Hallo zusammen,
jetzt komme ich auch endlich mal wieder dazu, hier ein paar meiner Funde vorzustellen. Irgendwie war die letzte Zeit leider zu viel anderes zu tun, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Ende Oktober gab es in der Lüneburger Heide eine Kartierungsaktion, die von Florian und Eike ins Leben gerufen wurde. Ich war auch eingeladen, hatte aber aufgrund beruflicher Verpflichtungen keine Möglichkeit teilzunehmen. Aber es gab mit Karl einen weiteren Teilnehmer, der mir dankenswerter Weise etwas Dung mit aus der Heide gebracht hat.
Legen wir also mal mit dem klassischen Unboxing los. Beim Öffnen der Briefkastens schwebte mir schon ein leicht unangenehmer Geruch entgegen, der mich natürlich nicht davon abhielt, das Objekt der Begierde auf den heimischen Küchentisch zu bringen:
Nach dem Öffnen wurde schnell klar: Weder Heidschnucke noch Rind sind die Übeltäter, es ist vielmehr der Fischotter gewesen, der mir als Dreingabe mit dazu gelegt wurde (und der so erbärmlich stank, daß er noch vor Erstellen des Fotos entsorgt werden mußte).
Danach kamen Schaf und Rind in ihre Döschen und brüten seit dem munter vor sich hin. Während sich auf dem Rind bis dato noch nicht so viel tut, liefert die Heidschnucke schon sehr eifrig Pilze:
1. Eine Delitschia mit Sporen von 51-55 µm x 19-23 µm, die weder besonders tief noch schräg septiert sind. Die Sporen sind uniseriat in den Asci angeordnet, womit ich dann zu Delitschia patagonica komme, die ja hier im Forum auch schon aus der Lüneburger Heide vorgestellt wurde.
2. Eine Hypocopra, also mal wieder ein schwieriger Fall. Sporen messen 21.7-25.6 µm x 12.3-14.2 µm, die Keimspalte 12-13 µm lang. zweizelligen Sporen habe ich trotz intensiver Suche an unreifen Asci keine beobachtet. Der Apikalapparat amyloid. Pro Stroma habe ich jeweils nur ein Perithecium wahrgenommen (wobei ich nach wie vor unsicher bin, wie gut und richtig ich das beurteile). Nehme ich dann symmetrische Sporen an, lande ich mit dem vorläufigen Hypocopra-Schlüssel von Peter Welt nirgendwo. Übersehe ich am Ende also nur die zweite Zelle, habe die Perithecienzahl falsch beurteilt und es handelt sich bloß um H. brefeldii?
3. Coniochaeta scatigena mit Sporen von 20-22 x 15,5-18,5 µm
4. Sporormiella mit Sporen von 50-53,5 µm x 9-11 µm und schräger Keimspalte. Leider nur wenige Asci im Präparat, so daß ich mich mit der Beurteilung der Stieligkeit schwer tue (aber davon im Verlauf des Beitrags noch mehr). Vielleicht ist das aber auch einfach das gleiche wie die folgende Nr. 5...
5. Sporormiella mit Sporen von 43-50 µm x 9,5-10,5 µm und schrägen Keimspalten. Die Asci würde ich als eher kurzgestielt interpretieren, lande damit aber zwischen S. australis und S. intermedia. Auf der langgestielten Schiene komme ich dann aber im Schlüssel zu S. leporina und S. isomera, die von der Sporengröße her auch nicht passen. Also eine kleinsporige Sporomiella interrmedia?
6. Ein Schizothecium mit Sporen von 16,5-18 µm x 10-11 µm, Pedicel ca. 6 x 2 µm. Die Schuppen am Fruchtkörper sind eher minimalistisch ausgeprägt, weitere Behaarung gab es nicht. Meine Tendenz geht zu Schizothecium miniglutinans, aber ich fühle mich in der Gattung bisher ja nicht so richtig wohl.
7. Noch mal Sporormiella...Sporen messen 48.5-52 x 9-10.5 µm, Keimspalten sind schräg und die Asci würde ich für kurzgestielt halten, also S. intermedia?
8. Leider ein Einzelfruchtkörper (bzw. ich habe bis dato noch kein weiteres Exemplar davon gefunden), der nur diese wenigen reifen Sporen beinhaltete, die auch so im restlichen Gezumpel lagen, daß sich eventuelle Gelhüllen nicht beurteilen geschweige denn darstellen ließen. Von den Sporen her lande ich bei Trichodelitschia (auch wenn mir am Perithecium keine Haare aufgefallen sind), Sporenmaße sind 20-21.5 µm x 8.5-10.5 µm, was irgendwie nicht so wirklich zu einer Art paßt. Aber es kann natürlich auch sein, daß dieser eine Ascus in seiner Entwicklung gestört ist und die Sporenmaße deshalb etwas untypisch sind. Also mal abwarten, ob sich weitere Perithecien zeigen.
9. Eine Sporormiella, wo auch für mich endlich mal klar erkennbar ist, daß der Ascus sich langsam in den Stiel verdünnt. 46-50 µm x 10-10,5 µm. Die Septen sind zwar hier und da etwas angeschrägt, aber insgesamt doch gerade. Außerdem sind die Sporen ziemlich klar erkennbar an den Enden zugespitzt. Keimspalten sind nicht alle parallel und die einzelnen Zellen scheinen alle unterschiedlich groß zu sein (14-12-10-12 µm), so daß ich zu Sporormiella capybarae gelange.
10. Leider nur ein Fruchtkörper mit nur einem reifen Ascus. Auffallend die ziemlich schlanken Sporenköpfe von 26-27 x 11-12 µm, die mich mit Lundqvist zu P. appendiculata und P. ellisiana bringen. Da ich aber nicht auf die Erscheinung des Peritheciums geachtet habe und auch die Caudae nicht genau beurteilen konnte, vermag ich da keine Unterscheidung vorzunehmen.
11. Eine Podospora mit 32 Sporen pro Ascus und ansonsten großer Ähnlichkeit zu P. decipiens, also Podospora pleiospora
12. Einmal ohne Foto, aber der Vollständigkeit halber erwähnt: Podospora decipiens
Björn