Dungpilzfunde vom Treffen in der Lüneburger Heide

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 941 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Florian1986.

  • Liebe Pilzfreunde,



    hier kommt nun der versprochene Bericht zu den Dungpilzen vom Kartierungstreffen im NSG Lüneburger Heide. Das Treffen fand statt, um im Kerngebiet der Heide möglichst viele Arten zu erfassen, was wiederum in Schutzkonzepte einfließen soll. Beteiligt waren dabei verschiedene Spezialisten für Artengruppen, die dabei von besonderer Relevanz sind (u.a. Wiesenpilze, Brandstellenbewohner und Dungpilze). Der Teilnehmerkreis, der sich besonders mit Dungpilzen beschäftigt beschränkte sich dabei krankheitsbedingt auf Peter, Eike und mich. Isngesamt konnte ich im Nachgang auf meinen Proben nun 46 verschiedene Arten bestimmen, wobei sich einige weitere Arten (insbesondere der Gattung Hypocopra) leider nicht sicher bestimmen ließen. 14 Arten fanden sich darunter, die ich zuvor noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Anbei möchte ich in alphabetischer Reihenfolge einige besondere Arten zeigen:


    Den Start macht ein Pilz, von dem sich leider nur ein einziges, recht fettes Apothecium mit einer gelblichen Färbung auf einer Probe fand, die ich leider nicht sicher einer Tierart zuordnen konnte. Mit dem auffälligen Ornament, sowie der Sporengröße (17 – 17,5 x 9 – 9,5 µm) landete ich mit Peters Hilfe bei Ascobolus rhytidiosporus, einer Art, die ich bisher erst einmal finden konnte.




    Weiter geht es mit einigen Arten der tollen Gattung Delitschia:


    Der erste Fund war gleich ein echter Knaller! Makroskopisch zeigten sich auf Pferdedung behaarte Perithecien, mikroskopisch dann leicht schräg septierte Sporen mit Maßen von 37 – 41 x 17 – 19 µm. Dies führt dann beim Schlüsseln genau zu Delitschia chaetimoides! Auf Pilze Deutschland ist die Art bisher erst zwei mal eingetragen, beide Funde von Sven Heinz, der die Art auch im Boletus vorgestellt hat. Die Art wurde wohl auch weltweit bisher erst einige wenige Male gefunden.




    Der zweite Fund dann auf Rinderdung, ebenfalls mit schräger Septierung und Sporengrößen von 49 – 52 x 18 – 18,5 µm. Die Art hatte ich bereits in der Heide nachgewiesen, aber dennoch war der Wiederfund eine große Freude: Delitschia intonsa




    Die nächste Art der Gattung war tatsächlich wieder neu für mich. Schmale, tief septierte Sporen um die 20 x 4,8 µm führen direkt zu Delitschia leptospora. Der Wirt war ebenfalls eine Probe vom Rind.




    Als nächstes dann eine Art, die eigentlich zu den häufigeren Arten der Gattung gehört, die ich aber bislang noch nicht sauber im Gebiet nachweisen konnte, von ein paar einzelnen Sporen abgesehen. Auf Pferd und mit Sporen um die 13 x 4,8 µm ist das Delitschia marchalii.



    Bei der nächsten Art war ich sehr vewirrt. In dichtem Gewirr aus Haaren auf einer Probe vom Pferd fand ich ein Perithecium mit recht großen Sporen von 45 – 47 x 22 – 24 µm, bei dem ich zunächst nicht einmal sauber auf eine Gattung kam. Da ich keinerlei Anhängsel nachweisen konnte, erinnerten mich die Sporen am ehesten an die Gattung Sordaria, aus der aber keine Art mit solch großen Sporen bekannt ist. Arnium war dann die nächste Eingebung und Peter hatte schließlich die zündende Idee: Echria (ehemals Arnium) macrotheca! Ebenfalls keine häufige Art und ein Perser.



    Ebenfalls neu für mich und die Heide war dann der nächste Fund auf Rinderung: Kleine Kleistothecien mit langen, apikal eingerollten Haaren, sowie Sporen von 4 -5 x 3,5 – 4 µm führen zu Kernia nitida!




    Der nächste Fund dann mit einem „cf“: Kleistothecien mit kleinen Clustern aus rundlichen Sporen (Durchmesser um die 2,5 µm) passen wohl ganz gut zu Nigrosabulum globosum. Kann die Art bestätigt werden?




