Dann wollen wir mal! Aretah's Zulassungsarbeit

Es gibt 46 Antworten in diesem Thema, welches 6.292 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.

  • Hallo Elisabeth.

    Im Moment bin ich gerade in der Klinik (geplant) und kann nur auf dem iPhone schreiben, das leider auch nur wenn es mir gut geht. Deine Fortsetzung mit drei weiteren Arten habe ich mit Interesse gelesen und denke, dass ich dir im Verlauf des Sonntages antworten kann. Zur ersten Species habe ich einen Vorschlag, der allerdings noch der Beantwortung einiger Fragen bedarf.


    LG, Nobi

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  • Hallo Elisabeth.

    1) Da ich hier keine Caudae sehen konnte, bin ich zu Schizothecium gelangt. Aber ohne Seten auch ein wenig seltsam. Der Sporenkopf hat 35x21, das Pedicel 26x5.
    Doch eine Podospora?

    Podospora: Septum zwischen Primärzelle und Pedicel sich erst bei Reife bildend. Im jungen Zustand noch unseptiert. Pedicel oft länger als der Sporenkopf. Squamufolien nie vorhanden.

    Schizothecium: Sporen bereits im jungen, hyalinen Zustand septiert. Mit Squamufolien, wenngleich bei manchen Arten stark reduziert (nur ein- bis dreizellig). Pedicel nie länger als der Sporenkopf.


    Du gibst das Pedicel ca. 10 µm kürzer als die Länge des Sporenkopfes an. Deinen Bildern nach sind diese Sekundärzellen jedoch so lang wie die Primärzellen wenn nicht gar länger. Also bitte die Sporenmaße nochmals überprüfen. Caudae hast Du keine gesehen. Das ließ mich vorerst an die anhängsellose Podospora globosa denken. Doch letztlich entdeckte ich wenigstens ein basales Anhängsel. Im Zweifelsfall Sordariaceae auch immer in Indian Ink untersuchen!


    2) Hyaline Fruchtkörper, fast nur aus Asci bestehend. Asci sehr kurz, bis zum Stiel mit Sporen gefüllt.
    Eine 64-sporige Art wäre Thelebolus crustaceus. Die Sporen mit 11,6x6,5 im Mittel sind allerdings zu groß. Viel besser passen würde Coprotus niveus.
    Was meint ihr?

    Das ist zweifellos Coprotus niveus. Kann man bereits makroskopisch dank der großen hyalinen Asci ganz gut festmachen.

    3) Wirklich überrascht hat mich dieser Fund... Ein Tipp von Björn Wergen brachte mich zu Copromyces bisporus.

    Ein überragender Fund! Den Tipp hättest Du allerdings auch im Forum bekommem können, da ich Sven Heinz' Fund nachmikroskopieren konnte. :) Übrigens scheint es sich bei Pilze-Deutschland.de um eine Doppeleingabe zu handeln.


    LG, Nobi

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  • bitte die Sporenmaße nochmals überprüfen.

    Lieber nobi,


    Dienstag habe ich nochmal die Gelegenheit über die Proben zu sehen und werde die Podospora noch genauer überprüfen.

    Den Tipp hättest Du allerdings auch im Forum bekommem können, da ich Sven Heinz' Fund nachmikroskopieren konnte.

    Ich konnte mich - warum auch immer, nicht ins Forum einloggen. Das habe ich in der letzten Zeit öfters. Dann muss ich das Passwort zurücksetzen, dann geht's wieder. Nervt ganz schön.


    LG

  • Liebe Foris,


    den Proben geht in Woche 3 langsam die Luft aus.

    Nichts neues bis auf einen matschigen Lasiobolus, bei dem die Basen der Seten sich schon auflösen.

    Die Podospora, bei der ich nicht weiterkomme, ist allerdings noch da.


    Hier also nochmal ein paar Fotos:



    Pericthecienhals. Das sind doch keine Tuberkeln, oder?


    Cauda am Pedicel. ("Lash like cauda"?)



    Fibrillose Caudae am Sporenkopf. Bei vielen Sporen nicht vorhanden.


    Auch habe ich nochmals einige Sporen gemessen. Das Pedicel ist entweder gleich lang, oder minimal kleiner als der Kopf.


    Kopf durchschnittl. 30,6 x 17,6

    Pedicel 28,1x 4,9

    Später füge ich noch meinen Schlüsselweg aus Doveri 2008 an mit dem ich zu nichts komme - ich muss jetzt das Labor räumen.

    LG.

  • Hey Sven!


    Was meinst du mit Wachstumsgestört? Dass sich die Caudae nicht richtig ausbilden?

    Bei allen von mir untersuchten FK auf verschiedenen Proben waren die jeweils so.


    lg

  • Hallo,


    in Kultur kann man oft beobachten, dass u.a. die Anhängsel nicht ausgebildet sind, kollabieren, oder missgebildet sind. Gleiches gilt auch für die Sporen, Behaarung etc. Da kommt bei der Bestimmung oftmals nur Murks raus. Das heißt natürlich nicht, dass dies generell der Fall ist!


