Ungeklärte Funde 2023 Teil 7: Cortinarius, Macrolepiota, Pholiota?, Galerina, Tricholoma

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 1.344 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von magicman.

  • Ein frohes Neues an alle Forummitglieder und ich hoffe ihr macht in diesem Jahr viele ausgewöhnliche Funde :)


    Ich möchte euch weitere Funde vom letzten Jahr vorstellen und möchte wissen ob ich ich mit meiner Einschätzung richtig liege.




    1. Cortinarius: Fundort Mischwald mit Eichenbestand in der Nähe. Die Bodenverhältnisse sind als Kalkreich einzuschätzen.

    Fundzeitpunkt: Die sehr prägnat rote Hutschuppung lassen aus meiner Sicht nur eine Bestimmung zu.


    Einschätzung: Ich sehe Cortinarius bolaris - den Rotschuppiger Hautkopf




    2. Leucoagaricus Macrolepiota: Fundort: Laubwald, Fundzeitpunkt: 30.9.2022, es ist also schon etwas her und die Lichtverhälnisse eher schlecht.

    Der Feinschuppige Weissgraue Hut, die zum Rand hin deutlich rissige Strukturen, die bauschige fast freien Lamellen

    und diese lassen mich sofort an einen Schirmling denken.


    Wenn den so ist, gibt es wohl nicht soviele Kandidaten die makroskopisch für die Ökologie und diesen grauhütigen

    Egerlingsschirmling zutreffen könnten.


    Edit: M. mastoidea oder M. excoriata haben auch einen einfachen häutigen Ring. Aufgrund des Habitat muss wohl M. mastoidea ausgegangen werden (Danke Emil)


    Einschätzung: Ich tendiere vorsichtig zu Leucoagaricus cinerascens - der Grauschüppige Egerlingsschirmling







    3. Stropharia?: Ein Unbekannter beige/brauner Saprobiont, der am geschotterten Wegesrand wächst und und lehmhalten Bodenverhältnisse gut findet

    Dieser FK ist sicher aufgrund der Lamellenfärbung ein Braunsporen und diese sind mit leichten Graben angewachsen und laufen deutlich mit Zahn am Stiel herab.


    Edit: Die Ringzone/Sporenablagerung führt eher zu einem Pholiota


    Einschätzung: nicht möglich, weil die Gattung unklar ist.





    4. Ein weitere Unbekannter Galerina. Dieser ist aber diesmal ein Magerwiesenbewohner in der Heide. Unter einem jungen Nadenbaum wurde dieser

    FK gefunden. Die Strahlende gelb/orange des Hutes mit einen hervorhebenden weißen Randzone war faszinierend.

    Optisch kann die Lamellenseite nicht mithalten. Die Lamellen und der Stiel sind hellbraun. Die Lamellen sind gerade angewachsen

    und die Schneiden etwas hellen. Den braunen Ring finde merkwürdig, weil ich etwas vergleichbares so nicht kenne.


    Edit: Es ist wohl eher ein Galerina, die Art ist ohne Mikroskop schwer einzugrenzen. Ein Ring, Grösse und Habitat grenzen dies etwas ein

    Vielleicht ist es G. uncialis








    5. Tricholoma: Friedhofsfund. Ein Ritterling mit ausgeprägten Geruch (deutliche Gurke/Mehlig). Erinnert mich an einen Mairitterling.

    Der feucht schmierige mit deutlichen radialen Strukturen des braunen Hutes, die weissen fast ohne Burggraben angewachsen

    sehr dichten Lamellen. Eine angedeutet Ringzone die am Stiel oberhalb weiß und unterhalb braun ist.

    Eine Geschacksprobe wurde nicht gemacht.


    Edit: Aufgrund der deutlich ausgeprägten, kontrastreichen Weiß/Braun-Wechsel der Ringzone ist wohl eher von T. ustaloides auszugehen.

    Um die Einschätzung mehr Gewicht zu verleihen muss im Nachgang der Baumbestand genau ermittelt werden!

    Eiche: -> T. ustaloides und Tricholoma ustale -> Buche


    Einschätzung: Ein Habitus mit diesem ausgeprägtem Geruch, da könnte ich mir Tricholoma ustale . dem Brandigen Ritterling vorstellen







    Schon mal vielen Dank für eure Hilfe


    lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    1) C. bolaris passt.

    2) Das ist der Zitzen-Riesenschirmling (Macrolepiota mastoidea s. l.).

    3) Da würde ich bei den Schüpplingen (Pholiota) schauen. Ich weiß aber spontan nicht die Art.

    4) Das ist ein Häubling aus dem Gift-Häublings-Komplex (Galerina marginata s. l.).

    5) Ja, bei Buche ist das T. ustale. Ähnlich ist T. ustaloides (bitterer, bei Eiche, schleimiger und mit stärker abgesetzter Ringzone).


    Viele Grüße

    Emil

  • Hallo Harald,


    na, der Hut ist schon deutlich gebuckelt. Für M. excoriata passt das Habitat (Laubwald) nicht.

