Ungeklärte Funde 2023 Teil 1: Amanita, Mycena, Otidea, Tricholoma, Cortinarius

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  • Ich möchte euch einen ausgesuchten Teil meiner unbekannten Funde von diesem Jahr zeigen. Aus meiner Sicht habe

    ich nur Funde mit makroskopischen besonderen Merkmalen ausgesucht, die eine Bestimmung erleichtern sollten. Eine umfassende

    Dokumentation,z.B. Geruch und Geschmacksprobe, war teilweise nicht möglich (Familienausflüge)


    Wie immer freue ich mich über Sachdienliche Hinweise meiner Bestimmungsversuche.



    1. Amanita: Ein hell/beige brauner junge Scheidenstreifling mit leicht gerieftem weissen Hutrand. Der Fundort war in einem steilen Böchung

    mit Laubbaumbestand. Fundzeitpunkt Sommer. Der weisse Stiel ist fein beflockt und steckt in einer ausgeprägten grossen Vulva

    die außen braune Töne zeigt. Eine weitere Analyse blieb leider aus. Es reicht nur für eine kurze Aufnahme.




    Einschätzung: Ein recht gedrungener grosser Scheidenstreifling mit ausgeprägt grosser und robuster Scheide


    a.) Brauner Riesenscheidenstreifling, weisser Stiel mit Natterung und grosser Vulva

    b.) Umbrabrauner Scheidenstreifling, etwas kleinerer Vulva und leicht braunen Stiel

    c.) Dickscheidiger Scheidenstreifling, der massive Vulva und braunen schüppchen am Stiel


    Edit: Es könnte vielleicht Amanita lividopallescens der ockergraue Scheidenstreifling sein (Danke Oehrling)


    2. Butyriboletus: Ein Röhrling im trockenen Laubwald. Partner ist eine Birke. Leider nur ein FK der gelbe Röhren zeigt. Der Stiel ist zur Stielbasis

    braun strukturiert und zum Hut wird dieser gelb. Es wurde keine Netzstruktur gefunden! Das Schnittbild zeigt sofort ein citronen

    gelb das nach wenigen sekunde verblasst. Im Hut bleibt ein schwaches blau. Die Madengänge sind deultich braun verfärbt.

    Wenn eine gelbes Netz zu sehen wäre, würde ich sofort wieder Richtung Butyriboletus appendiculatus

    tendieren. Ohne Netz bleibt dieser Fund ein Fragezeichen.


    Edit: Mleria badia, der Maronenröhrling :D








    Einschätzung: Junger Butyriboletus appendiculatus ohne Stielnetz


    3. Entoloma: Ein etwas überalterter weißer Rötling. Dieser wurde in der Böchung/Graben eines Waldweges gefunden, Datum 12.9.23.

    Der Geruch war auffallend. Der Habitus wirkt niedergedrückt und der Hut zeigt einen stark ausgefransten Hutrand.

    Die Lamellen sind ausgeprägt rötlich (Alter), entfernt stehend und deutlich herablaufend! Stiel ist weisslich.


    Edit: Es ist wohl eher ein völlig überalteter Lacktrichterling, Laccaria agg. :haue:




    Einschätzung: Mit diesen Merkmalen lande ich immer bei Entoloma neglectum, dem Isabellenfarbenen Nabelrötling


    4. Gattung nicht einschätzbar:

    Fundort Magerwiese/Heide Torfmoos, Datum 18.10.23. Auf meiner Hausstrecke im Gras gefunden. Leider sind die Bilder

    sehr schlecht. Die Informationslage ist eingeschränkt. Der Hut ist weissgelb und die Lamellen wirken frei,

    sind aber am Stiel angewachsen. Der Stiel zeigt Braune/rote Töne. Wiesenbewohner. Totholz war nicht zu sehen.

    Die Lamellen erinnern an einen Dachpilz. Vielleicht doch ein Mycena? Ich bin selbst bei der Gattung überfragt!!!


    Edit: Der Vorschlag von Harald, das es sich um Mycena luteovariegata (gelbhütige Varität) handeln könnte, makroskopisch passend.

    Vielleicht finde ich ihn im nächsten Jahr wieder, dann gibt es eine besser Dokumentation.




    Einschätzung nicht möglich!


    5. Otidea: Hier möchte ich wissen, ob ich in der Richtigen Gattung abgebogen bin. Friedhofsfund, Datum 30.10, teilweise Ohrförmiger Wuchs

    hellbraun ohne Rottöne, glatt und sehr brüchig, kein Geruch wahrnehmbar. mitten im Moos. Der Baumbestand war sowohl Nadel

    als auch Eiche vorhanden.




