Hallo zusammen,
ich hatte in der Vergangenheit von einer neu entdeckten Saftlingswiese bei mir um die Ecke berichtet:
gestern konnte ich eine wahnsinnig tolle Wiese ausfindig machen, die auf kleinem Raum nur so strotzte vor Artenvielfalt. Es gab einiges zu sehen und ich konnte nicht alles fertig bearbeiten. Hier mal ein paar Eindrücke:
01 Hygrocybe acutoconica - der großsporige Saftling
pilzforum.eu/attachment/492128/
02 Gliophorus psittacina - der Papageiensaftling
pilzforum.eu/attachment/492125/
pilzforum.eu/attachment/492124/
03 Gliophorus irrigata (etwas abgetrocknet) - der graue Saftling
…
Nachdem diese zwei Tage später ratzekahl gemäht wurde, kann man sich nun wieder da blicken lassen, denn die Saftlinge und anderes tut es auch wieder in großer Zahl. Was soll ich sagen, die Wiese da hat nichts von ihrem Zauber verloren, im Gegenteil, ich konnte weitere (seltene) Erstfunde tätigen, bestimmen und damit kennenlernen bzw. den Horizont erweitern. Zusammen mit einer anderen hervoragenden Fläche (von der ich hier auch einige Bilder zeige), die ich schon länger kenne, kann man da wirklich schon hervorragend Wiesenpilze studieren.
Also, was zuerst?
01 Hygrocybe acutoconica – der großsporiger Saftling
02 Hygrocybe cantharellus (Schwein.) Murrill – der pfifferlingsähnliche Saftling (für mich ein Erstfund)
Sporen ca. 10x6µm, vorwiegend breitelliptisch, nicht eingeschnürt
03 Hygrocybe chlorophana (Fr.) Wünsche – der stumpfe Saftling
04 Hygrocybe ceracea – der zerbrechliche Saftling
05 Hygrocybe conica (Schaeff.) P. Kumm. – der schwärzende Saftling
06 Hygrocybe glutinipes (J.E. Lange) R. Haller Aar. – der starkschleimige Saftling (in verschiedenen Farbnuancen)
06a Dies wahrscheinlich auch
06b und dies ...
Im übrigen in enger Nachbarschaft mit
07 Dermoloma cuneifolium - dem runzeligen Samtritterling
08 Hygrocybe ingrata J.P. Jensen & F.H. Møller – rötender Nitratsaftling (für mich ein wunderbarer Erstfund, wollte ich schon lange kennenlernen):
09 Gliophorus irrigatus (Pers.) A.M. Ainsw. & P.M. Kirk – der graue Saftling - kommt auch wieder mit zahlreichen FK, hier mal ein paar junge ...
10 Hygrocybe quieta (Kühner) Singer – Blattwanzensaftling, Schnürsporsaftling
über diesen habe ich mich sehr gefreut, in rauhen Mengen auf der Wiese, hatte ich bis jetzt nur einmal als Einzelfruchtkörper in einem weiter entfernten ausgewiesenen Saftlingshabitat
11 Hygrocybe reidii Kühner – Honigsaftling (dieser zeigt sich auch wieder, allerdings nur nicht so schöne beschädigte Fruchtkörper. Da ist vor mir jemand über die Wiese gestiefelt, schätze ich)
12 Hygrocybe coccinea - der kirschrote Saftling kommt in Unmengen
Beim nächsten Fund gehe ich aus von
13 Hygrocybe calciphila Arnolds - der kalkliebende Saftling
Mit diesem habe ich mich etwas schwer getan, aber die doch großen Sporen (um 10µm) und die kurzen aufgeblasenen Tramahyphen zusammen mit der Erscheinung (Cave: FK winzig, Hut etwa 1cm!) führt mich dann nur dorthin. Für basische Böden ist unsere Ecke bekannt.