    Die Spitzigkeit des Hutbuckels würde ich für variabler halten als das Habitat. Ich kenne M. excoriata auch kurzstieliger und etwas anders geschuppt.

    Aber ich finde aber die beiden Arten(-aggregate) in einigen Fällen sehr schwer auseinanderzuhalten. Würden diese hier auf einem Acker wachsen, ginge es mir bei denen auch so. So wäre ich weiterhin bei M. mastoidea (agg.).

    Ob die Unterscheidung dieser beiden Taxa in der Form aber so Bestand haben wird, wage ich zu bezweifeln. Dass sich da noch mehr Arten verbergen, gilt ja als ziemlich sicher. Eine umfassende molekulargenetische Untersuchung der Gattung gibt es aber meines Wissens noch nicht.


    Viele Grüße

    Emil

  • Hey Emil,


    2.) Der Riesenschirmling hat nur einen einfachen dünnen häutigen Ring und wie Harald schon schrieb keine Zitze.

    Auch wenn es sich hier um ein teilweise unersortiertes Arten ag. handelt finde ich keinen Hinweis oder Bilder von einer solchen Ringform!

    Nur die Habitusgrösse hatte mich zumindest zweifeln lassen sollen... Nun gut, danke wieder etwas gelernt :)

    3.) Für diesen Gruppe auf einen Schüppling zu kommen, kann ich nicht nachvollziehen. Bitte erleuchte mich!?

    An welchen Pholiota hast Du gedacht, vielleicht Ph. mixta?

    4.) Diese Farbenpracht (eher Saftlingsartig) bei einem Galerina zu finde ist schon aus meiner Sicht merkmürdig. Ich kenne diese nur eher einfach

    braun. Wie auch immer, bei der Suche nach den Eignschaften, Ring, Wiesenbewohner, Grösse, könnte vielleicht G. unicolor eine Option sein.

    5.) Sowohl Buchen als auch Eichen sind nicht auszuschliessen.


    Vielen Dank, lg Rainer



  • Hi,


    die 5 hättest du kosten sollen, Tr. ustale ist nur leicht/schwach bitter, hat im feuchten Zustand sehr viel flüssien Hutschleim, wächst hauptsächlich im Sauren/Neutralen und kann bei Verletzung sehr stark bräunen (deutliche Rotbraunverfärbung), Tr. ustaloides ist gallebitter, feucht nur klebrig, hat eben diese scharf abgesetzte Stielspitze und wächst in meist auf besseren Kalkböden, wo Phlegmacien und die ganzen Kalkboleten sich alle tummeln. Die Art ist selten. Ich kenne nur den Plauener Stadtpark und 1-2 Kalkuchenwälder in der weiteren Umgebung von Würzburg, wo der wächst.


    Wenn du deinen Fund also in keinem ausgesprochenen Phlemacienwald gemacht hast, dann ist das Tr. ustale. Ansonsten würde ich dir raten Ritterlinge immer zu kosten; bis auf die Seifenritterlings-Gruppe. Geschmack ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal in der Gattung.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • 3.) Für diesen Gruppe auf einen Schüppling zu kommen, kann ich nicht nachvollziehen. Bitte erleuchte mich!?

    Bei sehr vielen Schüpplingsarten findet man einen begangenen Hutrand (Reste vom Ring), in dem sich dunkles Sporenpulver verfangen hat. Auf dem letzten Deiner Schüpplingsbilder kann man das gut erkennen.

  • Hallo Rainer,


    1) der dünne Ring ist typisch für die Gruppe Zitzen-/Acker-Riesenschirmling und unterscheidet diese Gruppe von der Gruppe um den Parasol.

    2) Siehe Thomas´ Beitrag.

    3) Die ersten beiden Bilder sind vermutlich etwas farblich übersättigt / rotstichig. Ansonsten passen die Farben (orangebraun) zu den Häublingen. Für die genaue Art muss man mikroskopieren. G. unicolor ist wohl synonym zu G. marginata. Allerdings könnte eventuell G. uncialis in Betracht gezogen werden.


    Climbingfreak: Christensen & Heilmann-Clausen schreiben, T. ustaloides habe eine „more viscid cap“ als T. ustale. Dieses Merkmal müsste also umgekehrt sein zu dem von dir Beschriebenen.


    Viele Grüße

    Emil

  • Hi,


    das ist immer eine Sache von selbst gefunden vs Literaturangaben. Hier im konkreten Fall habe ich Tr. ustale bei/nach Regen schon öfters gefunden, wo der Hutschleim von selbst vom Hut tropft, analog Pholiota lenta.


    l.g.

    Stefan

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    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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  • Hallo zusammen,


    meine Idee zu Nr. 3 wäre Agrocybe aegerita/cylindracea (Südlicher Ackerling), Man hätte erheben müssen, auf welchem Substrat die Pilze gewachsen sind. Der Südliche Ackerling braucht Pappeln und liebt diese sehr, wenn sie in Wassernähe stehen.


