Servus zusammen,
letzens habe ich seit langer Zeit mal wieder eine Flechte eingesteckt. Sie lachte mich auf dem "Gipfel" eines Riffkalkfelsens im oberpfälzer Jura an und war so auffällig, dass ich einen Bestimmungsversuch wagen wollte. Der Standort war vollsonning, Wind-, Regen- und Schnee- exponiert. Ein Flechten Wellnessort also...
Der Thallus war ca 3-4x10cm, pastellgrün, lappig und jung weiss berandet. Aufgrund der Dicke, leichten Brüchigkeit und bogenförmigen Wuchsform vermute ich, dass er schon älter sein müsste. Wie viele Jahre so ein Thallus einer Krustenflechte werden kann weiß ich aber nicht- weiß das jemand von euch?
Die Apothecien sind hell- bis fuchsbraun, jung ebenfalls weiss-, alt schwarz berandet. Abgestorbene Apothecien schwärzend. Bis 3-4mm.
Will man Flechten bestimmen kommt man um den Tüpfeltest nach Wirth nicht herum. Klingt trivialer als es ist, muss ich sagen.
Man sieht keine Reaktion bei K und C und eine Gelbfärbung bei P (in den ersten Minuten hatte sich nichts gezeigt, das Foto ist erst nach 10min aufgenommen worden und ist somit wohl ungültig, weil die Rx rasch auftreten muss?)
Auf den Thallus ein paar Tropfen der Chemikalien aufzutragen ist nicht ja nicht schwer, aber es wird auch der Test des "Marks" verlangt...
Dank KaMaMa weiss ich nun: um an das begehrte Mark zu gelangen muss die ganze Algenzucht weg, darunter liegt das Hyphengeflecht aka Mark.
Mein Plan einen schönen Schnitt durch einen Thalluslappen zu machen und dann unter dem Mikroskop die Reagenzien durchzuziehen musste ich wegen der Bröseligkeit leider verwerfen.
Zum Glück ist mir bei der Aktion ein Lappen aber so schräg zerbrochen, dass Mark freigelegt wurde- worauf ich natürlich gleich losgetüpfelt habe.
Hier trat die Rx bei P sofort schwefelgelb auf, die K und C blieben weiss. Man sieht oben rechts die grüne Algenschicht.
Damit scheidet Squamarina lentigera aus, die sich auf P negativ verhält.
Mikroskopisch haben Flechten auch durchaus was zu bieten finde ich.
Apothecienquerschnitt in Wasser:
Plantage rundlicher (Grün-)algen
Richtig bunt wirds mit Lugol, da färbt sich das gesamte Hymenium blau:
Sporen glatt mit ca 15 etwa gleichgroßen Vakuolen
(12.2) 14.3 - 16.4 (16.6) × (5.6) 5.7 - 6.4 (6.7) µm
Q = (2) 2.1 - 2.7 (2.8) ; N = 10
Die knorpelige Schuppenkruste ist wohl ein typischer Vertreter auf exponierten Kalkfelsen tieferer und mittlerer Lagen in Süd- und Mitteleuropa, die man geläufig als -Jura bezeichnet.
Vielleicht wär das mal eine Möglichkeit für Climbingfreak beide Hobbies zu verbinden?
Viele Grüße,
Ingo