    Einschätzung: Otidea, Öhrling?


    6. Tricholoma: Friedhofsfund, Datum 30.10, Im Hexenring unter einem rhododendron Strauch, richt deutlich, aber keine Zuordnung möglich.

    Recht grosse ca bis 15 cm Hutdurchmesser, Hutrand gerippt, Weisse Lamellen ausgebuchtet angewachsen

    sehr dicht stehend, Gemacksprobe wurde nicht gemacht.


    Edit: Es ist wohl doch Tricholoma acerbum, der gerippte Ritterling, vielen Dank!






    Einschätzung: Aufgrund der des gerippten Hutrandes -> Tricholoma stiparophyllum, der Gerippter Gasritterling


    7. Tricholoma/Erdritterling: Friedhofsfund, Spätherbst, Hut zeigt feinschuppig strukturen und kleinem Buckel, der Stiel ist kräftig, hohl und

    faserig, die Lamellen sind auffallend grauweiß und ausgebuchtet angewachsen, Scheinden wellig. Der Geruch war nicht auffällig

    Habitus mittelgross, bis 12 cm


    Edit: Aufgrund der deutlichen Velumrest am Stiel könnte es doch Tricholoma gausapatum sein (Danke Öhrling)





    Einschätzung: Tricholoma terreum, kann T. scalpturatum und T. gausapatum ausgeschlossen werden?


    8. Cortinarius/Schleimfuss: Friedhofsfund, Datum 14.11, Unter Eiche und Nadelbaum.

    Ein weisser ausgesprochen bereifter Cortinarius, Der Hutrand ist eingerollt, die Lamellen würde ich als ockergelb

    beschreiben der braune Schleier ist sehr deutlich am weissen zylindrischen Stiel zu erkennen. Der Hut war nicht schleimig feucht.

    Geruch unaufällig. Eine Geschmacksprobe wurde nicht gemacht.

    Ein weisser cortinarius mit ockergelben Lamellen und ausgesprochen bereiften Hut In diesem Dunstkreis sollte doch etwas zu finden sein.






    Einschätzung: Ich tendiere zu Cortinarius ochroleucus, Trockener Schleimfuss oder Cortinarius emollitus, Weichstieliger Schleimfuss



    Vielen Dank für eure Hilfe


    LG Rainer

  • GriasDi Rainer,

    Nr. 2 und 3 hat Dich ganz schön "tratzt" :)

    Eine bauchstielige Marone, weshalb Du auch kein Stielnetz gefunden hast, und einen ausgebleichten Lila Lachtrichterling.

    Der Ritterling ist toll und schaut nach T. acerbum aus. Der Erdritterling schaut mit den Kiefernnadeln und Deiner Geruchsangabe nach T. terreum aus. T. scalpturatum kann aber auch so aussehen. Der helle Schleimfuß ist interessant, wird aber ohne Geschmacksangabe der Huthaut und Fleisch und sichere Angabe des Wirtsbaumes nicht auf Art eingrenzbar sein.

    Du schreibst Nadelbaum, ich seh Nadeln und Eichenblätter.

    Nr. 1 ist ein Scheidenstreifling. Da kommt einiges in Betracht, nicht aber A. fulva.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Hey Werner, jeder kann ja mal einen schlechten Tag haben ^^

    Bei der Marone muss ich zugeben, das diese in einer so ungewöhlichen Ungebung, trockenen Laubwald vor einer Birke, gefunden wurde, dass ich Imleria badia für absolute abwegig gehalten habe :giggle:


    Fundort:


    Für den Lila Lachtrichterling lasse ich mir noch einen Ausrede einfallen :)


    Nun zum Fundort des weissen Schleimfuss. Diese Gruppe, ist zwischen den Bäumen erkennbar, stand zwischen einem Eiche und einem Nadelbaum.



    Eine Geschmacksprobe gibt es leider nicht.


    Den Scheidenstreifling halte ich auch nicht für fulva.


    lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    die Ritterlinge sind schon besonders. Ich halte die auch für T. acerbum. Eine ziemliche Rarität, die ich auch gerne mal fände. Aber thermophil und Kalk - das läuft hier im Sandkasten nicht.

    Das mit dem (blassen) Lila Lackierten ist nicht so wild. Da sind auch schon Experten bei Pilzrätseln drauf reingefallen.


