Einsame Phlegmacium-Gruppe

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.190 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Ich war heute kurz unter dem Sanetsch-Pass auf 1700m in einem Arven-Fichten-Wald.

    Es gab kaum Pilze, weshalb ich mich diesem Phlegmacium gewidmet habe. Es wuchs am Waldrand auf einer moderat beweideten Bergwiese.


    Geruch schwach, etwas unangenehm. Der ganze Fruchtkörper auffallend hart.


    Velum bläulich-violett.


    Wenn man am Stiel reibt, verfärbt er sich violett. Die Stelle ist auch jetzt, nach 20 Minuten, noch violett (nicht braun).


    Schnittbild frisch...


    Unmittelbare Reaktion mit KOH: Im Fleisch gelb mit Ring, in der Stielbasis negativ.

    Hut und Stiel aussen ohne deutliche Reaktion.


    Nach etwa 20 Minuten zeigt auch der Hut und Stiel eine honigfarbene Reaktion.


    Sporen deutlich warzig, etwa 9-10 x 5.5-6 µm


    An der Lamellenschneide finden sich zahlreiche zylindrische Marginalzellen.


    Ich habe Mühe mit einer sicheren Bestimmung. Nach Soop komme ich auf Cortinarius violaceomaculatus.

    Das Portrait bei Ludwig passt auch einigermassen.


    Was meint ihr dazu?


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo Raphael,


    bin weißgott kein Experte und die Art habe ich auch noch nie in der Hand gehabt, aber in der Sektion kann man ja auch durchaus mit dem Schlüssel von Saar et al. (2022) vorankommen.

    Danach passen die kleinen Sporen, borealer und montaner Standort unter Picea und Pinus. Soll ausschließlich auf Kalk vorkommen. Eine intensiv gelb-orangene KOH-Reaktion ist auch beschrieben. Sei selbst auf dem Hut positiv (die Autoren verwenden 30%iges KOH am Frischmaterial). Stiel auffallend violletfleckig ist im Schlüssel beschrieben und die Bilder im Heft passen auch sehr gut.


    LG Sebastian

  • Hallo zusammen


    Danke euch! Ich lege ihn mal so ab.

    Die Art ist in der Schweiz erst dreimal kartiert, das gibt dann wohl wieder eine Sequenzierung.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo Raphael,

    Den brauchst du nicht Sequenzieren.

    Die Bestimmung ist sehr sicher

    Wir haben die Art regelmässig in Landquart, da wird er halt genauso regelmässig als C.variicolor falsch bestimmt.

    Die Art wurde ja auch erst 1997 beschrieben, entsprechend fehlt sie in den älteren Standard Büchern wie Pilze der Schweiz und wird deshalb oft nicht erkannt oder fehlbestimmt

    Gruss

    Uwe

  • Hallo Uwe


    Es geht mir weniger drum die Bestimmung abzusichern, sondern darum Sequenzen zu sammeln.

    Wir haben zusammen mit der WSL ein Projekt beim Bund eingereicht, um schwer bestimmbare und selten nachgewiesene Arten sequenzieren zu lassen.

    Das Projekt wurde kürzlich bewilligt, du bist ja auch in unserer wissenschaftlichen Kommission und wirst mit davon profitieren (mehr dann an der Tagung, ich hoffe du bist dabei?).

    Wir können nun jedes Jahr ein gewisses Kontingent kostenlos sequenzieren lassen.

    Ob ich diesen hier einreiche oder nicht, hängt davon ab was sonst an Kollektionen in Frage kommt.

    Wenn wir das Kontigent vollständig und sinnvoll nutzen, stehen die Chancen gut dass es in den nächsten Jahr noch mehr gibt.


    Gruss Raphael

  • Hallo zusammen


    Bei diesem Phlegmacium haben wir uns alle mit vereinten Kräften getäuscht.


    Die Sequenz entspricht nur zu 93% dem Typus von Phlegmacmium violaceomaculatum.

    Dafür aber zu 100% dem Typus von Phlegmacmium variicolor oder muricinicolor, das wohl inzwischen ein gesichertes Synonym von variicolor ist.


    Wenn man nach dem AdC schlüsselt, kommt man eigentlich ganz in die Nähe von muricinicolor.

    Nur die Sporen waren bei meiner Kollektion zu klein, meistens < 10 µm. Dadurch landete ich dort in einer Sackgasse.


    LG

    Raphael