    Grüße

  • Für mich ist das den aktuellen Fotos nach ebenfalls Podospora communis. Die Zellen am Perithecienhals sind typisch für die Art und deutlich von den Tuberkeln, wie wir sie zB von Podospora decipiens kennen, unterschieden. Die Caudae sind nicht bei jedem Fund ausgeprägt aber auf den letzten Bildern zumindest teilweise zu sehen.


    Die Proben würde ich noch eine Weile beobachten. Arten der Gattungen Coniochaeta, Phomatospora oder Trichodelitschia, aber auch Sporormiella leporida entwickeln sich oft spät und können durchaus noch erscheinen.


    LG, Nobi

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  • Hallo ihr zwei!


    Danke für eure Einschätzung, das hilft mir sehr!


    Ich habe nurnoch 2 Wochen Zeit, bevor das Labor über die Feiertage schließt, evtl. noch drei Wochen.
    Die warmen Proben werde ich "privat" über Weihnachten weiter beobachten. Ob das dann in die Arbeit einfließt, wahrscheinlich dann aus Vergleichsgründen nur am Rande, da ich die exakten Temperaturen natürlich nicht halten kann.


    LG

  • Liebe Foris,


    die letzten zwei Wochen gab es keine neuen Arten.
    Gestern war der letzte Labortag.

    Zusammenfassend konnte ich auf allen Proben 15 Arten nachweisen:


    Coprotus sexdecimsporus
    Coprotus niveus
    Lasiobolus sp.
    Podospora australis
    Podospora communis
    Sporormiella minima
    Sporomiella subtilis
    Copromyces bisporus
    Kernia nitida
    Nigrosabulum globosum
    Schizothecium conicum
    Selinia pulchra
    Delitschia winteri
    Saccobolus citrinus
    Iodophanus carneus.


    Die nächste Runde - hoffentlich wieder mit dem gleichen Dung von gleichem Ort, läuft in der zweiten Januarwoche an.
    Vielleicht zeigen sich ja noch andere Arten! Sehr gefreut habe ich mich über meine erste Delitschia sowie über Copromyces bisporus.

    Schon mal jetzt nochmal Vielen Dank für eure Unterstützung!


    Lohnt es sich, den Dung noch weiter zu beobachten?
    Momentan wachsen kaum neue Fruchtkörper von den bekannten nach.
    Regelmäßig frisch kommen Nigrosabulum und Saccobolus.


    Liebe Grüße
    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth


    Sehr interessant, Deine Studie mitzuverfolgen.


    Falls Du den Platz nicht anderweitig benötigst, lohnt sich eine Weiterbeobachtung auf jeden Fall. Insbesondere empfehle ich Dir, vor der Entsorgung die Proben austrocknen zu lassen und dann nochmals drüber zu schauen. Es könnte sich durchaus noch ein Myxo zeigen.


    Liebe Grüsse

    Marco

  • Lohnt es sich, den Dung noch weiter zu beobachten?

    Ich würde den auf jedem Fall noch 2 bis 3 Wochen beobachten, Elisabeth.

    Die Feuchtkammern dabei noch leicht feucht halten (besprühen).

    So konnte ich schon mehrmals beobachten, dass sich zwischen Saccobolus citrinus nach einiger Zeit Saccobolus minimus entwickelt. Schau mal genau mit dem Bino, da erkennt man schon die kleineren Asci. Auch Gattungen wie Coniochaeta, Phomatospora oder Trichodelitschia könnten noch fruktifizieren.

    Ich bin jedenfalls überzeugt, dass da noch die ein oder andere Art kommen wird.


    Myxos finde ich eigentlich nur auf sehr nassem Dung. Interessant, dass Marco da offensichtlich andere Erfahrungen zu haben scheint.


    LG, Nobi

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  • Liebe Dungifungis,


    es geht weiter mit der zweiten Runde.

    Und was soll ich sagen - ich hätte nicht erwartet, gleich so kracher Arten zu finden.
    Alle Proben sind frisch aufgelegt - sie waren zwar einmal heftig angefroren, das scheint aber den Pyrenos nicht so viel ausgemacht zu haben.

    Neu auf der Probe ist u.a. Sporormiella intermedia, die ich bereits 2022 und 2021 am selben Ort finden konnte - auch erst ab Januar.

    Wirklich erstaunt haben mich aber diese hier:





    Von der Größe des Peritheciums erwartete ich eigentlich eine großsporige Sporormiella, stattdessen bekam ich eine Mini-Delitschia!
    Mit den Sporen-Maßen von 9,9 x 4,4 Mikrometer komme ich locker-flockig zu Delitschia marchalii.


    Dann, nach 2,5h müden Präparatequetschens (man müsste mich in Präparate pro Stunde bezahlen!!) fiel ich fast vom Stuhl.