    Übrigens: phantastische Bilder, wie ich finde.


    Grüßlis Ingo

  • Danke für deine Einschätzung und das Lob :) auch wenn die Bestimmungsversuche verbesserungswürdig sind :|


    Ich frage mich, wie Ihr beiden so sicher richtung T. acerbum verweisen könnt?

    Aus meiner Sicht hat T. stiparophyllum fast identische Eigenschaften, dicht stehen Lamellen, die weisse Farbe, einen gekerbten Hutrand, einen auffälligen Geruch.


    lg Rainer

  • zu 4. Hat einer von euch eine Vorstellung in welcher Gattung sich dieser Kandidat einordnen lässt. Auch meine over all suche für

    einen gelben Hut, weisse Lamellen und Stiel mit rosa/roten Tönen hat keine Treffer.


    Vielen Dank und auf weitere interessante Funde :)

  • T. stiparophyllum hat nicht diese Riefung, ist nicht so cremefarben, sondern schon weiß und an Birke gebunden.

    Ich sehe hier auch acerbum.


    Beste Grüße Harald

  • zu 4. Hat einer von euch eine Vorstellung in welcher Gattung sich dieser Kandidat einordnen lässt. Auch meine over all suche für einen gelben Hut, weisse Lamellen und Stiel mit rosa/roten Tönen hat keine Treffer.

    Ich habe auch keine Idee zu Deinem Fund. Die Hutoberfläche sieht aber sehr stumpf aus, so wie ich es von vielen hygrophanen Arten kenne, bei denen der eingetrocknete Hut stark ausbleicht. Gut möglich also, dass bei Deinem Fund der Hut mal eine sehr viel lebhaftere bzw. ganz andere Farbe hatte als auf dem Bild.


    Bei der Lamellenhaltung muss ich unwillkürlich an eine Inocybe denken. Allerdings habe ich in dieser Gattung null Überblick.

  • zu 4. Hat einer von euch eine Vorstellung in welcher Gattung sich dieser Kandidat einordnen lässt. Auch meine over all suche für einen gelben Hut, weisse Lamellen und Stiel mit rosa/roten Tönen hat keine Treffer.

    Ich habe auch keine Idee zu Deinem Fund. Die Hutoberfläche sieht aber sehr stumpf aus, so wie ich es von vielen hygrophanen Arten kenne, bei denen der eingetrocknete Hut stark ausbleicht. Gut möglich also, dass bei Deinem Fund der Hut mal eine sehr viel lebhaftere bzw. ganz andere Farbe hatte als auf dem Bild.


    Bei der Lamellenhaltung muss ich unwillkürlich an eine Inocybe denken. Allerdings habe ich in dieser Gattung null Überblick.

    Hey Thomas, deine Einschätzung klingt sehr plausibel. Ich denke auch das die ursprüngliche Hutfarbe eigentlich eher weiss ohne einen Gelbton war.

    Dieser Fund wird sich nicht mehr auflösen lassen, danke für die Info.


    lg Rainer

  • Servus beinand',

    mich erinnert Nr. 4 am ehesten an eine Cystoderma. Mit der Stielfarbe kommen natürlich keine der üblichen Arten in Betracht. Es gibt aber eine C. lilacipes, die ich aber nicht kenne. Und zugegeben...für Cystoderma sind arg wenig Velumspuren erkennbar.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • 4. Gattung nicht einschätzbar:

    Fundort Magerwiese/Heide Torfmoos, Datum 18.10.23. Auf meiner Hausstrecke im Gras gefunden. Leider sind die Bilder

    sehr schlecht. Die Informationslage ist eingeschränkt. Der Hut ist weissgelb und die Lamellen wirken frei,

    sind aber am Stiel angewachsen. Der Stiel zeigt Braune/rote Töne. Wiesenbewohner. Totholz war nicht zu sehen.

    Die Lamellen erinnern an einen Dachpilz. Vielleicht doch ein Mycena? Ich bin selbst bei der Gattung überfragt!!!

    Hast Du mal dran gerochen? Irgendwie meine ich durch den Bildschirm Rettich zu riechen...

  • Hallo magicman,

    Nr. 1 halte ich für Amanita lividopallescens, bei Nr. 6 hänge ich mich auch noch an T. acerbum (der auf Deutsch gerippter Ritterling heißt) dran, bei Nr. 7 haben einige Exemplare eine Pseudoringzone und könnten daher das sein, was RIVA (1988) Tricholoma gausapatum nennt. Wer nicht an die Relevanz dieses Merkmals glaubt, darf die geruchlose Art unter Kiefer natürlich gern T. terreum nennen, hauptsache der Fund riecht nicht mehlig.

