Bitterer Schleierling

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 777 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mykollege_Günter.

  • Hi,


    Kann man diese Schleierlinge bestimmen, welche Untergattung ist das überhaupt? Ich finde es oft so schwierig mit denen..

    Kollektion1 - Bild 1

    Kollektion2 - Bilder 2-6

    Ich meine es sei die gleiche Art.


    Die Fruchtkörper wachsen zerstreut und dann Truppweise in 2 kleinen Nadelwaldschonungen, bei Tanne bzw. Fichte.

    - Die Huthaut ist dabei deutlich bitter

    - Die Stiele scheinen sehr schnell hohl zu werden

    - Geruch: vielleicht blumig? leicht unangenehm

    - Hut und Stiel trocken

    - Fruchtkörper zwischen 2-7 cm im Durchmesser (bis auf den im Bild 5+6)


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    Lieben Gruß,

    Lukas

  • Hallo Lukas,

    dein Fund gehört zu den Bitteren Schleimfüssen , Sektion Vibratiles
    DIe bisherige Untergattung Myxacium, Schleimfüsse ist ja genetisch nicht haltbar, entsprechend sortieren sich die einzelnen Sektionen an unterschiedlichen Stellen im genetischen Baum der Cortinarien.
    Die Sektion Vibratiles ist aber gut abgrenzbar und es gibt eine aktuelle Arbeit von Soop et all von 2023 über diese Sektion bzw. Untergattung
    Vibratiles

    Es gibt 3-4 europäische Arten mit jung weislichen Farben.
    Am ehesten in Frage kommen:
    C.barbatus, Kristallschleimfuss der typisch im Laubwald wächst. Rein makroskopisch passt der gut auf deinen Fund mit zugespitzte Stiele oft büschlig wachsend und sehr bitter ..

    Nur die Bäume sprechen gegen diese Art, ich kenne den nur aus dem reinen Buchenwald


    dann Cortinarius leucoluteolus Rob.Henry (= C. emollitoides Bidaud, Moënne-Locc. & Reumaux)

    Wenig schleimig und oft nur leicht bitter. Die Art wird auch bei Nadelbäumen angegeben, ich hab sie allerdings noch nicht im Nadelwald gefunden.

    und Cortinarius alboamarescens Kytöv., Niskanen & Liimat. den ich gar nicht kenne

    Gruss

    Uwe

  • C. leucoluteolus ist das sicher nicht, der hat einen überreiften Hut und ist irgendwie schmutzig graubraun aussehend. Infrage kommen C. alboamarescens (Sporen 5-6µ lang) oder C. ochroamarus (Sporen 7-8,5µ lang), wobei letztere mehr Ockertöne auf dem Hut haben sollte.

    Grüße von Günter

  • Hallo Uwe, hallo Günther,


    danke für die Erläuterungen. Die Artnamen sagen mir natürlich nichts, nie gehört oder gelesen. Macht ja nichts. Ab und zu, dachte ich, könnte ich mal eine Cortinarie mitnehmen - vor allem wenn sie lokal eben häufig auftritt.

    Günther, jetzt finde ich die von dir vorgeschlagen Arten auch nicht hier https://www.pilze-deutschland.de/.

    Haben die nun andere Namen, oder sind die einfach selten/ oft unbestimmt?


    Der Kristallschleimfuß heißt jetzt z.B so, wenn ich das richtig verstehe, da sich das Artepitheton nicht ändert?!

    Verbreitung Thaxterogaster barbatus (Batsch) Niskanen & Liimat. 2022


    Lieben Gruß,

    Lukas

  • Hallo Günter


    Vielen Dank für die interessanten Infos. Falls du noch kurz Zeit hast, hätte ich noch eine Frage:

    Infrage kommen C. alboamarescens (Sporen 5-6µ lang) oder

    Ich habe meine Bücher gewälzt und zu Cortinarius alboamarescens finde ich leider nur im Kibby einige Infos. Das Problem ist, dass der Pilz dort als sehr klein mit einem Hutdurchmesser von lediglich 0.5 - 3cm beschrieben wird, was ja zu den Exemplaren von oben nicht passen würde. Der von Lukas beschriebene Geruch "blumig" würde aber eigentlich sehr gut zur Beschreibung im Buch "sweet" passen. Ist das mit dem Hutdurchmesser im Kibby vielleicht ein Fehler und findet man zu sonst noch wo mehr Infos zu C. alboamarescens?


    Besten Dank im Voraus und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Lukas,
    die Aufteilung der Gattung Cortinarius in 10 neue Gattungen ist ja noch recht neu und wird auch nicht von allen Mykologen geteilt bzw. akzeptiert.
    Ich persöhnlich verzichte im Augenblick (noch) auf die neuen Gattungsnamen, da sie auch erst in einem Buch ( Winkler/Keller) verwendet werden
    Da die Artnamen im wesentlichen ( bis auf geringe Anpassungen bei den Endungen) gleich geblieben sind, findet man sich mit der alten und neuen Nomenklatur einigermassen zurecht.
    Und die Pilze sind sowieso dieselben geblieben 8o


    Pilze Deutschlands kann bei erst vor kurzem neu beschriebenen Arten nie aktuell sein, entsprechend fehlen dann solche Arten. Oft findet man sie nicht einmal im Index fungorum sondern ausschliesslich in den entsprechenden Fachartikeln

    Gruss

    Uwe

  • ....und: Größenangaben sollte man nicht über- oder unterpretieren.

    Ich versuche mich aktuell zu halten, daher diese Namen. Leider finden Neubeschreibungen (leider oft nur rudimentär und ohne Abbildung - eigentlich ein No go!) in den verschiedensten Publikationsorganen statt und leider fehlt bei Cortinarius - ebenso wie bei vielen Gattungen - eine "Neuauflage" in Form der Funga Nordica, um diese Arten allen Mykollegen schlüsselbar zu machen.

    Die DGfM wird möglicherweise zu dieser Thematik reagieren.

    Günter (ohne h)