Spitzgebuckelte Galerina

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 875 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pantherina.

  • Hallo an alle Liebhaber der LBMs!


    Diese kleine Galerina beschäftigt mich seit ein paar Tagen und ich komme nicht so richtig weiter:



    Fundort: an einem Fichtenstumpf; gesellig wachsend, ca. 10 FK


    Makroskopische Merkmale:

    - Hüte glockig und alle mit diesem auffälligen, spitzen Buckel in der Hutmitte

    - Hutdurchmesser 10 - 20 mm

    - Hüte orangebraun, im Zentrum etwas dunkler und zum Rand hin heller werdend

    - Hut im äußeren Drittel schwach durchscheinend gestreift

    - keine Velumreste am Hut


    - Lamellen creme bis hellocker

    - Lamellen angewachsen und mit kleinem Zahn herablaufend

    - Lamellen nicht auffällig dicht oder entfernt stehend


    - Stiel zylindrisch

    - häutiger, hängender Ring

    - Stielspitze weiß bereift

    - Stiel unterhalb des Ringes weißlich überfasert; wirkt bei manchen FK wie genattert


    Mikroskopie:

    - Sporen ornamentiert; mit Plage

    - kleiner Keimporus (?)

    - Durchschnittsgröße der Sporen 10,29 x 6,13


    - Pleurocystiden vereinzelt vorhanden; lageniform bis fusiform (teilweise mit ziemlich "dickem Bauch"); Länge ca. 55 µm


    - Cheilozystiden zahlreich, lageniform, teilweise mit Spitze am Ende; Längen der beiden "herausgequetschten" 44,41µm und 50,08µm



    - Schnallen vorhanden


    - Basidien 4-sporig; wobei ich meine dazwischen auch vereinzelt 2-sporige entdeckt zu haben (ich bin mir allerdings nicht sicher, ob da nicht enfach Sterigmen verdeckt waren, die ich auch beim Fokussieren nicht erkennen konnte)


    Alle Präparate wurden im KOH betrachtet (teilweise mit Kongo angefärbt) und 400-fach vergrößert; bei den Sporen 1000-fache Vergrößerung.



    Ich habe versucht, mit der Funga Nordica zu schlüsseln, komme da aber nicht so recht auf einen grünen Zweig.

    Ich entweder bei G. badipes (laut FN zweisporig; in PDS wird von einer 2- und einer 4-sporigen Variante gesprochen); hier fehlt mir allerdings eindeutig der sich nach unten hin verdunkelnde Stiel und auch sind meine FK viel kleiner.

    Verfolge ich den Weg mit 4-sporigen Basidien, stehen noch G. marginata (schließe ich aufgrund des Habitus aus) und G. pseudomycenopsis "zur Verfügung". Bei letzterer passt die Ökologie aber auch so gar nicht.


    Ganz abgesehen davon, finde ich in keiner der mir aktuell zur Verfügung stehenden Literatur derartig spitzhütige Häublinge. Ist der spitze Buckel nur ein Artefakt? Dann aber bei allen Fruchtkörpern der Kollektion?....


    Vielleicht hat von euch jemand eine Idee und kann mir ein bisserl auf die Sprünge helfen.


    Lieben Dank und viele Grüße

    Vroni

  • Servus Cognacmeister,


    danke, aber beides schon aufgrund der Farbe des Sporenpulvers(Schwefelköpfe) und der Tatsache, dass die Stiele beringt waren, ausgeschlossen. Das Spp war rostbraun (hatte ich nicht extra erwähnt, sorry) ;)

    Bin mir eigentlich schon sehr sicher, dass es sich um eine Galerina handelt.

  • Bei marginata werden dort unterschiedliche Formen beschrieben. AUCH Formen auf Erde oder Moos mit Hüten < 20mm beispielsweise. Ich denke also, dass der Habitus bei marginata durchaus variabel sein kann. Die Sporenbreite sollte im Schnitt hier aber unter 5.5ym liegen. Da stellt sich immer die Frage, wieviel Sporen man gemessen hat und wie man misst. Ich selbst habe mich schon dabei ertappt, dass ich kleinere Sporen (unbewusst) nicht einbeziehe, weil ich vielleicht dem Trugschluss oder Logikfehler unterliege, die seien vielleicht nicht ganz reif. Es müssen doch schöne Exemplare sein :) ... Das kann natürlich ganz falsch sein, weil man damit den Mittelwert anhebt. Ob so etwas bei dir eine Rolle spielen könnte, weiß ich natürlich nicht.


    Die Ökologie spricht in der Tat sehr gegen pseudomycenopsis.


    LG Sebastian

  • Hallo,

    ich würde jetzt mit deinen Angaben bei FN auch bei G. marginata rauskommen und wüsste auch nicht was dagegen sprechen sollte. Auch den Habitus finde ich jetzt nicht wahnsinnig ungewöhnlich :). Selten mal gebuckelt (rarely umbonate) ist ja in FN dafür auch angegeben.

    Spitzbuckelig können schon ein paar sein, besonders vielleicht G. triscopa, der aber dunkler und kleiner ist und kleine Sporen aufweist.

    Beste Grüße.

  • Danke für eure Einschätzungen. Dann schließe ich Galerina zumindest nicht mehr ganz aus.


    Ich habe unmittelbar davor eine ganz typische Galerina mikroskopiert, da waren die Zystiden etwas anders geformt. Schon auch lageniform, aber nicht so spitz,sondern teilweise leicht kopfig.

    Vielleicht bin ich auch davon beeinflusst ;)



    Vielleicht messe ich nochmal ein paar mehr Sporen (es waren um die 20) und ein paar mehr "ungewöhnliche".


    Liebe Grüße!

  • Servus Vroni,


    ich würde die Kollektion als G. marginata s.l. ablegen. G. pseudomycenopsis wächst angeblich nie auf Holz und sollte noch deutlich breitere Sporen haben (11x7 in der Originalbeschreibung). In der Funga Nordica werden die Sporen dieser Art erstaunlicherweise als "practically smooth" bezeichnet, bei de Hahn sind sie deutlich warzig gezeichnet. Bislang ist es offenbar noch nicht gelungen, G. pseudomycenopsis sequenzanalytisch von G. marginata s.l. zu trennen, andererseits scheinen die beiden Arten nicht kompatibel zu sein. (Gulden 2001, Gulden 2005). Ich habe selbst ein paar Kollektionen von G. marginata (auf Holz) mit mittleren Sporenbreiten über 5,5. Die Zystiden, die de Hahn für typische G. marginata zeichnet, sehen genauso aus wie die bei deiner Kollektion. Die relativ spitz gebuckelten Hüte sind nicht ganz typisch, völlig richtig, G. marginata s.l. würde ich deshalb aber nicht ausschließen. Der G. marginata-Komplex ist ein taxonomisches Minenfeld. Da müssen wir wohl auf neuere Erkenntnisse aus der Wissenschaft warten.


    Liebe Grüße

    Hias

  • Super, vielen Dank für deine Einschätzung, Hias!


    Über das "practically smooth" bei G. pseudomycenopsis bin ich auch etwas gestolpert, einfach deswegen, weil gleichzeitig eine Plage erwähnt wird - eine solche kann doch nur bei ornamentierten Sporen deutlich sichtbar sein, oder?


    Wie auch immer, dann leg ich den Fund als G. marginata (s.l.) ab. Schon krass, wie variabel da die makroskopische Erscheinung sein kann....