    Zu Nr. 5: Tricholoma ustale kann das keinesfalls sein, denn dieser würde nicht so auffällig mehlig riechen, außerdem fehlen die "Brandstellen" an Lamellen und Stiel völlig. Die Hutfarbe ist auch eine ganz andere (braun mit deutlich ockergelbem Einschlag), und T. ustale hat auch keine Pseudoringzone bzw. klar definierten Braun-Weiß-Übergang am Stiel. Dass T. ustaloides nur im basischen Laubwald wachsen soll, kann ich so nicht bestätigen. Wir haben diesen Pilz z. B. auf der Hohenloher Ebene unter Eiche in einem Vorgarten, das ist kein wirklicher Kalkboden. Sogar im Landkreis Darmstadt hatte ich ihn mal unter Eiche gefunden, und das Gebiet ist nun keinesfalls kalkverdächtig, sondern sauer-sandig. Also meiner Meinung nach ist T. ustaloides hier eine gute Option, falls eine Eiche dabeistand. Auf dem Foto sind allerdings Blätter zu sehen, die weder von einer Eiche oder einer Buche stammen. Man sollte hier noch einmal checken, ob da nicht vielleicht auch eine Pappel war, dann wäre der Pappelritterling auch eine Option.


    Abschließend wollte ich anmerken, weil hier ja - was mich stark wundert - eine Kostprobe vorgeschlagen wurde: lasst das mit den Kostproben bei weißbraunen Ritterlingen unbedingt sein, das kann böse ausgehen, da gibt es mehrere entsprechende Berichte in Pilzzeitschriften. Unter den weißbraunen Ritterlingen gibt es mehrere stark magen-darm-giftige Arten, die etwa einem Tigerritterling nicht hintanstehen. Die Bestimmung von Arten der Weißbraun-Sektion kann rein nach makroskopischen Kriterien erfolgen, wenn man aktuelle Literatur zur Verfügung hat.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Emil, ich glaube deine Zuordnung ist um 1 verschoben.


    2.) in Zukunft werde ich diese sofort im Feld erkennen, danke

    3.) Dir ist doch eine Art in den Sinn gekommen?

    4.) Ich werde mir G. uncialis mal ansehen, Dein Vorschlag wäre eine recht kleine Art.


    lg Rainer

  • Hi,


    ich hatte bisher Tr. ustaloides immer auf basischen Böden in Phlegmacienhabitaten. Dass der auch auf sauren Böden wachsen kann, ist interessant. Zu den Kostproben: klar sind braune Ritterlingen kritisch, wenn man diese verzehrt. Kostproben aber, wo nur max. 0,5g Frischgewicht kaut und die FK-Fragmente anschließend gründlich ausspuckt, sollte unkritisch sein. Die Aufnahmemenge von möglichen Giften ist so gering, dass diese nicht ins Gewicht fallen. Ich zumindest koste die braunen, weil die Stärke der Bitterkeit und die Stärke des Mehlgeschmacks wichtige Bestimmumgskriterien für mich sind. Das gilt insbesondere bei den Kieferarten und auch den postulierten Pappelarten.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Tricholoma:

    Nach erneuter Sichtung von PM/Winkler und Netz finde ich T. ustaloides aufgrund der Eigenschaften der Ringzone viel plausibler.

    Der Fundort war eine Friedhof in Bonn und die Gruppe wurde im Gras neben einem gut befestigten Weg (Schotter/Spilt) gefunden.Im Falle eines erneuten Besuchs werde ich mir den Baumbestand genauer ansehen und berichten, ob es sich um Buche oder Eiche handeln könnte.


    @Geschmacksprobe

    Ich sehe darin kein Problem, der Mund muss anschliessend immer sehr gründlich ausgespült werden

  • Hey Oehrling,


    @Tricholoma

    danke für deinen erneuten Hinweis auf die ausgeprägte Pseudoringzone die T. ustaloides im gegensatz zu T. ustale immer haben soll.

    Wenn der Baumbestand sondiert wurde kommt dein Hinweis auf T. populinum evtl. noch zum tragen. Wir werden sehen :)

    Sind Friedhöfe nicht durch die Wegbefestigung eher basisch?


    Nr. 3 Potenzieller Agrocybe oder Pholiota

    Der Baumbestand war in Böchungsrichtung ausschliesslich Hainbuche. Der Untergrund sehr fest. Ich glaube eher die Sporenablagerung am Ring deutet doch Richtung Pholiota (Thomas und Emil). In dieser Gattung kann ich mir als Art Ph. mixta gut vorstellen.


    lg Rainer






  • magicman

    Hat den Titel des Themas von „Ungeklärte Funde 2023 Teil 7: Cortinarius, Leucoagaricus, Stropharia?, Tricholoma“ zu „Ungeklärte Funde 2023 Teil 7: Cortinarius, Macrolepiota, Pholiota?, Galerina, Tricholoma“ geändert.