Rhizophlyctis sp. in Dacrymyces stillatus

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  • Hallo zusammen,


    ich möchte Euch hier mal einen Pilz vorstellen, der im Feld erstmal gar nicht auffällt, aber vielleicht trotzdem nicht so selten ist. Es geht um einen Chytridiomyceten, also Töpfchenpilz, der Dacrymyces stillatus befällt. Dabei ist der Pilz nicht wählerisch und nimmt Anamorphe wie auch Teleomorphe als Wirt (dank Anamorphe erkennt man D. stillatus ja auch im Feld schon gut auf Artebene). Beschrieben wurde der Pilz das erste Mal in H. M. Canter, C. T. Ingold, A chytrid on Dacrymyces, Trans. Br. mycol. Soc. 82, 739 (1984). Einen Artikel auf Deutsch gibt es auch: H. Clemençon, M. Wilhelm, Ein parasitischer Winzling in der Zerfliessenden Gallertträne, SZP 95, 20 (2017). Bis jetzt scheint die Art noch nicht wissenschaftlich beschrieben worden zu sein und muß deshalb vorerst unter dem von Canter und Ingold vorgeschlagenem Rhizophlyctis sp. laufen.


    Äußerlich sind die befallenen Gallerttränen in keiner Weise verändert:


    Mikroskopisch fallen dann aber runde Zellen auf, die eine Reihe haarfeiner Rhizoiden haben, mit denen sie an den Konidien und Hyphen des Wirts andocken. Hier zunächst mal mit Kongorot gefärbt in der Anamorphe:

    Und in der Teleomorphe:


    Ohne Färbung einfach in KOH mikroskopiert.


    Ich hatte in den letzten Tagen zweimal Aufsammlungen von D. stillatus aus verschiedenen Wäldern mitgenommen, mikroskopiert und den Pilz zweimal gefunden. Ich könnte mir also vorstellen, daß er gar nicht so selten ist - aber wer mikroskopiert schon regelmäßig D. stillatus. Bei beiden Funden waren die Äste mit den Gallertränen direkt auf dem Boden und nicht trockene Äste, die in die Luft ragten. Da Chytridiomyceten ja für ihre Verbreitung auf Feuchtigkeit angewiesen sind, kann das eventuell bei der Suche wichtig sein. Ihr könnt in Euren Gebieten ja auch mal schauen, ob sich der Pilz dort finden läßt.


    Björn

  • ...

    Ich könnte mir also vorstellen, daß er gar nicht so selten ist - aber wer mikroskopiert schon regelmäßig D. stillatus. Bei beiden Funden waren die Äste mit den Gallertränen direkt auf dem Boden und nicht trockene Äste, die in die Luft ragten. Da Chytridiomyceten ja für ihre Verbreitung auf Feuchtigkeit angewiesen sind, kann das eventuell bei der Suche wichtig sein. Ihr könnt in Euren Gebieten ja auch mal schauen, ob sich der Pilz dort finden läßt.


    Hallo Björn,


    danke für's Zeigen.


    Wie bist Du denn überhaupt drauf gekommen, besagten Pilz zu mikroskopieren? Oder war das ein Zufallstreffer?


    LG,

    Steffen

  • Hallo Björn, endlich nach zwei Wochen zeigst du allen deinen genialen Topf bzw. Töpfchenpilz. Ich dachte schon da kommt gar nichts mehr und dein Onlinetreffen-Beitrag wäre eine Fata Morgana gewesen. Jedenfalls hat mich der Winzling gleich noch einmal begeistert. Danke!

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo zusammen,


    grundsätzlich lohnt es sich ja, jeden Pilz zu mikroskopieren. Und da ich mich diesen Winter mal etwas mehr mit Glibberpilzen beschäftigen möchte, dachte ich, ich fange mal mit einer gut bestimmbaren Gallertträne an.


    Björn

  • Hallo Björn,


    interessanter Pilz :) :thumbup: .

    Ich finde sowie diese Parasitären Pilze sehr spannend und versuche jetzt auch mal Gallerttränen anzuschauen.


    VG : Thorben

  • Servus

    Ich finde sowie diese Parasitären Pilze sehr spannend und versuche jetzt auch mal Gallerttränen anzuschauen.

    Dann achte mal darauf ob du ein Helicogonium darin findest.



    Björn, diese runden Zellen hatte ich auch schon einmal, wußte damals aber nicht wo ich die hinstecken sollte- Naja, beim nächsten mal.

    Grüße

    Felli

  • Hallo zusammen,


    neben dem Helicoglonium gibt es u.a. auch noch eine Tremella, die in Dacrymyces parasitiert. Da sind die befallenen Wirte dann wohl gerne mal etwas blasser als normal. Auf jeden Fall ein spannendes Betätigungsfeld.


    Björn

  • Hallo Björn,

    Äußerlich sind die befallenen Gallerttränen in keiner Weise verändert:

    Bist du sicher? Ich finde die abgebildeten sehen schon nicht ganz fit aus?

    Danke jedenfalls für die Vorstellung und die Anregung zur Nachsuche. Eine erste Aufsammlung aus dem mittelfränkischen Kiefernwald war negativ. Aber meine waren vielleicht auch zu frisch. Bei Gelegenheit werde ich’s ggf. mit etwas gammeligeren nochmal probieren.

    VG Ingo