Vergleich Stockschwämmchen - Gifthäubling

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  • Hallo,


    da schon in verschiedenen Foren die Unterscheidungsmerkmale vom Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) und dem Gifthäubling (Galerina marginata) diskutiert wurden, sollte das in diesem Forum auch mal geschehen. Zu sehen ist eine Zusammenfassung der Merkmale lt. Laux, Gerhardt, Bon und Breitenbach/Kränzlin, sowie ein kurzer Text über die 2 Arten.


    - Das wichtigste Unterscheidungsmerkmale dieser 2 Arten ist:


    ---> Stielschuppung. Bei K. mutabilis ist der Stiel unter dem Ring gelblich sparrig geschuppt. Bei G. marginata ist der Stiel unter dem Ring weisslich bereift/längsfaserig.


    Ferner riechen die Arten im Idealfall unterschiedlich, allerdings ist Geruch erstens sehr subjektiv und zweitens kann er sie je nach Feuchtigkeitszustand des Pilzes, Witterung, Alter der Fruchtkörper, etc. stark verändern.


    ---> K. mutabilis riecht im Idealfall +- kräftig würzig, während G. marginata vor allem beim Zerreiben nach Mehl richt.


    - Man darf die 2 Arten nicht anhand des Substrates unterscheiden!!! Das ist eine Regel, die vielen Pilzsammlern noch nicht bewusst ist und sie nach der Regel "wenn Laubholz dann Stockschwämmchen" vorgehen. Das ist aber falsch, beide Arten können auf Laub- und Nadelholz wachsen, angeblich können sie sogar am selben Strunk vorkommen. Das ist auch der Grund, warum man jeden einzelnen Pilz kontrollieren und nicht nur die Hüte abschneiden sollte.


    - Der Name "Nadelholz-Häubling" ist veraltert und (siehe oben) nicht richtig. In neuerer Literatur wird fast ausschließlich der Name "Gift-Häubling" verwendet.


    - Man kann die Arten auch nicht durch Merkmale wie Fruchtkörpergröße, büscheliges Wachstum oder Hygrophanität des Hutes unterscheiden:


    ---> Fruchtkörpergröße überschneidet sich bei den 2 Arten.
    ---> Das Stockschwämmchen wächst nicht immer büschelig und auch der Gift-Häubling kann büschelig wachsen.
    ---> Beide Arten haben einen hygrophanen Hut.


    - Bevor man sich traut, die Arten zu essen, sollte man sich von einem erfahreren Mykologen die Unterscheidungsmerkmale im Felde erklären lassen, damit man etwas Erfahrung bekommt.


    Hier die Merkmale der 2 Arten als PDF-Datei zum Runterladen:
    Zusammenfassung der Merkmale von Kuehneromyces mutabilis und Galerina marginata.pdf


    Und hier noch Bilder der 2 Arten zum Vergleich:


    Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis):



    Gift-Häubling (Galerina marginata):



    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hier die Merkmale der 2 Arten als PDF-Datei zum Runterladen:


    Schöne Grüße
    Gernot


    Danke für die fleißige Arbeit über die Gegenüberstellung der Merkmale von Pholiota (Kuehneromyces) mutabilis und Galerina marginata!


    Neben mir unter dem Mikroskop befindet sich gerade ein Quetsch-Präparat von Galerina marginata, den ich am 03.11.2012 in Hobrechtsfelde (an Berlin angrenzend) in einigen schönen Exemplaren finden konnte.


    Im Mikroskop kann man ein wichtiges Merkmal nachvollziehen, das Galerina marginata von Pholiota mutabilis auf den ersten Blick unterscheidet: Der Gifthäubling hat dextrinoide Sporen, das Stockschwämmchen nicht! In Deiner bzw. Ihrer Tabelle sollte m.E. auch darauf hingewiesen werden. Dextrinoid bedeutet, dass sich die Sporen mit Hilfe von Melzers Reagenz dunkelbraun einfärben (allerdings ist das bei der jetzigen Probe nicht bei allen Sporen gänzlich der Fall - ich vermute, dass es mit der Sporenreife zu tun hat).


    Den Gifthäubling habe ich heute in meiner Sprechstunde im Botanischen Museum Berlin ausgestellt. Es fügte sich gut, dass eben eine Dame in die Sprechstunde kam, die noch Stockschwämmchen finden wollte. Immerhin konnte ich ihr sogleich den tödlich giftigen Doppelgänger zeigen :) .


    Pholiota mutabilis gab es in diesem Jahr in Berlin und der Sächsischen Schweiz recht häufig. Mein letzter Fund in Berlin war insofern auffällig, als die Pilze kaum Ringbildung und auch nur wenige Schüppchen auf dem Stiel
    aufwiesen. Das Holz war für mich nicht mehr bestimmbar. Der Geruch entsprach eindeutig dem Stockschwämmchen, die Sporen zeigten keine Dextrinoidität und wiesen auch deutlich einen Keimporus auf. Somit ließen sich die Pilze auf den zweiten Blick sicher dem Stockschwämmchen zuordnen.


    Noch etwas: In Deinem bzw. Ihrem Text fehlt die Erläuterung des Begriffes kalyptrat. Auch hier halte ich noch eine Ergänzung für sinnvoll.


    Gruß, H. Beyer