Hebeloma sp. > Hebeloma crustuliniforme agg.

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 930 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ipari.

  • Hallo zusammen,

    ich habe mir mal eine Hebeloma genauer angeschaut. Mit meiner Literatur komme ich da nicht sehr weit. Es würde mich sehr freuen, wenn jemand eine Idee zur Art hat. Mikros folgen gleich.


    Hut: fahl gelb, glatt, feucht schmierig,

    Lamellen: hellbraun, ausgebuchtet angewachsen, stellenweise braun gepunktet (wohl "tränend" genannt)

    Stiel: weiß, feinflockig, zylindrisch, zur Basis leicht verdickt.

    Fleisch: weiß

    Geruch: Unauffällig

    Standort: Parkanlage mit Hainbuche, Birke, Eiche, Kiefer und vielem mehr.

    Habitus: Kräftig, fleischig


    Mikros:

    -Keulenförmige Cheilozystiden

    -HDS = Kutis

    -Sporen: oval, mit feinkörnigem Inhalt

    9.9 - 11.5 (11.6) × (5.8) 5.84 - 6.6 µm

    Q = (1.6) 1.61 - 1.8 (2) ; N = 12

    Me = 10.7 × 6.2 µm ; Qe = 1.7


    11.16 6.34

    10.66 5.81

    11.31 6.34

    11.62 6.65

    11.53 5.84

    10.35 5.94

    9.87 6.13

    9.92 6.04

    9.86 6.20

    10.44 6.42

    11.47 6.63

    10.46 6.37



    Basidien

    Cheilozystiden

    Hutdeckschicht (HDS)

    Sporen

    Basidiolen oder Pleurozystiden?

    Verzehrfreigaben gibt es nur bei Pilzsachverständigen vor Ort.

  • Hallo


    Um den zu bestimmen, muss man noch die Zystiden genau ausmessen:

    - Länge

    - Dickste Stelle nahe am Apex (A)

    - Dickste Stelle nahe der Basis (B)

    - Dünnste Stelle nahe der Mitte (M)


    5-10 Zystiden so messen, dazu muss man gut quetschen damit man freiliegende Zystiden hat.

    Dann die Koeffizienten A/M, A/B, B/M rechnen und ein paar Bilder der vollständigen Zystiden machen, weil die Form auch wichtig ist.

    Schliesslich noch die durchgehenden Lamellen zählen, ein Fruchtkörper reicht.

    Ah, und die Sporen mit Melzer testen, wie stark dextrinoid sie sind.


    Das alles in https://hebeloma.org/identifier eingeben, dann hat man den Fälbling bestimmt.

    Ohne all die Mühe wird es ein Fälbling aus dem crustiliniforme-Aggregat bleiben.


    Gruss Raphael

  • Hallo Beli und Raphael,

    vielen Dank euch beiden. Das Messen der Cheilozystiden könnte ich mit etwas Mühe noch hinbekommen, aber Melzers habe ich nicht zur Verfügung, von daher kaufe ich gerne das Aggregat ==Gnolm10


    LG

    Jan

    Verzehrfreigaben gibt es nur bei Pilzsachverständigen vor Ort.

  • Boletaceae

    Hat den Titel des Themas von „Hebeloma sp.“ zu „Hebeloma sp. > Hebeloma crustuliniforme agg.“ geändert.
  • Hallo,

    Kann man denn die Art tatsächlich makroskopisch schon als H. crustuliniforme agg. ansprechen?


    VG

    Jan

    Hallo Jan,


    bei den Hutfarben und einem deutlichen Rettichduft käme ansonsten nur H. sinapizans infrage.

    Das Aggregat sollte also passen.

    Wenn du einmal sehr kräftige Hebelomas mit Rettichduft findest, handelt es sich sehr wahrscheinlich um H. sinazipans.

    Bei mir gibt es beide Arten relativ häufig.

    Ich unterscheide die anhand der Größe makroskopisch.


    Natürlich bleibt eine gewisse Restunsicherheit, wenn man kein Mikroskop zur Verfügung hat.


    VG Cornelius

  • bei den Hutfarben und einem deutlichen Rettichduft käme ansonsten nur H. sinapizans infrage.

    Das Aggregat sollte also passen.

    Hallo Cornelius


    Hm, also das kann ich so nicht stehen lassen, da machst du es dir zu einfach.

