Im Schluchtwald Raritäten jagen

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.207 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aretah.

  • Hallo liebe Foris,


    innerhalb von einer Woche (Sonntag und Donnerstag) hatte ich die Gelegenheit, ein tolles Gebiet zu begehen.

    Das Gebiet ist durchzogen von feuchten Gräben und einer hohen Schlucht, in der ein Bächlein fließt.




    Das Mikroklima ist feucht und kühl.

    Asbald zeigten sich die ersten Pilze...


    Sonntag


    1)


    1) Leotia lubrica mit Befall



    2) Helvella elastica



    3) Helvella macropus



    4) Roridomyces roridus



    5) Adelphella babingtonii



    6) Und das Highlight des Tages - Clavaria rosea!


    Angespornt vom Fund der Clavaria fuhr ich am Donnerstag noch einmal da hin. Trotz der 28 Grad war es im Wald angenehm kühl, nur die Mücken extrem lästig.

    Auf allen Vieren, schlammig von Kopf bis Fuß suchte ich die matschigen Wegränder und Böschungen ab.

    Da wird man schonmal von neugierigen Spaziergängen beäugt und gefragt, was man denn da tue.

    Zu Antworten, "Ich habe meinen Verstand verloren und suche ihn gerade. Wollen Sie suchen helfen?" fand wohl nur ich so witzig.


    Donnerstag




    7) Geoglossum umbratile





    8) Direkt zwischen den Geoglossum diese Clavaria, die ich nach Franchi & Marchetti als Clavaria californica geschlüsselt habe.
    Weiße FK mit stacheligen Sporen hat sonst nur Clavaria aculeata, hier sind die Stacheln aber viel länger.




    Befallsbild:





    9) Einen halben Meter darunter: Clavaria flavipes, det. Karl Wehr.

    Offenkundig sind diese mit irgendetwas befallen, das diese Sporen produziert. Kugelrund, um 20 Mikrometer Durchmesser.
    Das Präparat wirkte gelatinös, keine Basidien oder Sporen zu finden.

    Vielleicht findet sich ja jemand, der diesen Befall kennt.







    10) An einem kleinen Rinnsal mit Ahorn, Clavaria falcata.

    An CHEGD-Fungi zähle ich (nicht alles fotografiert) also:


    Hygrocybe conica s.l.
    Entoloma incanum
    Entoloma incarnatofuscescens
    Clavaria rosea
    Clavaria californica
    Clavaria flavipes
    Geoglossum umbratile


    Ich werde auf jeden Fall den Wald weiter beobachten und ihn dieses Jahr noch mehrmals besuchen, auch wenn er 2h von mir entfernt ist. Ich habe aber Familie nur 10 Minuten entfernt!



    11) Ionopezia ionella



    12) Paragalactinia succosa



    13) Paragalactinia michelii



    14) Hier habe ich Peziza depressa im Sinn, bin mir aber nicht sicher.



    15) Geopora cervina



    16) Hier vermute ich Helvella ephippium, die habe ich aber noch nicht geschlüsselt, genau wie die nachfolgene Art.



    17) Helvella sp.


    Nicht hier aufgezählt sind außerdem zahlreiche Leistlinge, Cortinarien und noch ein paar alltägliche Ascos, wie Humaria.

    Das würde den Rahmen sprengen.


    Ich hoffe es war Interessantes für euch dabei,


    LG
    Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,


    vielen Dank für die Mitnahme in diesem interessanten Wald. Wirklich schöne und die mich seltene, großteils ungesehene und toll fotografiere Pilze zeigt du uns hier.

    Ein sehr schöner, lebhafter Bericht!

    Ich bin gespannt, ob ich auch einmal so etwas Interessantes entdecken darf.


    LG, Martin

  • Hallo Elisabeth,


    tolle Funde! Bei der befallenen Calvaria mußte ich von den Sporen her sofort an eine Tremella denken. Da müßten dann aber natürlich auch septierte Basidien im Präparat zu finden sein (davon ab hat der niederländische Phragmo-Schlüssel keine Tremella an Clavaria gelistet). Entoloma incanum hast du mikroskopiert um E. verae auzuschließen?


    Björn

  • Hallo Elisabeth,


    tolle Funde! Bei der befallenen Calvaria mußte ich von den Sporen her sofort an eine Tremella denken. Da müßten dann aber natürlich auch septierte Basidien im Präparat zu finden sein (davon ab hat der niederländische Phragmo-Schlüssel keine Tremella an Clavaria gelistet). Entoloma incanum hast du mikroskopiert um E. verae auzuschließen?


