Parasola sp.

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 834 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von coprinusspezi.

  • Hallo allerseits,


    Auf der Weide wachsen etliche Scheibentintlinge, Durchmesser bis 2 cm. Eigentlich an der Stelle eher magere Wiese, aber soweit ich sehe, wachsen die nur an Stellen, wo Pferdemistreste vom vorletzten Jahr zu erahnen sind. Eigentlich würde ja P. plicatilis in Frage kommen, aber die Sporen scheinen nicht ganz zu passen, und wie hier im Forum zu sehen ist, gibt es eine ganze Reihe weiterer Arten (die in der hiesigen Literatur, Stand 1999, sämtlich ignoriert werden, da gibt es nur Coprinus plicatilis). Unter'm Mikro (2,5er) scheint es in den Falten kleine Härchen zu geben.

    Die Sporen stammen von einem etwas älteren Exemplar, ich wollte sicher gehen, reife Sporen zu haben (wobei das wohl bei Tintlingen kein Problem zu sein scheint?), sonst kann ich da keine vernünftigen Strukturen erkennen.

    Sporen 12-15*8-10 µm, zitronenförmig.

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd


    Ich könnte mir Parasola schroeteri vorstellen.

    Aber warten wir mal, was die Tintlings-Experten meinen.


    Hier gibt es übrigens einen recht aktuellen Schlüssel für die Gattung:

    https://www.researchgate.net/publication/321087484_The_genus_Parasola_phylogeny_and_the_description_of_three_new_species


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael, vielen Dank, bevor ich da reinschaue, reiche ich hier noch Bilder von Hutoberseite (2,5er) und Unterseite (10er) nach - es sind Pleurozystiden zu erkennen


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    interessanter Fund. Es lohnt sich hierzu auch mal bei Benders Sektionsschlüssel reinzuschauen: Bender-Coprinus


    LG

    Marcel

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez

  • Hallo Marcel, bei Hans Bender habe ich reingeschaut. Von ihm habe ich ja auch die Inspiration, einfach am ganzen Hut nach Pleurozystiden zu suchen. Den Schlüssel finde ich allerdings nicht ganz schlüssig, bzw. das Prinzip ist etwas gewöhnungsbedürftig 1=2 (2* gibt es nicht), 3=4 (4* gibt es nicht) ... Damit komme ich 1*→3*→5 zu P. megaspora.


    Bei dem bei Hans verlinkten Schlüssel https://www.grzyby.pl/coprinus…ee/species/Coprinus.htm#B muss ich mich entscheiden ob Q<1,4 (schroeteri) oder Q>1,4 (megaspora), wo ich bei meinem Exemplar eher 1,5 habe, also auch P. megaspora. Weiter heißt es dort "Coprinus megaspermus can be recognised easely by the large, ellipsoid spores with eccentric germ pore and the naked pileus and stipe", den Stiel würde ich schon als unbehaart bezeichnen, wobei mir mangels Vergleich nicht ganz klar, welche Art Haare bei den anderen Arten zu erwarten wären.


    Als Arbeitstitel bin ich daher einstweilen bei P. megaspora, aber vielleicht schaut Hans ja selbst vorbei coprinusspezi


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd


    Zwei Fragen:


    a)

    Wie viele Sporen hast du gemessen? Mindestens 15-20 Stück sollten es schon sein.


    b)

    Misst du die Sporen richtig? Parasola hat oft abgeplattete Sporen.

    Du darfst nur die messen, wo du den leicht rautenförmigen Umriss klar siehst.

    Die anderen, elliptischen Sporen liegen "auf der Seite" und wirken dadurch schmaler.

    In vielen Beschreibungen werden deshalb bei Coprinus-Sporen drei Dimensionen und zwei Q-Werte angegeben.


