Phlegmacium, ähnlich C. variicolor

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 588 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von frank2507.

  • Guten Abend!


    Heute ist endlich Winkler/Keller "Pilze Mitteleuropas" bei mir eingetroffen. Da wollte ich gleich mal ausprobieren, ob die Cortinarienbestimmung damit besser klappt. Na ja, immerhin lande ich nahe an C. variicolor, der es aber - zumindest wegen der KOH-Reaktion - eigentlich nicht sein kann.


    Fundort bei mehreren jungen Buchen, in einigen Metern Entfernung war auch eine Eiche, eine Birke und mehrere Kiefern. Lehmboden auf Buntsandstein, Weinbauklima bayrischer Untermain.




    Interessant ist die deutlich violettblaue Fleischfarbe direkt unter der Huthaut. Die Huthaut selber scheint zweischichtig zu sein und ist etwa zu 2/3 abziehbar. Unter der nussbraunen Oberhaut ist eine heller ockerbraune Unterhaut. Mit KOH färben sich nur die Schleierreste an der oberen Stielhälfte schnell dunkelbraun, ansonsten ist da wenig Farbveränderung festzustellen. Der Geschmack ist völlig mild (Hutfleisch und Lamellen, auch ein fingernagelgroßes Stück Huthaut ist mild). Geruch in der oberen Hälfte eher unauffällig, in der Stielbasis so ganz schwach erdig (möglicherweise von den Erdanhaftungen).



    Über Namensvorschläge würde ich mich freuen.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo Cornelius!

    Danke für den Tipp. Habe gerade nachgeschaut, auch diese Art soll mit KOH (und auch mit anderen Laugen wie Ammoniaklösung) eine deutliche gelbe Farbreaktion ergeben.


    Mit den Geruchsangaben bin ich sehr vorsichtig geworden. Abgesehen davon, dass das eine sehr individuelle Wahrnehmungssache ist, scheint das gerade in diesem Formenkreis alles andere als konsistent zu sein:


    " meistens stark erdartig, evtl. auch fruchtig, nach Bananenschalen"


    Wikipedia schreibt dazu, dass die Abgrenzung schwierig ist und es auch eine geruchlose Variante geben soll. Als Quelle hierzu wird der Link zum Tintling genannt, wo der Autor mal seinen Frust rauslässt :


    Erdigriechender Schleimkopf Cortinarius variicolor


    Vielleicht hat Uwe Cortinarius noch eine Idee? Es ist immer gut, wenn man Informationen aus erster Hand bekommt. Ansonsten habe ich keine Idee, wie ich hier ohne Mikroskop und/oder Monografien weiter komme.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Ich würde bei C. largus mitgehen. C. largus riecht kaum und die KOH-Reaktion ist auch bei meinen Funden eher schwach, obwohl ich 30% KOH verwende. Unter Rotbuchen auf Kalk- und basenreichen Böden ist C. largus bei mir neben C. infractus der häufigste Vertreter der Phlegmacien.

    Grüße Axel

    "Das Artensterben ist der neue Klimawandel. Der Verlust der Biodiversität ist die wahre Krise des 21. Jahrhunderts"

    aus Glaubrecht: "Das Ende der Evolution"

  • Hallo Frank,

    den KOH-Test solltest du im Fleisch in der Mitte der Fruchtkörper, also am Übergang Hut zu Stielfleisch durchführen.
    Oft reagieren diese Arten stärker mit schwächerer Laugen da starke Lauge Löcher ins Fleisch brennt.
    Dann erscheint die Gelbreaktion ringartig an den Rändern der Eindellung
    Wichtig ist noch wie sich die Gelbverfärbung nach 20-30min verfärbt: trivial bräunlich oder eher rosa-braun oder gar nicht.
    Und um das ganze nicht zu einfach zu machen: Es gibt noch deutlich mehr Arten wie in der klassischen Literatur erwähnt werden.
    Im letztjährige JEC Heft wurde die ganze Gruppe ausführlich diskutiert und Günter hat den Artikel hier vor kurzen zum Download bereitgestellt.

    RE: Auwald-Phlegmacium

    Eine mögliche Art hier wäre C.pseudodaulnoyae , mit süsslichem Erdgeruch und gern bei Eiche, öfter mal mit knolliger Basis, die sich nach unten verjüngt.
    Diese Art entspricht wohl dem früheren C.nemorensis von Moser

    Gruss

    Uwe

  • Hallo Uwe!


    Besten Dank für die ausführlichen Erläuterungen und den Tipp mit Lauge, ich werde dann zukünftig erstmal mit verdünnter Lauge probieren. Auch wenn gewisse Fragezeichen bleiben, bin ich doch insgesamt ganz zufrieden mit dem Ergebnis (ohne Mikroskop).


    Die frische Schnittfläche habe ich nochmal ausgiebig beschnuppert und kann nix auffälliges feststellen. Den verlinkten Artikel habe ich mir gespeichert und werde den in Ruhe durchlesen. Mit Winkler/Keller habe ich erstmal genug neue Lektüre, alle anderen Pilzbücher in meinem Besitz sind schon viele Jahre alt.


    Wahrscheinlich werde ich mir auch das nächste Woche erscheinende Kosmos-Handbuch Pilze kaufen, damit ich eine Kontrollmöglichkeit habe (sofern die nicht alle voneinander abschreiben ...).


    Beste Grüße,


    Frank