WK-Tagung 2023

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.314 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Vergangene Woche hatte unser Verband die Tagung der wissenschaftlichen Kommission in Champéry.

    Die Bedingungen waren leider nicht optimal, aber mit etwas Fantasie fand man genug feuchte Gebiete mit interessanten Pilzen.

    Mein grösstes Highlight war natürlich, dass Ditte uns mit ihrer Anwesenheit beehrte und einen fantastischen Vortrag hielt.


    Aber auch aus der Pilzwelt kann ich ein paar schöne Sachen zeigen. Bitte korrigiert mich, wenn etwas nicht stimmt.


    1:

    Dieser winzige Mehlräsling war wohl noch nicht ganz ausgewachsen, die Hüte waren nicht breiter als 15mm.

    Irgendwie hatte ich aber ein komisches Gefühl, dass es kein normaler Clitopilus prunulus sein könnte.


    Die Sporen waren so wie man es bei Clitopilus kennt, mit Längsrippen.


    An der Lamellenschneide gab es dicht gedrängte Cheilozystiden in mannigfaltiger Form.

    Also vielleicht Clitopilus cystidiatus?


    Aber dieser hier hatte ebenso viele Pleurozystiden, das hat C. cystidiatus nicht.

    Mit Pleuros gibt es meines Wissens nur noch eine Art die in Frage kommt:

    Clitopilus chrischonensis. Meine Exemplare rochen allerdings nach Mehl und waren viel zu klein, was beides nicht zu dieser kürzlich beschriebenen Art passt.

    Da wird wohl eine Sequenzierung nötig sein.


    2:

    Diesen unglaublich grazilen Dachpilz habe ich als Pluteus semibulbosus bestimmt. Manche sehen darin ein Synonym von P. plautus.

    Der linke Fruchkörper ging leider kaputt, als ich ihn mit einem Grashalm berührte.


    Sporen recht klein, ansonsten typische Dachpilz-Sporen.


    Zystiden nicht sehr zahlreich, zylindrisch, einige mit apikalem Fortsatz.


    HDS im Zentrum aus zylindrischen oder keuligen Zellen.



    3:

    Kleine braune Pilze machen mir meistens Spass. Der hier ist recht bekannt, Simocybe centunculus.


    Die Sporen sind bei Simocybe wenig aussagekräftig.


    Zystiden zylindrisch oder leicht keulig


    HDS zellig, nur mit kurzen Pileozystiden.



    4:

    Hieran habe ich lange herumgerätselt. Die Mikromerkmale lassen rasch vermuten, dass es ein Erlenschnitzling ist.

    Aber leider fehlen in der Funga Nordica einige Arten dieser Gattung.


    Sporen kräftig warzig und mit typischer Naucoria-Form.


    Die Zystiden haben einen rundlichen Bauchteil und einen im Verhältnis enorm langen Hals, der teilweise leicht kopfig endet.

    Das ist typisch für diese Art: Alnicola longicystis.


    Pleurozystiden gab es wenige, in der Nähe der Schneide.



    5:

    Dieser trichterlingsartige Pilz unter Erlen hat mich viel Zeit gekostet.

    Recht schnell war klar, dass es ein Lyophyllum ist, die Basidien sind siderophil. Aber dann welches...


    Die Sporen sind winzig, maximal 5 µm lang. Leider gab es keinen brauchbaren Sporenabwurf.


    Die Lamellenschneide ist heteromorph, mit zahlreichen kleinen Zystiden.

    Im Moment finde ich nur eine Art die dazu passt, Lyophyllum minimisporum. Leider eine mediterrane Art...



    6:

    Noch ein Lyophyllum, das ich im Feld zuerst für einen Rötling hielt. Und ebenso schwierig, einen Namen dran zu schreiben.
    Auch hier wieder stark siderophile Basidien.


    Sporen etwas grösser, mit abgeschrägtem Apikulus und einem grossen Tropfen.


    Ich komme irgendwo in die Nähe von Tephrocybe coracina, ohne jede Gewähr.



    7:

    Dieser kleine Holzpilz ist unverkennbar: Gymnopilus bellulus.


    Kleine, kräftig warzige Sporen


    Zystiden recht klein und kopfig.



    8:

    Ein zarter, trichterlingsartiger Pilz mit Mehlgeruch.


    Hier ist der entscheidende Hinweis, dass die Sporen amyloid sind. Da passt nur Pseudoomphalina kalchbrenneri.


    Schliesslich noch ein paar bekanntere Arten ohne Mikrobilder, damit ich euch nicht unnötig langweile.

