Peltigeren bei Hohenurach

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  • Hallo!


    Am Samstag bei Bad Urach am Rand der Schwäbischen Alb (weißer Jura, Kalkstein) konnte ich einige Peltigeren beobachten und jeweils eine kleine Probe mitnehmen.

    Ich stelle die vier Funde kurz vor und würde mich über eure Meinung und Korrekturen freuen.

    Ich komme tatsächlich auf vier unterschiedliche Arten (was ich nicht recht glauben kann), wovon drei neu für mich wären.


    Und jetzt zu den Beschreibungen und Fotos der Funde:


    A) Peltigera praetextata

    Gefunden neben am schattigen Waldwegrand auf Kalkgestein-Aufschluss, dicht mit Moos überwachsen.

    Thallus steril, braun, rosettig, wellig-isidiöse, aufsteigende Lappenränder.

    Am Thallusand oberseits filzig, innen Filzrestchen, sonst glatt.

    Thallus handgroß.

    Rhizinien einfach zur Thallusmitte hin braun.

    Thallusunterseite randlich weiß mit weißen Adern, weiter innen Adern braun.

    Bild A1 Habitat


    Bild A2 Feuchte Thalli im Moos


    Bild A3 Isidiöse Ränder


    Bild A4 Rand filzig


    Bild A5 Rand


    Bild A6



    B) Peltigera polydactyla

    Graue Peltigera auf Moos an mäßig heller Stelle auf Erd/Steinschutt an Nordseite der Burg.

    Rosettiger, derber Thallus mit vielen braunen Apothecien an sattelförmigen Thallusenden.

    Oberseite glatt, aber stellenweise weißlich bereift.

    Rhizinien weiß, einfach bis aufspleisend

    Adern am Rand hell, zur Mitte hin dunkelbraun, ovale helle Flecken aussparend, Rh. dort braun, einfach.

    .

    Bild B1 Habitat


    Bild B2 rosettiger Thallus mit vielen braunen Apothecien


    Bild B3


    Bild B4 Bereifung


    Bild B5 Aufspleisende Rhizinien


    Bild B6 Adern in Thallusmitte, nass (um Moos zu lösen) - ovale weiße Fenster zwischen dunklen Adern



    C) Peltigera horizontalis

    Habitat wie bei B, auf moosiger Erde am Nordhang der Burg.

    (Thallus über Mäusebau, zerfetzt)

    Apothecien flach in Thallusebene, breiter als lang, leicht konkav gebogen.

    Oberseite hellgrau und glatt, ohne Filz.

    Unterseite hell am Rand mit hellen, wulstigen Adern, zur Mitte hin mit dunklen Adern und hellen Zwischenräumen.

    Es gibt eine isidiöse Stelle am Lappenrand.

    Bild C1


    Bild C2 Trockener Thallusabschnitt


    Bild C3 Rand, nass


    Bild C4 angefeuchtete Unterseite mit braunen Adern


    Bild C5 Untypische (?), isidiöse Stelle am nassen Thallusrand



    D) Peltigera canina

    Fundstelle an heller, stark bemooster Felswand in Ostausrichtung.

    Flechte auf Moos, teils fruchtend

    Braune Apothecien wirken verkürzt und breit, an aufsteigenden, sattelförmigen Abschnitten

    Oberseite flächig stark filzig

    Unterseite randlich weiß nit weißen Rhitzinien

    Rhizinien teils verfilzend

    Adern hell, zur Mitte hin etwas abdunkelnd und filzig

    Bild D1 Habitat


    Bild D2 Feuchter Thallus


    Bild D3 Feuchter Thallus mit Apothecien


    Bild D4 Fetzen trockener Thallus in-situ, flächig stark filzig


    Bild D5 Thallusoberseite, trocken


    Bild D6 Verfilzende Rhizinien nahe am Thallusrand


    Bild D6 Thallusrand


    Bild D7 Filzige, bräunliche Adern in Thallusmitte



    Peltigera wurde hier ja schon öfters diskutiert, deshalb hoffe ich auf Aufklärung.

    Also, wer mag einen Peltigera-Neuling korrigieren?


    Morgen sind die Flechtenstückchen wieder trocken, das Moos ist ausgezupft.

    Dann kann ich, falls nötig, noch Fotos in trockenem Zustand nachliefern


    LG, Martin

  • Hallo Martin,


    schicke Ernte.

    Bei A ist alles klar, aber das ist ja wohl auch die häufigste und eine der am leichtesten zu identifizierbaren Arten.

    Bei B fehlt mir die schöne Vielfingrigkeit, also dicht beeinanderstehende und SCHLANKE Apothecien - die Deinigen Apothezien sind mir zu breit ausgefaltet. Was aber nicht viel zu sagen hat, da ich die Art auch nur von einem Standort kennen. Und sauber geschlüsselt mit allem was dazugehört habe ich die noch nie - wenn Du also mit dem Schlüssel dahingekommen bist, dann kann das schon gut so sein.

    P. horizontalis habe ich selbst noch nie gefunden, und eigentlich fragte ich mich, ob das denn horizontal genug ist, aber wenn das ganz hinten im Beitrag noch angehängte Foto auch dazugehört, dann ja, das ist horizontal genug.

    Und an D P. canina besteht mit den filzigen Rhizinen eigentlich kein Zweifel, bzw. weil da jo noch eine neocanina usw. aussortiert wurde, zu werden droht, könnte man ein agg. dranschreiben.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    erstmal vielen Dank für deine Antwort!

    Selbstverständlich habe ich geschlüsselt! :gnicken:


    Flechte A halte auch ich für klar, wenn auch bisher meine P. praetextatae immer grau waren. Die Literatur weiß aber auch von braunen Exemplaren zu berichten.


    Bei Fund B existieren durchaus auch lange Finger, aber nur wenige - nicht zuletzt auch mein Probenstückchen, da ich dir gerne noch zeige, wenn auch ein Bratzenbild (mag bekanntlich nicht jeder).

    Bild B7 Probe mit gerolltem Thallus"finger" und braunem Apothecium


    Wobei diese fingerartig gerollten Lappenenden kein Alleinstellungsmerkmal sind, soweit ich weiß.

    Jeder Thallus fängt mal an, Apothecien zu bilden. Sie sind ja nicht von Anfang an da.


    Zu Flechte C: Das angehängte Bild gehört tatsächlich zu C.

    Eigentlich sollte es gelöscht werden, weil meine ungewaschenen Finger drauf sind, und zudem, weil nichts anderes zu sehen ist als auch auf Bild C2.

    Die Apothecien sind wirklich fast rund (etwas breiter als lang) und schwach konkav gekrümmt.

    Ich habe P. horizontalis noch nie gefunden, vielleicht ist das hier eine andere Flechte mit wetwas abnorm geformten Apothecien.

    Was mich etwas irritiert hat, ist die isidiöse Stelle.

    Da die Maus aber wahrscheinlich schon öfters beim Ein- und Ausgehen aus dem Mauseloch an der Flechte gerupft hat, könnten das auch isidiöse Neubildungen an einem Riss sein.

    Das können ja auch die anderen Peltigeren.

    Hier bin ich unsicher.

    Wenn also jemand, der die Flechtenart P. hjorizontalis kennt, etwas dazu sagen könnte, wäre das klasse.


    LG, Martin