    Nur an den Hutfarben und dem Rettichgeruch lässt sich ein Fälbling nicht einmal aufs Aggregat bestimmen.


    Rettichgeruch haben etwa 80 von 85 Fälblings-Arten in Europa, davon gehört nur etwa ein Drittel zur gleichen Sektion wie H. crustiliniforme.

    Die Hutfarben sind bei Fälblingen variabel und witterungsabhängig, von weisslich bis hellbraun ist alles möglich.

    Die tränenden Lamellen sind kein konstantes Merkmal, die gleiche Art kann das haben oder auch nicht.

    Deine Aussage ist also etwa so zutreffend wie "alle scharfen Täubling sind Speitäublinge des emetica-Aggregats".

    Nur weil man Fälblinge schlecht makroskopisch unterscheiden kann, darf man da nicht dermassen generalisieren.


    Meine Aussage oben, dass es ein Fälbling aus dem crustiliniforme-Aggregat ist, konnte ich nur aufgrund der gestielt-keuligen Zystiden machen.

    Und selbst da bin ich nicht restlos sicher, weil man kaum keine Zystide ganz sieht sondern meist nur den Apex.


    Hier ein paar Beispiele - die Namen schreibe ich dann später dran. Einige gehören zum crustiliniforme-Aggregat, andere nicht.

    Alle riechen nach Rettich.


    1


    2


    3


    4


    5


    6


    7


    8


    9


    10


    11


    12


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    danke für die Aufklärung.

    Ich habe bisher tatsächlich zu wenig Erfahrung mit Fälblingen um da fachkundige Aussagen treffen zu können.


    Die vermutlichen Fälblinge aus dem H.crustuliniforme Aggregat wachsen bei mir jedoch aktuell in Massen. Evtl. stelle ich da mal ein paar Kollektionen zusammen um ggf. makroskopische Unterschiede sichtbar zu machen.


    Neulich hatte ich einen bislang nicht bestimmten Fälbling der keinen Rettichgeruch hatte. Den Standort werde ich mir nach deiner Aussage, dass fast alle Fälblinge nach Rettich riechen in jedem Fall nochmal vornehmen.


    VG Cornelius

  • Verstehe ich das richtig, dass es auch außerhalb des crustuliniforme-Aggregats Hebeloma mit tränenden Lamellen gibt?

    Hallo Irmtraud


    Naja, es kommt drauf an was man als "crustiliniforme-Aggregat" bezeichnet. Das ist als solches kein klar definierter Begriff, sondern steht einfach für "crustiliniforme und ähnliche Arten". Was aber die Ähnlichkeit genau ausmacht, ist Ansichtssache.

    Wenn man es taxonomisch anschaut, gibt es in der Sektion Denudata vier Subsektionen:

    - subsect. Crustiliniformia hat grundsätzlich immer Tropfen, die sieht man aber nur an reifen Fruchtkörpern gut.

    - subsect. Clepsydroida, Echinospora und Hiemalia haben oft Tropfen, aber nicht immer.


    Es gibt aber auch andere Sektionen, wo Tropfen vorkommen können, beispielsweise in Sektion Velutipes.


    In den neueren Schlüsseln werden diese Tropfen nicht mehr als Merkmal benutzt. Sie sind alters- und witterungsabhängig und bei einigen Arten nicht immer vorhanden.


    Die vermutlichen Fälblinge aus dem H.crustuliniforme Aggregat wachsen bei mir jedoch aktuell in Massen. Evtl. stelle ich da mal ein paar Kollektionen zusammen um ggf. makroskopische Unterschiede sichtbar zu machen.

    Ich weiss nicht ob sich das lohnt. Ohne Mikroskop wird es eine Sammlung von namenlosen Fälblingen. Man hat nicht einmal Gewissheit, dass die vielen Fälblinge im Umkreis von 100 Metern alle zur gleichen Art gehören.


    Neulich hatte ich einen bislang nicht bestimmten Fälbling der keinen Rettichgeruch hatte.

    Ja, da gibt es ein paar Arten. Wenn er kräftig süss riecht, gehört er zur Sektion Sacchariolentia, meistens Hebeloma sacchariolens. Es gibt auch ein paar Fälblinge die nach Kakao riechen können.


    Gruss Raphael