13a Etwa einen Meter entfernt und mehr gelb vielleicht das selbe (nicht weiter untersucht):
13b Und das an einem weiteren Standort, will das vielleicht auch mal werden? (Ich weiß es nicht, nicht weiter untersucht)
14 Cuphophyllus pratensis (Pers.) Bon – der orangefarbene Wiesenellerling (durfte natürlich nicht fehlen, bei uns nicht selten)
Irre gefreut habe ich mich dann über
15 Pseudotricholoma metapodium (Fr.) Sánchez-García & Matheny – der schwärzende Wiesenritterling
Ebenfalls ein Erstfund für mich. Dachte erst an etwas Richtung Erdritterling, aber diese samtige oder körnelige Oberfläche kam mir Spanisch vor.
Als der anfing zu röten musste ich an Porpoloma denken, den hatte ich bei Ludwig schonmal im Buch gesehen.
Da lag ich richtig, ein früherer Name für die Gattung Pseudotricholoma, ein Name, der es sehr gut trifft, wie ich finde.
Hier neben H. integrata-Fruchtkörpern
rötet kräftig/auffällig an Druckstellen
Mittendrin statt nur dabei:
16 Clathrus archeri - der Tintenfischpilz
Zum Schluss noch ein weiterer hochinteressanter Erstfund für mich:
17 Hodophilus foetens - der stinkende Samtschneckling (am ehesten s.str. nach Mikroskopie):
Der roch schon, da hatte ich mich noch gar nicht heruntergebeugt, widerlich nach Schwefel, der Schwefelritterling ist nix dagegen. Später habe ich nachgelesen, er wird mit weiteren Gerüchen beschrieben: Fäkalien ... stimmt, irgendwie auch das, Mottenkugeln ... stimmt, irgendwie auch (kenne ich vom Mottenkugelpilz). Eine tolle Mischung. Weiter habe ich noch erfahren wie in "Fäkalien ausgerückte Zigarre" ... naja, unfassbar jedenfalls.
Durchgehende Lamellen über 20 (Meine, ich hätte 21 gezählt - siehe am besten mittleres Bild)
Sporenabwurf läuft noch, ist zur Unterscheidung der Arten im Agg. aber eh nicht kriegsentscheidend, eher wohl Kaulos und HDS
Kaulos
HDS
Überhaupt nicht weiter komme ich mit
17 Spec Camarophyllopsis schulzeri - der hellblättrige Samtschneckling (Danke an Florian!)
Klein (Hut etwa 1,5cm), Weißsporer, Lamellen nicht ganz so kräftig wie bei Hygrophorus, aber irgendwie auch nicht ganz dünn.
Braungelbe Farben, anders als ingrata, der nicht weit daneben stand. OHNE Geruch.
Sporen winzig, globos, mit deutlichem Apikulus, inamyloid: 3,6-4,4 µm (av. 4,0 µm, SD 0,3 µm) x 3,6-3,8 µm (av. 3,7 µm, SD 0,1 µm); Q = 1,0-1,2 (av. 1,1, SD 0,1)(n = 5)
In Melzer:
HDS
Tja, bin für jeden Hinweis dankbar.
Es gab noch soviel mehr, auch Wiesenkeulen und so weiter, aber wo anfangen und wo aufhören. Die Wiese wird jedenfalls weiter beobachtet und exploriert:
Könnte das hier 18 Clavunilopsis umbrinella - die braune Wiesenkoralle sein CF CF ... ich habe keinen Schimmer und bin nicht mehr zu einer seriösen Bestimmung gekommen:
Da auch nicht so oft gezeigt, es gab noch:
19 Lepiota fuscovinacea - den purpurbraunen Schirmling
Und sogar 20 Hemileccinum impolitum - der fahle Röhrling hat sich nochmal gezeigt, vermutlich wegen den warmen Temperaturen, weil er so schön ist:
Tja, insgesamt habe ich nun auf der neuen Wiese allein an Saftlingen bis jetzt 13 unterschiedliche Arten nachgewiesen. Ein tolles Habitat.
Auf eine weitere tolle Wiesenpilzsaison!
LG Sebastian