Pfynwald 23.09.2023

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.088 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Nach meiner mageren Studienwoche war ich vorgestern in meinem Hauswald, und wurde von den Pilzen regelrecht erschlagen.

    Eine Stunde im Wald, dann musste ich die Flucht ergreifen, es gab einfach zu viele schwierige Arten.

    Hier einige schöne Kollektionen. Bitte korrigiert mich, wenn etwas nicht stimmt.


    1:

    Diesen leuchtend gelbbraunen Bovist fand ich spannend.


    Im Schnitt sieht man eine kompakte Subgleba.


    Capillitium vom Lycoperdon-Type, würde ich sagen.


    Sporen fein punktiert.

    Damit kommt eigentlich nur eine Art in Frage, die gemäss Jeppson auch mal gelbbraun sein kann: Bovista aestivalis.



    2:

    Rötlinge gab es in Unmengen. Aus Zeitgründen blieb ich auf dem Waldweg, wo ich auf fünf Metern fünf verschiedene Rötlinge fand.

    Das hier sollte Entoloma lividocyanulum sein.


    Sporen eher klein, heterodiametrisch. Basidien 4-sporig, ohne Schnallen, keine Zystiden.


    Pigment körnig-intrazellulär.



    3:

    Hier ist der leicht gelbliche Stiel wichtig: Entoloma politoflavipes.


    Sporen klein, selten länger als 8 µm. Basidien 4-sporig, mit Schnallen. Keine Zystiden.


    HDS mit intrazellulärem Pigment.



    4:

    Entoloma porphyrogriseum wollte mir seine Farbvariationsbreite zeigen. Sicherheitshalber nahm ich alle drei Kollektionen mit, mikroskopisch identisch.






    Cheilozystiden, zylindrisch oder fusiform


    HDS mit schwärzlichem Pigment



    5:

    Wer im DGfM-Forum mitliest, kennt den schon: Entoloma cf. subcuboideum


    Sporen kubisch oder pentagonal


    Lamellenscheide fast steril, dicht besetzt von Cheilozystiden.


    HDS...


    ... und Kaulozystiden. Die meisten davon zylindrisch oder keulig, nur sehr wenige mit apikalem Auswuchs.



    6:

    Flammulina fennae ist ein treuer Besucher in diesem Wald.



    Der Sporenabwurf ist missglückt, deshalb nur ein ärmliches Sporenpräparat.


    Cheilozystiden


    Bei Flammulina ist die HDS wichtig, deshalb habe ich mal einen Stack (am Hutrand) gemacht.

    Die grossen Elemente sind Pileozystiden. Die kleineren Elemente sind die Grundstruktur:

    Teils hymeniforme (gestielt-blasige) Elemente, aber auch viele irregulär geformte Ixohyphidien.



    7:

    Für den brauche ich mal wieder den Rat von Ditte :


    Habitat: Kalkboden bei Pinus, Picea, Betula


    Sporen: 8.4-9.2-10.2 x 4.6-6.5-7.2 µm, Q=1.27-1.44-1.94 (n=20)


    Cheilozystiden etwa 47-55 x 15-20 µm


    Pleurozystiden etwas länger. Unter den Kristallen haben viele Zystiden kleine Körnchen.


    Kaulozystiden am ganzen Stiel reichlich vorhanden.


    Die Funga Nordica führt mich zu Inocybe leiocephala. Die ist es aber wohl nicht, wenn man neuere Literatur berücksichtigt.

    Nach Larsson et al. 2014 komme ich am ehesten auf Inocybe lindrothii.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo Raphael

    Grossartig deine Entoloma Funde. Da wäre ich bestimmt Wochen dran zum bestimmen...

    BG Andy

  • Hi nochmal, ja die Gruppe scheint mir richtig zu sein, und nach dem Augenschein zu schließen, würde ich leiocephala und subbrunnea auch ausschließen. Auffällig ist der nicht obtuse Apex der Sporen! Ja, lindrothii scheint mir möglich zu sein, denn die hat im Gegensatz zu leiocephala und subbrunnea, die meist einen stumpfen Apex haben, einen eben nicht obtusen Apex. Die meisten meiner Funde sind aus Finnland, aber Bernd hat sie auch am Albulapass gefunden. Ich weiß nicht, wie hoch dein Hauswald liegt. Die würde ich auch sequenzieren lassen, ist keine häufige Art, wenn sie es ist.

    Herzlich, Ditte

  • Danke dir. Der Pfynwald ist ein trockener Föhrenwald, an der Stelle gab es aber auch einige Birken. Der Fundort ist etwa 750m hoch. Ich habe ihn mir bereits vorgemerkt für die Sequenzierung.


    Lg, Raphael

  • Hallo zusammen


    Also die Inocybe ist laut Sequenz zu 100% identisch mit dem Typus von Inocybe subpaleacea, während I. lindrothii unter 90% kommt.

    Ich habe mich wohl im Schlüssel von Larsson et al. 2014 zu sehr von der vermeintlich einfachen Habitat-Frage verleiten lassen.


    Das hier nur zur Info falls es jemand interessiert.

    Ditte - ich schicke euch die Tage alles weitere zusammen mit einigen anderen Sequenzierergebnissen.


    LG Raphael