Gilbender Stinker mit mildem Geschmack

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 553 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von frank2507.

  • Hallo!

    Dieses interessante Einzelexemplar hat heute meine Frau am geschotterten Waldweg / Entwässerungsgraben von einem Mischwald gefunden. Ca. 250 Meter über NN , Weinbauklima, Lehmboden auf Buntsandstein, durch Schotter vom Waldweg vermutlich eher basisch. Leider konnte ich den genauen Fundort nicht mehr ausfindig machen und deshalb auch keine Aussage zu den Begleitbäumen treffen.


    Markant ist der aufdringliche und komplexe Geruch, der eine muffig-erdige und eine fast süßlich-parfümierte Komponente hat. Markant ist ebenfalls das Gilben sowohl am Stiel (innerhalb von weniger als einer Minute am Stiel nach Fruchtkörperentnahme) als auch an den Lamellen und am Hutrand (nach einigen Minuten Transport im Auto deutlich feststellbar).


    Ein etwa erbsengroßes Stückchen vom Hut und Lamellen schmeckt völlig mild, etwas mehlartig, und wird weder bitter noch scharf oder zusammen ziehend (auch nach 15 - 20 Sekunden nicht, dann habe ich ausgespuckt).


    Könnte das Richtung Tricholoma sulphurescens/boreosulphurescens gehen? Für T. lascivum finde ich das Gilben nach Literaturabgleich etwas zu markant, allerdings fehlt mir hierzu die eigene Aschauung/Felderfahrung.


    Beste Grüße,


    Frank



  • Hallo Frank,

    das starke Gilben am Stiel könnte ein Indiz für Tricholoma sulfurescens sein, allerdings kenne ich den Pilz nur aus dem Kalkbuchenwald (Cortinarien- und Korallen-Laubwald im südlichen Thüringen), außerdem riecht T. sulfurescens weit weniger stark als seine stinkenden Kumpels. Es bleibt also Restunsicherheit. Gab es denn noch drumherum stehende Exemplare, und wie sahen die aus?

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Stefan!

    An diesem geschotterten Waldweg wachsen auch zahlreiche Cortinarien (z.B. C. alcalinophilus) und Inocybe. Von daher gehe ich von eher basischen Bodenverhältnissen aus (bei Gelegenheit muss ich mal eine Salzsäure-Probe machen, vielleicht ist das sogar Kalk ). Buchen gab es dort auch reichlich.


    Der Geruch ist wie gesagt komplex und schwer zu beschreiben, etwas chemisch-süßlich und auch etwas unangenehm.


    Da ich kein Mikroskop habe, bleibt nur noch die Chemie zur Absicherung. Kann man mit KOH, Eisensulfat, Anilin, Ammoniak, Phenol oder Formalin was machen? Guajak habe ich leider nicht.


    Gruß,


    Frank

  • Hi,


    wäre aufgrund des starken Gilbens auch bei Sulphurescens. Die anderen Arten kenne ich nicht so schnell und stark Gilbens.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Ich schaue gerade mal in meine Tabelle mit den Chemoreaktionen für T. sulfurescens, Momentchen...

    ... Guajakreaktion für ein Tricholoma relativ stark, Umfärbung (getestet am Stielapex) nach 10 bis 15 Sekunden (zum Vergleich: T. lascivum keine Umfärbung innerhalb der ersten drei Minuten)

    Zum Geruch hatte ich notiert: leichter Anklang an T. lascivum, aber wesentlich schwächer

    FG

    Oehrling

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  • Hallo!


    Hier noch die Schnittbilder von gestern (leider auf der dunklen Holzunterlage überbelichtet):



    Und hier von heute auf einem weißen Teller ( viel bessere Farbwiedergabe):



    Beste Grüße,


    Frank