Überraschungen auf Sand

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.046 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    war heute wieder im Engerser Feld, einem ehemaligen Kiesabbaugebiet mit mehreren Seen, welches mittlerweile Trinkwasserschutz- und Vogelschutzgebiet ist.

    Dort konnte ich einiges finden. Besonders gefreut und überrascht hat mit folgende weißstielige Lorchel:

    01 Helvella monachella (oder spadicea, zu meiner Verwirrung gleich mehr) - die weißstielige Lorchel.


    Auf Sand bei Pappel (und Hartriegel) in Massen. Bestimmt an die 50 Fruchtkörper auf einem Hotspot:


    Leider ist mir nicht ganz klar, wo der Unterschied zwischen monachella und spadicea sein könnte. Teilweise sind die synonymisiert (zum Beispiel auf Pilze-Deutschland), teilweise werden die auch als eigene Taxa geführt (Index fungorum). Diskutiert wurde hier im Forum bereits darüber, dass dies zwei unterschiedliche Arten sein könnten, allerdings wenig informativ in Bezug auf die konkrete Unterscheidung der Arten: RE: Funde in Südfrankreich und folgende ...


    Bei Skrede findet sich irgendwie nur H.monachella: https://www.researchgate.net/p…tes_on_species_from_Spain

    Auch im Schlüssel von 2017 taucht die Art "spadicea" nicht auf:

    In Bezug auf Spadicea findet sich lediglich die Ausführung: "Fries (1822) misinterpreted Scopoli’s species when he also included H. spadicea as a forma b of H. monachella (Fries 1822), this latter fungus presumably representing a Gyromitra species, as also concluded by Dissing (1966b)." Auch das lässt mich eher ratlos zurück: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/p…832953/pdf/per-39-201.pdf


    Der Schlüssel führt dann zu H.monachella: 56. Hymenium dark brownish black to black (6-7G-H7-8), cap complex saddle-shaped with irregularly deflexed lobes; stipe robust, hollow, 2–6 cm long, 0.5–2 cm broad. Asco-

    spores ellipsoid, 21–24 × 13–15 μm; preferable habitat sand dunes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. monachella


    Also, vielleicht wisst ihr mehr, dann freue ich mich über Erhellung.


    Die Sporen sind leider maximal unreif, teilweise gar nicht zu beurteilen, weil sich der ASCI-Inhalt blasig zeigt. Versuche die nachreifen zu lassen:


    Asci-Basis


    Paraphysen


    Excipulum


    Es gab noch weiteres:

    Diesen möchte ich wegen fehlender roten Farben 02 Cortinarius vernus nennen:



    Sporen: 7,6-8,0 µm (av. 7,9 µm, SD 0,2 µm) x 4,8-5,2 µm (av. 5,0 µm, SD 0,1 µm); Q = 1,5-1,7 (av. 1,6, SD 0,1)(n = 5)


    Ansonsten 03 Geopora arenicola - der gemeine Sandborstling (bekannt von der Stelle):


    Auch immer hübsch: 04 Helvella acetabulum - die hochgerippte Becherlorchel


    Auch gab es bereits 05 Omphalina pyxidata


    Außerdem gab es noch verschiedene Hebelomas, denen ich nicht weiter nachgehen konnte:


    LG Sebastian

  • Lieber Sebastian (zur Helvella),


    ich habe bei Cyberliber extra mal in der Walter-Gams-Liste aller sanktionierten Namen nachgekuckt (Gams, An index to fungal names and epithets sanctioned by Persoon and Fries, Mycotaxon 19: 219-270). Danach sind die drei Namen albipes, leucopus und spadicea nicht sanktioniert, und nur monachella ist sanktioniert. Also ich habe da dann gelernt, dass in dem Fall die drei Namen albipes, leucopus und spadicea aufgrund der Sanktionierung ungültig sind und dass man also den Namen monachella zu verwenden hat. Vorausgesetzt natürlich, man stellt fest, dass die 4 Namen Synonyme sind.


    Was meinen die anderen Besucher des Forums?

    Einmal editiert, zuletzt von BOe () aus folgendem Grund: Ergänzung: Die Namen vor dem Datum der Sanktionierung sind mE auf Grund der Sanktionierung ungültig und die Namen, die nach dem Datum der Sanktionierung geschaffen wurden, sind jüngere Synonyme. Dann muss ich jetzt nicht ermitteln, in welchem Monat des Jahres 1822 die Sanktionierung erfolgt ist und in welchem Monat des Jahres 1822 Persoon seinen Namen leucopus publziert hat. Das ist also unerheblich in dieser Sache.

  • Hallo und vielen vielen Dank für deine Mühe. Das unterstützt das ja hervorragend. Ich habe noch überlegt, das "Monacella" als solche nur mit geringster Wahrscheinlichkeit eine Gyromitraart gewesen sein kann (was das Argument der Falschanwendung des Namens auf diese Art entkräften würde). Denn wenn man alleine den Namensgeber "Mönchlein" oder "Mönchskopf" beachtet (vertiefte Diskussion siehe hier) und man sich gleichzeitig eine Mönchskutte vorstellt, so hat man doch eher eine Helvella als eine Gyromitra vor Augen. Hinzu kommen die nachvollziehbaren Herleitungen bei Skrede. Spadicea als Name hingegen könnte theoretisch auch zu einer Gyromitraart passen, was natürlich an sich keinen Beweis darstellt.


    LG Sebastian