    Dann eine Art auf Rind, die in Deutschland bisher nur von unseren Funden an diesem Standort bekannt ist und die ich hier im Forum bereits vorgestellt hatte. Bislang hatten wir die Art allerdings nicht in so üppigem Aufkommen, so dass ich gerne ein paar weitere Bilder von Pleophragmia ontariensis zeigen möchte:




    Ebenfalls nicht häufig ist dieser schöne Podospora, die auf Rind und auf Pferd ein üppiges Vorkommen zeigte: Podospora austrohaemisphaerica




    Dann wieder ein echter Knaller: Auf Dung vom Birkhuhn zeigte sich eine Podospora, die mit nur vier Sporen pro Ascus überraschte. Die recht kleinen Sporen mit 31 – 32 x 16 – 17 µm führen im Schlüssel direkt zu Podospora comata! Die Art wurde zwar im Forum schon gezeigt, allerdings ist sie womöglich aus Deutschland noch nicht bekannt:




    Peter fand dann überraschend einen Hasenköttel mit einer Art, die bisher aus dem Gebiet noch nicht bekannt war: Poronia ericii! Zusammen besuchten wir dann am Folgetag eine weitere interessante Stelle, an der wir nach einigem Suchen dann ein größeres Vorkommen der Art an mehreren Köddeln feststellen konnten:




    Bereits seit einigen Jahren aus dem Gebiet bekannt und mit üppigem und nahezu ganzjährigem vorkommen an Pferdedung ist die Schwesterart Poronia punctata. Interessant war, dass wir die Art dieses mal nicht nur auf dem Dung der dort vorkommenden Wildpferde (Dülmener) fanden, sondern auch an „normalem“ Pferdedung.




    Etwas Kopfzerbrechnen bereitete mir der folgende Fund, da ich die Art bisher nicht mit so losen Sporenclustern gesehen hatte. Die Sporenmaße passen allerdings und Björn bestätigte, dass die Art auch mal dergestellt auftreten kann: Saccobolus depauperatus




    Ein weiterer persönlicher Erstfund gelang mir dann auf Rind: Ein Shizothecium mit mehr als 8 Sporen pro Ascus! Mit den 32 Sporen gelangt man dann zu Shizothecium dakotense:




    Einige Sporormiella-Arten fand ich dann auch noch, wobei es ein paar Arten gab, die für mich neu waren, bzw. generell auch nicht häufig zu finden sind:


    Eine Sporormiella mit sehr hübschen Sporen (31 – 35 x 8 µm) fand ich auf Rind und konnte die Art mit Sporormiella cymatomera ansprechen:




    Ein besonders schöner Fund gelang mir dann auf Pferd. Bislang hatte ich erst eine Art mit mehr als 4 Zellen pro Spore gefunden (Sporormiella affinis), dies ist nun Nummer 2: mit 7 Zellen pro Spore hört die Art auf den Namen Sporormiella heptamera




    Ebenfalls ein Perser für mich und mit sehr hübschen Sporen zeigte sich auf Rind die Art Sporormiella longisporopsis:




    Und last but not least findet sich inzwischen auf dem Rinderdung eine Art, die ich ebenfalls noch nicht hatte und die mit spektakulären Sporen aufwartet: Zygopleurage zygospora! Die Art kommt auf den Proben inzwischen relativ üppig vor.




    Das war es nun erst einmal von den Proben, ich hoffe, dass sich im Lauf der kommenden Woche noch der ein oder andere interessante Fund zeigt, dann werde ich hier gerne ergänzen.


    Liebe Grüße,


    Florian

  • Hallo Florian,


    in dieser Präsentation steckt sicherlich eine Menge an Arbeit und Zeit - alle Achtung!

    Diese Welt der Dungpilze ist für mich völlig unbekannt und ich schaue mir hier im Forum lediglich die zum Teil faszinierenden Fotos an.

    Interessieren würde mich, wie die Pilze verbreitet werden. Geschieht das durch die Übertragung durch Wind, Lebewesen oder sonst wie oder aber durch die Tiere, die die Sporen mit der Nahrung aufnehmen und mit dem Kot wieder ausscheiden?


    Liebe Grüße

    Reinhard

  • Hallo Florian,


    das ist ja wirklich der absolute Wahnsinn, was sich da alles auf deinen Dungproben findet und dazu noch sehr schön dargestellt! Da müssen sich meine Heidschnuckenköttel aber jetzt mal anstrengen, damit sie da mithalten können ;) Interessanterweise tut sich auf meiner Rinderprobe bis lang noch praktisch gar nichts...


    Björn

  • Hallo Reinhard,


    ja, da kommen einige Stunden zusammen, viel Arbeit macht bei mir vor allem auch das Bearbeiten der Bilder (zurechtschneiden, Weißabgleich etc.), da ich nur mit dem Handy durchs Okular fotografieren kann (was mal einfacher war, als die Handys noch nicht 3-4 verschiedene Linsen hatten).

    Wie die Verbreitung erfolgt kann ich dir leider nicht genau sagen, auf Wikipedia steht zwar ein bisschen was dazu: https://en.wikipedia.org/wiki/Coprophilous_fungi, aber ich gehe mal davon aus, dass da viel noch nicht erforscht ist.


    Hallo Björn,


    ich bin gespannt, was bei dir noch kommt! Rind ist immer etwas Glückspiel bei mir, auf manchen Proben kommt wenig, auf anderen geht dafür die Post ab. Generell sammel ich immer relativ viel Probenmaterial ein und behalte nach einer Weile dann nur noch die besten Proben.


    Liebe Grüße,

    Florian