    Björn

    Die Entoloma cf. incanum wartet noch im Kühlschrank. Der Rest hat heute genug Zeit gefressen.


    LG

  • Hallo Elisabeth,


    tolle Funde hast Du da gemacht. Die meisten von denen sind mir noch nie begegnet.


    Danke fürs Zeigen.


    VG Jörg

  • Hallo Elisabeth,


    danke für's Zeigen und Mitnehmen!


    Tolle Sachen hast Du da gefunden.


    LG,

    Steffen

  • Großartige Funde, Elisabeth! :thumbup:

    Es lohnt sich immer, solche speziellen Biotope aufzusuchen - man kann da die tollsten Sachen entdecken!

    Natürlich kann man da nicht einfach so durchschlendern, sondern muss sich viel Zeit nehmen - wenn's sein muss auch auf allen Vieren!

    "Ich habe meinen Verstand verloren und suche ihn gerade. Wollen Sie suchen helfen?"

    :D Werde ich mir merken, wenn mich die nächsten Spaziergänger fassungslos fragen, was ich da mache, während ich voller Begeisterung über Viehweiden robbe!

    Und mich +/- elegant zwischen diversen Dunghäufen hindurch schlängle. Um ab und zu etwas Sch... in diverse Kistchen zu packen!


    LG, Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Elizabeth,

    11) Ionopezia ionella

    Bitte einmal bei dieser Art nach Schnallen suchen, denn es handelt sich, um ein Artenkomplex.

    Siehe Ionopezia gerardii agg. Anfrage


    VG : Thorben

  • Ich fand den Spruch auch witzig! :glol:


    Deine rosa Rarität hat mich hier richtig überrascht. Wir haben die Schönheit ja mal auf einem Nordtreffen gefunden.

    Aber das war eine ganz andere Umgebung. Ehemaliger Truppenübungsplatz, mit Dünen und Grasflächen wo noch Rinder und Ziegen weideten.


    Und hier nun Wald, Schlucht, Gewässer. Da frage ich mich, welche Ansprüche dem Pilz eigentlich wichtig sind. :gkopfkratz: Und wo man demnach noch fündig werden könnte.

    Auf jeden Fall noch herzlichen Glückwunsch zu diesem Ausnahmepilz!



  • Ich habe mich mit Björn Wergen vor einer Woche drüber unterhalten. Es ist wohl nun so, dass gerardii s.str. ein amerikanisches Taxon ist und europäische Aufsammlungen ionella heißen müssen.

    Ob die Anfrage von Van Vooren noch aktuell ist, weiß ich daher nicht


    Lg

  • Hallo Elisabeth,

    wenn das Runde keine Sporen sind, ist Clavaria flavipes nicht gesichert auch wenn sie farblich sehr gut passt. Es gibt ja z. B. noch C. flavostellifera, die im Alter ähnlich sein kann.

    LG Karl

    Vielleicht finde ich die Art ja nochmal.

    Dann kann man das nochmal überprüfen.

    Danke für deine Einschätzung.


    LG

  • Hallo Elizabeth,

    die Anfrage von Van Vooren ist aktuell, denn ich hatte ihn vor einer Woche ebenfalls einen Fund gemeldet.

    Es steht fest, dass es Ionopeziza gerardii (oder I. ionella oder Peziza gerardii) Aufsammlungen mit und ohne Haken gibt und das es verschiedene Arten sind.

    Ich kann dir nicht sagen, wie der aktuelle richtige Name heißen soll, aber solange alle wissen, dass es ein und derselbe Fund ist, dann ist es meiner Meinung nach egal.

    Man darf ja auch Synonyme verwenden ;)

    Sollte aber die Amerikanische Art von der Europäischen Art genetisch verschieden sein, dann muss man den Namen natürlich ändern, aber ich bin auch mal gespannt was Nicolas aus dem Ionopeziza gerardii agg. macht.

    Hast du zu deinem Fund einen Beleg gemacht und/oder nach Haken an den Asci gesucht ?


    VG : Thorben


  • Ich bin mir nicht so ganz sicher, wie die Haken hier aussehen sollen.

    Ich habe mal nochmal Fotos gemacht.

    Einen Beleg kann ich anfertigen.


    LG

  • Hallo Elizabeth,


    genau, dass ist für mich Haken+.

    Fertige ruhig mal einen Beleg an.

    Falls du Interesse hast, dann kannst du deinen Fund Nicolas mitteilen.

    Siehe hier:

    Ionopezia gerardii agg. with or without crozier / avec ou sans crochet - Forum ASCOFrance


    VG : Thorben

  • Ich habe Nicolas kontaktiert, er hat sich sehr gefreut.


    LG