Inocybe pholiotinoides oder ionochlora? Gelöst: I. lutescens

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.145 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    unter einer Buche, gesellig in Gruppe wachsend, ziemlich klein (Hut max bis 2cm), mit auffallend gelblichen Tönen in Stiel (cave: wirkt im Bild weniger gelblich als im Original), Lamellen, Hutrand folgende "Frühjahrs"-inocybe. Begleitbäume leider drei zur Auswahl: Buche, Eiche und irgendeine größere Thuja (plicata?).


    Basis verdickt bis eher knollig. Geruch erst nach kräftigem Reiben leicht spermatisch.


    Mein Gedanke ging Richtung Inocybe pholiotinoides, da ich diese auch bereits im Frühjahr gefunden habe. Aber irgendwie hätte ich dann nicht so dickbauchige Zystiden erwartet, die nur in Ausnahmen langhalsig sind. Zudem ist die KOH-Reaktion nicht sehr ausgeprägt. Die Kaulozystiden reichen weit bis in den unteren Stielbereich, wobei ich unten keine mehr aufgefunden habe.

    So richtig passt es nicht oder Ditte


    Sporen glatt, amygdaliform: 8,8-10,4 µm (av. 9,6 µm, SD 0,4 µm) x 5,1-5,6 µm (av. 5,4 µm, SD 0,2 µm); Q = 1,7-2,0 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 12)


    Cheilos in 3% KOH


    Hier mit Marginalzellen?


    Pleuros wie Cheilos


    Kaulozystiden:


    Hier noch ein paar Bilder die im gemacht habe, als ich den Stiel auf Ausdehnung der Kaulos geprüft habe:


    Durchlicht:


    Auflicht (wie Glas oder?):


    Freu mich über eure Meinung zu dem Fund, LG Sebastian

  • Hi,


    I. pholiotinoides ist das nicht aus meiner Sicht. Ansonsten habe ich dazu keine gescheite Idee weiter. Auf jeden Fall ist das was, was ich noch nicht in der Hand hatte.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan, danke für deine Einschätzung. Zweifel an pholiotinoides sind sehr angebracht. Für nitidiuscula fehlt das rosaliche im Stiel und außerdem sollte dann nur die Spitze des Stiels bereift sein. I. assimilata ist ein Höckersporer.


    Der wirklich gelbe Stiel könnte noch auf I.lutescens hinweisen: https://link.springer.com/article/10.1007/s11557-021-01712-w


    Da passt vieles, inkl. der Sporenmaße und der Beschreibungen der Zystiden. Auch mit undulierenden Hälsen bei den Kaulos. Ob der auch im Frühjahr kann steht weder im Artikel noch bei Ludwig (130.32). Die Kaulos reichten weiter runter als für lutescens beschrieben: "Caulocystidia only near the apex of the stipe, long and narrow subcylindrical with undate walls, up to > 100 μm."


    LG Sebastian

  • Sebastian_RLP

    Hat den Titel des Themas von „Inocybe pholiotinoides??“ zu „Inocybe pholiotinoides oder ionochlora?“ geändert.
  • Hallo nochmal,


    für eine noch aussagekräftigere Dokumentation habe ich heute nochmals eine Kollektion eingesammelt und noch bessere Makrofotos gemacht, welche die Farben nochmals besser abbilden. Gleichzeitig habe ich den Stiel im Schnitt mit abgelichtet und die vollkommen unbeeinträchtigten Stiele nochmals sorgfältig auf die Ausbreitung der metuloiden Kaulos untersucht. Die Fruchtkörper trockne ich zudem gerade. Ggf. schicke ich was zur Sequenzierung.


    Hier kommen die Farben ganz gut rüber und man sieht auch gut die annähernd knollige Verdickung am Stielfuß:





    Als weiteren möglichen Kandidaten habe ich noch Inocybe ionochlora überprüft, da passt auch einiges aber irgendwie eben auch nicht alles: https://www.researchgate.net/p…cybe_ionochlora_Romagnesi

    Funde dort auch bei Fagus sylvatica (wobei sonst bei Alnus und Corylus beschrieben, die bei meinem Fund definitiv nicht zu finden waren)


    Passend wäre die Größe und in weiten Teilen auch die Farben. In der Stielspitze ist die Art jedoch auch "mehr oder weniger intensiv violettlich" beschrieben (Namensgebung: ionochlora: ionos = violettlich und chlora = grüngelb, blassgrün für die Beschreibung eines Farbverlaufs ?!), was bei meinem Fund definitiv nicht der Fall ist.


    Die kristallbeschopften Zellen reichen am Stiel bis etwa unter die Hälfte, wobei sie nach unten abnehmen und sich auch in der Gestalt verändern. Hier ein Bild etwas unterhalb der Stielmitte mit schmalen, fast subzylindrisch langen Kaulozystiden und eindeutigem Kristallschopf (in KOH 3%)



    Weiter unten dann keine Zellen mehr mit Kristallschopf, nur zylindrische lange Hyphen die am Ende (Endzellen) abgerundet sind. So wie hier im Bild zahlreich auch am ganzen unteren Stiel


    Auch das spricht gegen I.ionochlora. Dort metuloide Zellen bis ins untere Stieldrittel beschrieben. Dann bin ich so schlau als wie zuvor. Sonst finde ich nichts an Arten in der phylogenetischen Umgebung. Das Phylogramm in der Arbeit zeigt als Nachbararten noch I.pholiotinoides, welchen wir schon ausgeschlossen haben und weitere Arten wie muricellata oder hirtella, die noch schlechter passen. Interessanterweise aber auch einige I.spec.


    Nun gut, dann hilft vielleicht noch Ditte oder die Sequenz.


    LG Sebastian

  • Sebastian_RLP

    Hat den Titel des Themas von „Inocybe pholiotinoides oder ionochlora?“ zu „Inocybe pholiotinoides oder ionochlora? Gelöst: I. lutescens“ geändert.