durch Stummmalus 3-5= -2 Punkte

    Platz12 : +4P, Segmentwette: +4P, Pltzierungswette: +10P= 16 Chips

    wp.markones.de

  • Hallo zusammen


    Nr. 1 hat sich nun endlich geklärt. Ich habe die Kollektion letztes Jahr sequenzieren lassen.

    Im Blast kam ein unglaubliches Chaos diverser Trichterlinge heraus, unmöglich daraus eine "Bestimmung" abzuleiten.


    Aber es lohnt sich, ab und zu nochmal zu blasten.

    Jetzt gibt es einen sehr guten Treffer mit der Typus-Sequenz von Collybia tomentostipes, die 2023 aus Tibet beschrieben wurde.

    Nach unserem Verständnis müsste sie eher Clitocybe tomentostipes heissen, sie wurde in diesem Paper publiziert wo einige Trichterlinge und Rötelritterlinge in Collybia umbenannt wurden.

    Die Morphologie stimmt perfekt überein, auch das Habitat passt. Und angeblich gibt es einen Nachweis dieser Art in Kanada, sie scheint also nicht auf Tibet beschränkt zu sein.


    Vermutlich ist es eine weltweit verbreitete Art, die auch in Europa schon lange einen Namen hat, aber niemand weiss mit Sicherheit welcher das ist.

    Bis hier jemand einen Typus-Beleg ausgräbt und die gleiche Sequenz bekommt, belasse ich es wohl oder übel bei dem chinesischen Namen.


    LG Raphael