    Die Risspilze gingen alle über den Tisch von Ditte, deshalb verzichte ich auch bei denen auf Mikrodetails.


    9: Mycena arcangeliana


    10: Pluteus phlebophorus


    11: Clitocybe fragrans


    12: Inocybe geophylla ss. str.


    13: Lepiota pseudolilacea


    14: Lepista gilva


    15: Arrhenia epichysium


    16: Psathyrella bipellis


    17: Galerina pseudomycenopsis


    18: Inocybe nitidiuscula


    19: Inocybe pelargonium


    20: Cystolepiota seminuda


    21: Inocybe pudica


    22: Pholiotina vexans


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    was lässt dich denn bei der 2 P. diettrichii ausschließen? Der Hut reißt doch so schön radial streifig auf!?


    LG, Chris

    ...........................:snail:

    Meine Bilder dürfen außerhalb des Pilzforums.eu nicht veröffentlicht werden, die private Nutzung ist okay!

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  • Hallo Raphael,


    was lässt dich denn bei der 2 P. diettrichii ausschließen? Der Hut reißt doch so schön radial streifig auf!?


    LG, Chris

    Hallo Chris


    P. dietrichii hätte eine andere HDS-Struktur (kürzere, eher gestielt-blasige Zellen) und keine Pleurozystiden.


    Gruss Raphael

  • Hallo Chris


    P. dietrichii hätte eine andere HDS-Struktur (kürzere, eher gestielt-blasige Zellen) und keine Pleurozystiden.


    Gruss Raphael

    Okay, bei den Zystiden stand ja nichts dabei von wo die sind.

    ...........................:snail:

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  • Diesen unglaublich grazilen Dachpilz habe ich als Pluteus semibulbosus bestimmt. Manche sehen darin ein Synonym von P. plautus.

    Servus Raphael,


    tolle Schwammerln zeigst du da wieder!

    Ich weiß gerade nicht auswendig, ob diese Dachpilzarten schon mit Typen und Sequenzen dingfest gemacht wurden, aber die Unterscheidung in Funga Nordica und Gröger zwischen P. plautus mit braunschuppigem Stiel und dunkleren Hüten bzw. P. semibulbosus/depauperatus mit hellerem Hut und ohne braune Stielbeschuppung ist aus meiner Sicht sehr plausibel. Wenn man ein paar Kollektionen von jeder Art beisammen hat, sieht man in der Regel auch im Feld sofort, ob es der eine oder der andere ist. Nur bei einer Kollektion war ich mir im Feld mal nicht ganz sicher.

    Beste Grüße

    Matthias

  • GriasDi Raphael,

    danke für diesen tollen Beitrag. Die Mycena arcangeliana in untypisch in der Nadelstreu. M. flavescens kann sehr ähnlich aussehen. Ein gutes Indiz für M. flavescens ist der starke Radigeruch.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hallo Werner


    Die hatten schon den typischen Jodoform-Geruch.

    Ich sollte doch immer etwas mehr dazu schreiben. Habitat war ein Auwald, but gemischt aus Alnus, Salix und Picea.

    Auf der Nadelstreu liegen sie nur für das Foto, sie wuchsen direkt daneben auf undefinierbarem Totholz, wo das Foto nix geworden wäre.

    Aber ich hätte besser darüber nachdenken sollen, wo ich sie fotografieren :)


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael, was für eine tolle Bilderstrecke, auch mit den weiterführenden Mikros und Erläuterungen. Die allermeisten Arten kenne ich noch nicht. Pluteus phlebophorus hatte ich neulich auch erstmals in der Hand. Aber vieles andere war neu für mich. Danke fürs zeigen.


    LG Sebastian

  • Hi Raphael,

    Interessante "Little Brown Mushrooms" zeigst

    du uns , die Hälfte davon hätte ich wahrscheinlich vorsichtshalber übersehen 😜

    Leider musste ich gesundheitsbedingt kurzfristig absagen, wahrscheinlich hat Erich dir ja die Hintergründe erzählt

    Nächstes Jahr klappt es sicher wieder.

    Beste Grüsse

    Uwe

  • Hallo Raphael

    Eine spannende Rund mit vielen für mich neuen Arten. Bin gespannt was aus deinem Clitopilus Fund rauskommt.

    BG Andy

  • Hallo zusammen


    Nur als Info: Clitopilus chrischonensis hat sich genetisch bestätigt (bin selber ziemlich überrascht...)


    Im Feld gibt es wohl keine Chance, diese Art vom normalen Mehlräsling zu unterscheiden.

    Jetzt muss man wohl jeden Mehlräsling mikroskopieren...


    Gruss Raphael