    Meine erste mehrzellige Sporormiella!






    Die 4. Zelle ist jeweils erweitert, und mit den Maßen von 51,5 x 8,8 Mikrometer kann hier nach Ahmed & Cain gut Sporormiella ontariensis passen.


    Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,

    Elisabeth

  • Glückwunsch zu den schönen Funden, Elisabeth! :thumbup:

    Sporormiella ontariensis fehlt immer noch in Sachsen, wie nahezu im restlichen Deutschland.

    Aufgrund der Mikromerkmale habe ich keine Zweifel an der Art.


    LG, Nobi

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  • das hier ist auch S. ontariensis. Mein Fund ist also der 3. Nachweis für D.


    LG

    Elisabeth

  • Schön, dass Du diesen Beitrag nochmals heraus gefiltert hast!

    Für mich ist allerdings nicht klar, ob Uwe die Köttel in Deutschland oder in der Schweiz aufgesammelt hat.

    Das kann Cortinarius nur selbst beantworten.


    LG, Nobi

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  • Liebe Dungifungis,


    wir befinden uns mitten in der 2. Woche des 2. Durchgangs.
    Am Kleinzeug hat sich nicht viel getan. Ich staunte allerdings nicht schlecht, als ich das Döschen einer Probe öffnete und
    mich diese schönen Apothecien überraschten:





    Rein makroskopisch war mir die Gattung recht schnell klar; es musste sich um eine Pseudombrophila handeln.
    Apothecien mit Sklerotium, schon bald konvex mit gezähneltem weißen Rand, Apothecien orange-braun.



    Excipulum mit dicken Haaren und schwarzbraunen Warzen



    Apothecienrand gezähnelt mit septierten Haaren



    Asci >200 Mikrometer


    Sporen bis auf eine (von tausenden) immer glatt. Eine ist keine?



    Sporenmaße 14,10 - 14,81 - 15,4 x 9,2 - 9,8 - 10,2 Q = 1,51



    Paraphysen gegabelt, selten leicht angeschwollen


    Van Brummelen gibt in seiner Monographie nur zwei Pseudombrophilas an, die Sklerotien bilden - P. disciformis auf Brandstellen und P. ripensis auf Dung.
    Ich habe mir Fotos von P. ripensis angesehen - die Makroskopie will mir nicht so recht gefallen, wenngleich die Beschreibung von Brummelen wie die Faust aufs Auge passt. Er gibt ripensis jedoch mit längeren und schmaleren Sporen an (Q= 1,7-1,9).

    Was denkt ihr? Hab ich irgendeine sklerotienbildende Art übersehen? Wiedermal eine Art, die selten beobachtet wird. Wie sicher kann man da mit den Maßen sein? Mein Favorit wäre trotzdem P. ripensis.


    Liebe Grüße
    Elisabeth

  • Liebe Dungifungis,


    Woche 3 ist angebrochen. Und es hört nicht auf, weitere neue Arten zu produzieren.








    Scheinbar nur aus Asci bestehend glitzerten mich diese 0,1-0,2mm großen Apothecien an. Diese befanden sich nicht in unmittelbarer Nähe von Pyrenos. Asci bis 34 Mikrometer, Sporen bis 7,1 x 3,4 Mikrometer. Für Pseudascozonus racemosporus sind die Sporen am unteren Ende. Den kongophilen gelatinösen Streifen, der die Sporen zusammenhalten sollte, konnte ich nicht anfärben. Björn W. hat noch Unguiculella tityrii ins Rennen geworfen. Hier fehlt mir allerdings der "Fruchtkörper" und die Hakenhaare.





    Nicht gerechnet habe ich mit einer 5. Sporormiella-Art. Mit Sporenmaßen von 70,7-76,0 x 13,0-15,1 würde ich hier Sporormiella megalospora vorschlagen. Dazu passend der kurze Stiel und die diagonale Keimspalte.


    LG und bis zum nächsten Mal!

  • Hallo Elisabeth!

    Zu den letzten drei Anfragen.


    An Pseudombrophila ripensis habe ich keine Zweifel. Die Sporengröße ist wohl recht variabel (Hansen in der Originalbeschreibung 15-17 x 9-11), eigene Messung siehe Sennebeitrg 2 in diesem Forum. Wie van Brummelen auf so einen hohen l/b-Quotienten kommt kann ich nicht nachempfinden.


    Pseudascozonus racemosporus war mir auf dem ersten Blick klar, da ich die Art schon oft gefunden habe und sie einen hohen Wiedererkennungswert hat. Auffällig die Sporen, die an einem Punkt zusammen geheftete Bündel bilden. Sicher nicht selten aber oft übersehen.


    Auch Sporormiella megalospora hast du richtig erkannt. Dank der großen Sporen und der +/- schrägen Keimspalten eigentlich nicht zu verwechseln.

    Sehr gelungene Dokumentationen wieder einmal! :thumbup:


    LG, Nobi

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