Russula raoultii cf, diesmal in rot statt gelb?

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  • Hallo Pilzfreunde,


    ein Bestimmungsproblem erzeugte mir diese rosa ausbleichende Gruppe Täublinge, gewachsen bei Eiche und Buche am Wald- Wiesenrand im Gras/Moos und rel. trockenem und sonnigen Standort.


    Mit dem Sporenpulver weiss, dem leicht scharfem Geschmack und Hautfarbe rot schickt mich EINHELLINGER S.301 zu dem Emetica agg. dessen Mikro- und Makrobeschreibung mir zum Fund allerdings nicht so gefällt. Der Alternativweg zu den Citrinae mit ausgeblichen-gelblichem Hut anstelle rot, wie auf den Bildern zu sehen und damit zu R. raoultii hin täte mir besser gefallen, mit allen Makro- und Mikromerkmalen außer der fehlenden geforderten Schärfe. MARXMÜLLER zeigt auf S.252-253 auch eine rote R. raoultii (allerdings ihr zugetragen).


    Ins Auge gefasst wurde auch R. rhodomelanea die auch grau-bräunlich verfärben soll, dessen Guajak-Reaktion aber Null, die Lamellen mit Anilin blau werden sollen und die Dz an den Septen eingeschnürt sind, fällt somit also auch raus. Vielleicht ist der Arbeitsname aber alles ein Irrweg von mir obwohl bis auf den Geschmack ja alles passen würde.


    Hier erstmal die Funddaten dazu:


    R23-025 raoultii rot

    31.08.2023 - 15:15

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    Eingestufte Art evtl: rhodomelanea

    Anz. Exemplare: 8

    Hutgrösse cm: 5

    Evtl. mögl. Baumpartner: Eiche

    Auffälliges Merkmal:

    - wie Funde 2020 alle Pilze wie verwurzelt beim Entnehmen, siehe ein Stielmerkmal Wurzelreste


    Sonst. Angaben:

    - Geschmack sehr unangenehm und bitter, Stinktäublingsartig, sehr leicht schärflich, nächster Tag dito

    - Lamellen färben bläulich violett-grau beim Altern

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    FUNDORT, bei Laubbaum, Waldrand, Grünfläche/Wiese, Moos, Gras, trocken, 400 - 800 m,

    BÄUME 10m UMKREIS, Buche (Fagus), Eiche (Quercus),

    EXEMPLARE, mittel, älter, gesellig,

    HUT GRÖSSE, 3 - 5 cm,

    HUT FARBE, rosa/rot, creme/weiss, ausblassend,

    HUT OBERFLÄCHE, gedrückt/vertieft, seidig, radial aderig,

    HUT MITTE, heller, ws/creme,

    HUT RAND, gerieft, höckrig, lappig,

    PEELING, 1/2 mehr oder weniger,

    UNTER HUTHAUT, durchgefärbt, rötlich,

    LAMELLEN, spröde, weiss bis creme, rel eng-stehend,

    STIEL OBERFLÄCHE, weisslich/creme, runzelig/geriffelt,

    STIEL ZUSTAND, relativ kurz, dick über 2cm, zerbrechlich, weich, hohl, wattig, wässrig,

    STIEL VERFÄRBUNG, ins bräunliche, ins grau/schwarze,

    GERUCH, neutral, schwach, Brot/Gebäck,

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    GESCHMACK, verzögert, leicht scharf-schärflich, bitter, brechreizend,

    SPORENPULVER, Ia,

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    Chemie:

    FeSo4, nur schwach rosa,

    GUAJAK (8 sec), Stiel: ++ hell dann dunkler, Lam: +++ schlagartig,

    KOH (gepr.),

    SV Frischpilz (gepr.), färbt hellbl/purpur,

    ANILIN (gepr.),

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    1) Fundstelle noch in der Traufe der Buche / Eiche


    2) wunderbares rosa-rot, gerippter Hutrand


    3) die Hutmitte ausbleichend


    4) Zersetzungsprozess geht Richtung braun/grau, auch junge Exemplare hatten diesen bitterlichen-wiederwärtigen Geschmack und nur zarte Schärfe


    5) mancher Stiel gut über 2cm Dm


    6) Stiele äusserst schwer und unversehrt aus dem Boden zu entnehmen


    7) die huthaut gut zu 1/2 abziehbar, darunter rötlich


    8) Stiele über Nacht sehr geschrumpft, braun / graue Verfärbung, ein Hartnäckiger mit seinen Wurzeln dran


    9) auffallend die bläulich-violett-graue Verfärbung der Lamellen, kommt hier nicht so gut raus


