Hallo,
gestern konnte ich in der Ruine Hohenurach eine interessante Flechte finden: Caloplaca monacensis.
Zum Fund:
Hohenurach ist eine Ruine der Höhenburg oberhalb von Bad Urach.
Bild 1 Blick auf Bad Urach
In der Oberburg (665m üNN) steht ein Laubbaum, dem Laub am Boden und den Knospen nach würde ich einen Ahron vermuten.
Bild 1 Oberburg der Hohenurach mit Bäumen im Hof
In der rissigen Borke in Richtung Südwest, bequem in Kopfhöhe, wächst eine Caloplaca: lecanorin, orangefrüchtig, mit weiß bereiftem Thallusrand.
Die Borke ist weich. Mit mäßigem Kraftaufwand kann man mit bloßen Fingern ein Stückchen abbrechen.
Bild 3 Caloplaca auf Borke
Der Thallus der Flechte ist unscheinbar.
Man benötigt eine Lupe, um die Flechte wahrzunehmen.
Bild 4 Makro von körnig/kleinschuppigem Thallus und den gänseblümchenförmigen Apothecien
Der Thallus ist grünlich grau und besteht auch feinen Läppchen und Körnchen.
Bild 5 Thallus und Apothecien bis etwa 1 mm Durchmesser
Bild 6 Flechte befeuchtet
Die Apothecien sitzen mit verjüngter Basis auf dem Thallus auf.
Bild 7 Querschnitt Hymenium zart gelb, Hypothecium weiß (in Wasser)
Die Asci sind 6-8-sporig
Bild 8 Hymenium gequetscht in Wasser, Epihymenium gelborange, körnig; Hymenium 90-100µm dick, Hypothallus 70-90µm dick
Sporen 13-16 x 6-7 µm, Septum 6 µm
Die Flechte reagiert K+ purpurn im Epihymenium, schwach aber merklich orange auf C.
Der Thallus reagiert ev. leicht grau auf K (?).
Den Schlüssel von Wirth-Hauck-Schultz folgend gelangt man aufgrund der Struktur des Thallus nach nur drei Schritten eindeutig zu Caloplaca monacensis.
Die Beschreibungen in "Die Flechten Deutschlands" passen zur gefundenen Flechte:
Lecanorin, weiß bereifter Randohne deutlichen Eigenrand, 0,6-2mm, gelborange Scheibe, mitunter bereift, leicht gewölbt. C-. (Hier C+)
Thallus aus variabel geformten Körnchen und Schüppchen, grau, Körnchen um 70-130 µm dick.
Sporen 11-16 x 5-5,5 µm, Septum 4-5,5 µm (Hier etwas größer Sporen 13-16 x 6-7 µm, Septum 6 µm, passt aber zu Kubiaks Beobachtung in Polen 2016).
Vorkommen auf basenreicher Rinde an licht stehenden Laubbäumen, Schwerpunkt Stammbasis, eutrophierungstoleranter als C. cerina.
Im Wirth (2013) gilt sie als in Deutschland extrem selten bzw. sogar verschollen.
Auf der Seite Flechten Deutschland sind zwei Funde auf Oberfranken und Thüringen gemeldet.
Ich meine, die Bestimmung ist korrekt.
LG, Martin