    Bei dem Pilz mit dem rosa Stiel kommt schlichtweg zu viel in Frage - ist denn zumindest die Sporenpulverfarbe bekannt? Die Bilder taugen leider keinen Schuss Pulver, so unscharf und detailarm wie sie sind.

    Die Pezizale, von der nur Zerbrochenes und Schneckenzerfressenes zu sehen ist, ist in dieser Form mMn ein Fall für das Mikroskop.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    3 Mal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Servus beinand',

    mich erinnert Nr. 4 am ehesten an eine Cystoderma. Mit der Stielfarbe kommen natürlich keine der üblichen Arten in Betracht. Es gibt aber eine C. lilacipes, die ich aber nicht kenne. Und zugegeben...für Cystoderma sind arg wenig Velumspuren erkennbar.

    An liabn Gruaß

    Werner

    Hallo Werner, ich halte einen Körnchenschirmling für unwahrscheinlich, weil der Stiel deutliche Velumspuren zeigen müsste. Das Bild ist zwar unscharf
    aber der Stiel wirkt doch sehr glatt. Und Cystoderma lilacipes ist extrem selten und sieht doch etwas anders aus (Hutfarbe), siehe Fund von Karl.

    lg Rainer

  • Hallo magicman,

    Nr. 1 halte ich für Amanita lividopallescens, bei Nr. 6 hänge ich mich auch noch an T. acerbum (der auf Deutsch gerippter Ritterling heißt) dran, bei Nr. 7 haben einige Exemplare eine Pseudoringzone und könnten daher das sein, was RIVA (1988) Tricholoma gausapatum nennt. Wer nicht an die Relevanz dieses Merkmals glaubt, darf die geruchlose Art unter Kiefer natürlich gern T. terreum nennen, hauptsache der Fund riecht nicht mehlig.

    Bei dem Pilz mit dem rosa Stiel kommt schlichtweg zu viel in Frage - ist denn zumindest die Sporenpulverfarbe bekannt?

    FG

    Oehrling

    Hallo Oehrling, dein Hinweis/Einwand auf Tricholoma gausapatum halte ich für sehr berechtigt. Herr Winkler in PM weisst auch für T. gausapatum auf velumrest am Stiel hin die ich ebenfalls für meinen Fund sehen, danke :)




    Ich denke das passt! Damit würde ich Ihn als Tricholoma gausapatum ablegen wollen.


    für Nr 4 ist die Datenlage hoffnungslos, wie ich finde.

  • Für den Geruch habe ich mir leider keine Notizen gemacht :/

  • Tja, schade. Das hätte unter Umständen hilfreich sein können.

    Ich hatte an Mycena luteovariegata gedacht...

  • Harald, ich bin sehr beeindruckt :daumen:. Dieser Helmling wäre aus meiner bescheidenen Sicht ein Kandidat. Hutform, Ökologie, Lamellen und Stielfärbung. Kennst Du Ihn aus eigener Ansicht?


    , kommt meinem Fund sehr nahe


    lg Rainer

  • Hallo zusammen,


    nach Christensen und Heilmann-Clausen ist Tricholoma gausapatum synonym zu T. terreum.


    Hallo Harald,


    ist das nicht nur eine gelbe Form von M. pura? Ich habe schon solche Mischkollektionen gefunden, wie würdest du diese einschätzen?


    Viele Grüße

    Emil

  • Moin Emil,


    ich halte mich da nach FNE 5. Früher lief die Art mal als pura var. lutea, angeblich ist luteovariegata molekular abgesichert. Im zitierten Werk gibt es auch eine Abbildung mit mehr lilafarbenen Hüten, von daher ist es nicht unbedingt gesagt, dass deine Aufnahme eine Mischkollektion darstellt.


    Allerdings gibt es ja auch tolle Sachen, die die Pilze treiben, wie das folgende Foto einer "Mischkollektion" zeigt. Das ist kein Fake und entstand noch zu einer Zeit, als Inocybe lilacina als Varietät zu geophylla gehandelt wurde, was dieses Foto vermeintlich eindrucksvoll unterstreicht. Mittlerweile gibt es andere Erkenntnisse. Es ist also auch durchaus möglich, das verschiedene Arten sozusagen aus einem Strunk wachsen.


    Beste Grüße

    Harald