    10) Exsikkat ohne Verfärbung gelungen


    11) Sporenpulverfarbe nach Romagnesi Ia


    12) Karbolfuchsin, obligatorische Untersuchung, sieht fast grieselig inkrustiert aus


    13) SV, Dz zahlreich und überwiegend keulig, auch z.T. lang


    14) Kongo, Dz max 1x septiert, Huthauthaare fädig, lang, stumpf auspitzend, verzweigt


    15) Kongo, Dz bis zu 10 mü breit, Breite der Hh Haare um die 3,5 mü


    16) Wasser, Sporen breit ellipsoid


    17) Melzer, die Sporenwarzen bis zu 0,75 mü hoch


    18) das Sporenornament feinlinig bis gratig teilnetzig/netzig


    19) primitiver Stackversuch, sogar der Hilarfleck ist schwach amyloid


    20) Messprotokoll der Sporen in Wasser,

    gegenüber EINHELLINGER Maße: 7- 7,8 -8,5 (9) x 6- 6,7 -7,2 (7,5) Q = 1,16 V = 183



    Wie ist eure Meinung zu einer roten R. raoultii? Auch schon gehabt? Oder eine Anomalie und deshalb nicht public? Oder doch was anderes?

    Ich jedenfalls komme zu keinem anderen Ergebnis als zu R. raoultii in rot


    Danke für die Aufmerksamkeit und einer Antwort


    claus

  • Hallo Claus,


    zur Artstimmung kann ich leider nicht beitragen, wollte aber meine Freude über die sehr guten Mikroskopbilder zum Ausdruck bringen: Das Sporenornament ist wirklich sehr schön eingefangen, sogar der amyloide Hilarfleck ist deutlich zu erkennen!

    Super. Ich wollte ich bekäme da so gut hin.


    LG, Martin

  • Hallo Claus,

    Erstmal Gratulation zur perfekten Dokumentation

    "Primitiver Stackversuch" ist masslos untertrieben.

    Nur eine kurze Frage: Warum ist das nicht einfach R.nobilis (fageticola) , der Buchenspeitäubling

    Auch da wäre auf den ersten Blick nur der etwas spezielle Geschmack ein Problem, oder ?

    Gruß

    Uwe

  • Hallo Claus,

    von roten R. raoultii hatte ich schon gehört. Üer die Häugikeit dieser Erscheinung kann man nichts sagen, da die Art dann wohl meistens nicht erkannt wird. Die Übereinstimmung der Mikroskopie sehe ich wie Du und habe auch mit eigenen Mikros verglichen.
    Bei Durchsicht meiner 7 Kollektionen von R. raoultii habe ich auch gelegentlich einen gerippten Hutrand allerdings nur bei ausgebreiteten Fruchtkörpern wie dem rechten in Bild 3. Bei Exemplaren mit noch eingerolltem Rand habe ich Rippen wie auf Deinem Bild noch nicht gesehen, aber das kommt ja auch bei anderen gewöhnlich nur alt am Rand gerippten Arten mal vor. Ich kann Dir R. raoultii zwar nicht bestätigen, aber was Besseres fällt mir momentan auch nicht ein. Bleibt allerdings der abweichende Geschmack. Ich kenne R. raoultii nur rasch brennend scharf und habe sie nie länger im Mund behlaten um evt. noch eine bittere oder andere Komponente feststellen zu können.

    LG Karl

  • Hallo an Alle,


    danke erstmal für eure Argumente die mich schon zum weiteren Nachdenken über die ausblassende-rote Hutfarbe und den nur leicht scharfen- aber auch bitterlichen Geschmack anregten.


    Der Vorschlag von Uwe ist nicht aus der Welt zu weisen, im Gegenteil, habe ich doch R. nobilis/fageticola wegen der oft dargestellten zylindrischen- und auch mehr septierten Pileozystiden ausgeschlossen. Die mikroskopische Landschaft von R. raoultii und R. nobilis gleichen sich miteinander, aber das Gesamtbild meines Fundes sprich: Hutfarbe rot, leicht scharfer Geschmack, Lamellenverfärbung bläulich beim Altern, das zusammen-addiert zeigt schon in Richtung R. maitei/nobilis/fageticola Agg. Das scheint mir ein variabler und komplizierter Komplex zu sein wo andere schon ihre Zähne ausgebissen haben.


    Andersrum: warum sollte ausgerechnet bei mir auf einmal eine R. raoultii mit rotem Hut und diesmal noch mit leicht scharfen Geschmack (danke Karl) daherkommen? Nee...


    Ich bedanke mich bei euch vielmals und schiebe meinen Pilz jetzt erstmal in das R. mairei/nobilis/fageticola agg.


    claus