Hallo, Freude der lichenisierten Pilze,
bei folgender Flechte bin ich nicht ganz überzeugt, die Bestimmung richtig geführt zu haben - es ist meine erste Acarospora.
Gefunden in größeren Beständen auf einem Grabstein neben der Kunigundenkapelle über der Gollach.
Ein wenig zum Fundort:
Bild 1 Die Kunigundenkapelle bei Burgerroth wurde gegen 1230 errichtet.
Hinter der Kapelle steht eine angeblich 1000-jährige Linde.
Links eine Handvoll 100-jähriger Grabsteine an der Mauer.
Bild 2 Eine alte, hohle Linde - sie braucht viele Krücken.
Um die Last von den Hauptästen zu nehmen, wird sie regelmäßig komplett zurückgestutzt.
So schafft sie vielleicht noch einige Jahre oder Jahrzehnte.
Der Friedhof der Kapelle wird nicht mehr benutzt, einige wenige Grabsteine stehen an der südlichen Mauer.
Jahreszahlen vom Anfang des 20.Jahrhunderts.
Bild 3 Verkrusteter Grabstein nach Norden blickend, aus oberflächlich verwittertem Sandstein.
Bild 4 Grün-braune Schuppenflechte am oberen Sims des Grabsteins knapp unterhalb der Mauerkrone.
Bild 5
Bild 6
Der Thallus ist auch trocken ebenso graugrün wie auf den Bildern zu sehen.
Die Apothecien sind in den bis zu etwa 1mm dicken Thallus eingesenkt, wobei die untere Hälfte endolithisch zu sein scheint (Bild 7, eingebettete Sandkörner) und sich bei der Probennahme mitsamt den bröseligen Substrat abgelöst hat.
Die Schuppen sind bis zu 2 mm groß, unterseits und seitlich schwarz
Nass wird die Flechte oberseits leuchtend grün.
Der obere Cortex ist im Querschnitt 20-30µm dick und sehr blass weißlich / farblos.
Die darunter liegende Algenschicht mit coccoiden Grünalgen ist bis 100 µm dick.
Der Thallus (Mark) reagiert C+ orange (flüchtig), K+ gelb-orange, KC+ orange.
Bild 7 Thallusquerschnitt
Bild 8 Querschnitt durch Apothecium in Wasser
Epihymenium kräftig braun, Hymenium weißlich, breichsweise braun verfärbt (?).
Seltsam himbeerrote Bereiche im braun verfärbten Hymenium, ebensolche himbeerrote Bereiche auch unterseits des Thallus vorhanden => ev. Befall...
Hymenium bis 100 µm dick.
Paraphysen einfach, mehrfach septiert, um 2 µm dick auf halber Höhe, schwach kopfig (3-4 µm).
Bild 9 Oberer Abschnitt der Paraphysen, leicht kopfig
Reife, vollständige Asci sind schwierig auszumachen.
Bild 10 Sporentragende Asci mit sehr vielen, kleinen Sporen
Sporengröße um 4,5 - 7,0 x 2,0 - 2,8 µm
Sporen einzellig, schlank elliptisch bis zylindrisch, farblos
Beim Schlüsseln der Gattung nach Wirth-Hauck-Schultz gelange ich zu Acarospora. Im Acarosporaschlüssel bleibe ich stecken.
Verwende ich den italienischen Acarospora-Schlüssel von ITALIC, gelange ich problemlos zu Acarospora fuscata, einer kosmopolitischen und häufigen Flechte, die auf vollsonnigen, beregnetem Silikatgestein vorkommt, aber auch in Kalkgebieten auf Mauerkronen, und Grabsteinen zu finden sei.
Die Ökologie passt hier nicht ganz und auch die Färbung von Acarospora fuscata ist als braun nicht so grünlich wie beim Fund angegeben.
Vermutung meinerseits:
Da diese Flechten in Nordausrichtung wuchsen, könnte es sich um eine Schattenform handeln (vgl. z.B. grünliche Schattenform von X. parietina), die weniger Flechtenstoffe eingelagert hat und deshalb auch nicht C+rot reagiert, sondern nur C+orange.
Kann jemend meinen Verdacht (A. fuscata) stützen, oder habe ich eine andere Flechte gefunden und bloß nicht erkannt?
LG, Martin
Nachtrag "Himberrote Stellen":
Bild 12 Querschnitt durch Hymenium mit roten Stellen. Epihymenium rechts orientiert
Bild 13 Unterseite des Thallus hier mit himbeerfarbenen Flecken