    Bei P. megasperma müsstest du eigentlich Sporen bis deutlich über 15 µm Länge finden, mit einem Mittelwert über 14 µm.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,


    1) nun, wenn man ein Set von 30 geometrischen Objekten hat, und misst 3 und sieht, dass die anderen von gleicher Gsöße sind - sind die dann vermessen oder nicht? Genauigkeiten unterhalb von 0,5-1 µm sind eh nicht zu erreichen. Die wüsten Nachkommastellen in der automatisierten Vermesserei sind Augenwischerei. Ich messe mehrere Sporen auf 3...5 verschiedenen Aufnahmen. Und bin damit, sofern nicht nur Einzelstücke vorhanden sind, wo man jede messen muss, sicher in dem Bereich über 20 Stück


    2) dass Sporen dreidimensional sind, ist mir klar. Dabei ist es aber so, dass man große Projektionen von Sporen so drehen kann, dass deren Projektion kleiner wird, aber es gibt eine Obergrenze dessen, was eine Projektion maximal erreichen kann. Genauso gibt es eine Untergrenze. Dazu kommt die Variabilität in Größe und Form. Die ganz kleinen Projektionen sind die kleinen Sporen die auf dem Kopf stehen, die ganz großen, sind die großen Sporen, die "richtig" liegen. An denen und an deren Form orientiere ich mich. Man kann natürlich drei Maße angeben, womit man einen umschreibenden Quader angibt. Oder Länge, Dicke und Krümmungsgrad für EU-Gurken.


    Der Schlüssel nach Kees-Uljee geht auch gar nicht von Sporen über 15 µm aus:2. Pileus > 10 mm when expanded; length of spores 10--15 µm.3. Spores heart-shaped with average Q less than 1.4: C.schroeteri P.Karst.3. Spores ellipsoid with average Q more than 1.4: C.megaspermus P.D.Orton.Bei dem Schlüssel, den Du mir gestern verlinkt hattest (Szarkandi et al. 2017), komme ich zu 15. Basidiospores narrowly ovoid to ellipsoidal, 14–19 µm long ................................................P. megasperma (If basidiospores smaller, 12–14 µm, see P. plicatilis.) mit einem Rückverweis wieder auf P. plicatilis mangels Sporengröße. Zu plicatilis kommt man regulär aber nur, über 10. Basidiospores avg 9–13 µm long ........................... 11 vs. 10′. Basidiospores avg longer than 12.5 µm .............. 15Damit komme ich zu keinem schlüssigen Ergebnis. Also entweder oder ... Ach ja, die Knolle vom Stiel ist verdickt, was bei Hans Bender und Kees-Uljee für megasperma genannt wird. Aber eben auch für plicatilis.In meiner Jugend war ich mal mit der Beziehung und Rekonstruktionsmöglichkeiten von 3D Strukturen zu (aus) Schnitten von Korngefügen in polykristallinen Hochtemperaturwerkstoffen und Rußpartikeln (da auch Projektionen) befasst - die haben oft wesentlich abenteuerlichere Formen als Sporen. Dagegen sind Sporen erfrischend übersichtlich und einfach.LG, Bernd

  • Hallo zusammen,

    wegen der in Seitenansicht deutlich abgeflachten Sporen kann man m. E. P. megasperma komplett ausschließen und ich tendiere eher zu P. schroeteri.
    Der Schlüssel von Hans Bender wurde lange nicht überarbeitet und es fehlen etliche Arten weshalb ich mich nicht festlegen möchte.

    Noch eine Info zu dem verlinkten Artikel:
    Parasola ochracea (ohne Pleurozystiden) hat die gleiche Sequenz wie ein später sequenzierter von Hans Bender als P. nudiceps bestimmter Fund (mit Pleurozystiden).
    Da haben die Autoren offensichtlich die Pleuros übersehen und da es noch keine Sequenz gab eine neue Art draus gemacht. Inzwischen wurde der Typus von P. nudiceps sequenziert und damit die Bestimmung von Hans bestätigt. https://www.bender-coprinus.de…0/_parasola_nudiceps.html

    Gute Artbeschreibungen findet man hier: Schafer 2014 The genus Parasolain Britan incl. P. cunicolorum.pdf wobei die inzwischen gesichert Eigenständigkeit von P. nudiceps im Schlüssel nicht berücksichtigt ist. Inzwischen wurde auch noch eine 4 sporige Form von P. cuniculorum und Parasola litoralis sp. nov beschrieben Schafer2022_Article_CoprinoidPsathyrellaceaeSpecie.pdf

    LG Karl