Flechtenbestimmung im Internet, Buchempfehlungen

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.049 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von PBR.

  • Hallo,

    ich mache gerne den Anfang und stelle einige wenige Internetseiten ein, die Stand 2024 sehr gut zum Flechtenbestimmen geeignet sind.


    1) Übersichten

    Eine der derzeit wohl besten europäischen Online-Flechtenbestimmungsseiten ist die Seite ITALIC des italienischen Dryades-Projektes der Universität Trieste.

    Hier wird man mit Text und Bild - was manchmal sehr hilfreich sein kann - durch die Bestimmungsfragen geführt.

    Die einzelnen Flechtenseiten fassen das Wissen zu der Art erschöpfend zusammen (Name, Synonyme, Verbreitung, Nachweise, allgemeine Beschreibung (Aussehen, Habitat, Mikroskopie, Chemie, ...), viele Fotos.

    British Lichen Society, Bestimmungsschlüssel

    Association française de Lichénologie (AFL), nur auf französisch


    2 ) Gattungsschlüssel

    Da man als erstes eine Bestimmungsschlüssel für eine bestimmte Flechtengattung bzw. Formgruppe ähnlicher Flechten braucht, eignet sich für

    Flechten:

    - "General Key" bei ITALIC

    - "The Lichens of Italy" - An Interactiv Guide Project Dryades

    - "Liches of Great Britain and Ireland" der British Lichen Society

    Lichenicole Pilze:

    - "Flora of lichenicolous Fungi" von Paul Diederich, Ana M. Millanes, Mats Wedin & James D. Lawrey published by the National Museum of Natural History, Luxembourg (bislang nur Band 1, Basidiomycota)- "Artifical Keys to the Lichenicolous Fungi of Great Britain, Ireland, the Channel Islands, Iberian Peninsula, and Canary Islands" von DL Hawksworth, 2010


    3) Bestimmungschlüssel

    Auch hier sei auf die Flechtenseite des Dryades-Projektes verwiesen, die eine Sammlung vieler Bestimmungsschlüssel auflistet und verlinkt:

    Hat man die Flechtengattung herausgefunden, sucht man auf der Übersichtseite den passenden Schlüssel (s.o.) und legt los.

    Interessant der Ansatz der British Lichen Society mit einer Excel-Datei zum Herunterladen zum Bestimmen von Cladonien.

    4) Alphabetische Listen mit Fotos und Beschreibungen

    Weitere sehr gute Seiten mit Flechtenbeschreibungen z.B. zum Gegenprüfen, aber auch einfach zum Blättern und Stöbern sind u.a.

    Referenz ITALIC (siehe 1-3) - Beispiel X. parietina

    Lichens marins (bretonische Seite, französisch und englisch) - Beispiel X. parietina

    Irish Lichens (der Name sagt alles) - Beispiel X. parietina

    Association français de Lichénologie, AFL (nur französisch), siehe Menupunkt "Fiches/Fotos/Lichens" - Beispiel X. parietina

    Catalogue des Liches de Suisse - Schwerpunkt Verbreitung in der Schweiz, Beispiel X. parietina

    TH Mittelhessen, Ulrich Kirschbaum, Lichen Gallery

    Felix Schumms Bildtafeln, alphabetisch sortiert


    Nicht unerwähnt lassen möchte ich folgende sehr gute Seite aus Nordamerika

    Ways of Enlichenment mit Schwerpunkt British Columbia, u.a. mit einem "morphologischen Schlüssel" und 12 lesenswerten Beiträgen unter "Reading the Thallus" - Beispiel X. parietina


    5) Schwerpunkte

    Cladoniarium - Cladonien in Italien (Blog)

    Australien Lichens - Flechten downunder, mit vielen Basis-Informationen!

    Portal Flechten Deutschlands (RoteListeZentrum) - Flechtenkartierung (nach Anmeldung)

    Lecanomics - Lecanora i.w.S.



    LG, Martin


    Ich freue mich auf weitere Beiträge!

    Bei Bedarf ergänze ich auch gerne...

  • Hallo ihr Lieben,


    ich mache weiter mit den ..


    6) Buchempfehlungen

    Als aktuelles Standard und Bestimmungswerk für die Flechten in Deutschland. Zwei schwere Bände für das Studium Zuhause...



    Als Vorgänger des zweibändigen Werkes "Die Flechten Deutschlands" erschien das zweibändige Werk

    "Die Flechten-Baden Württembergs". Ebenfalls für das Heimstudium.



    Als Exkursionsführer unterwegs bestens geeignet sind die folgenden Bände :




    Zur Bestimmung benutze ich außerdem gerne auch englische Werke aus dem europäischen Ausland ...






    in Teil zwei geht's weiter...

  • Der folgende Band ist für mich das beste Buch über die Biologie, Systematik und Ökologie von Flechten. Das Buch ist im Rahmen der Ausstellung "Flechten - Kunstwerke der Natur" im Jahr 1997 erschienen. Pures Wissen auf über 230 Seiten!









    Die folgenden zwei Bücher lassen auch keine Wünsche offen. Das erste ist aus den 1970er Jahren, das zweite ist neueren Datums.




    Zu guter Letzt noch einen Tipp für diejenigen, die gerne wissen wollen was der Gattungsname oder das Artepitheton auf deutsch heißt...



    Die Bücherreihe kann gerne erweitert werden.


    Bis dann,

    Christian

  • Moin,


    ich schaue gerne in die holländischen Verbreitungskarten. Hier eine Liste der Taxa nach wissenschaftlichen Namen sortiert

    Naamlijst van de Nederlandse Korstmossen

    mit Angaben zu Seltenheit und Rote Liste

    und hier als Beispiel X. parietina

    NDFF Verspreidingsatlas | Xanthoria parietina - Groot dooiermos

    bei selteneren Arten fehlen leider oft Bilder


    Zudem bietet sich der tschechische Verbreitungsatlas an

    Als Beispiel Peltigera hymenina https://dalib.cz/en/taxon/info/Peltigera%20hymenina


    LG, Bernd

  • Hallo JanMen oder andere Administoren,


    könnte man den Beitrag eventuell oben anpinnen, damit er nicht immer weiter nach unten wandert.

    Er soll oben schwimmen und im Lauf der Zeit wachsen und gedeihen. ==Gnolm19


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Flechteninformationen / Flechtenbestimmung im Internet“ zu „Flechtenbestimmung im Internet, Buchempfehlungen“ geändert.
  • Erledigt. Danke für den Reminder, Martin. :)


    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Meine Homepage mit Kurzportraits von Pilzen und Tieren: fungaundfauna

  • Christoph Scheidegger, Christine Keller, Silvia Stofer: "Flechten der Schweiz - Vielfalt, Biologie, Naturschutz", 1. Auflage, 2023, bei Haupt Verlag, Bern


    Das gut 590 seitige Buch richtet sich an den Naturfreund und Flechteneinsteiger, der mit einer guten Lupe bewaffnet auf seinen Wanderung durch die Naturräume der Schweiz Flechten entdeckt und diese bestimmen möchte.


    Es werden nur Makroflechten oder Krusten vorgestellt, die man mit einer guten Lupe einigermaßen sicher bestimmen kann.

    Das Buch enthält also kaum Mikroflechten und keine mikroskopischen Details. Auch Tüpfelreaktionen werden bei den Artportraits nicht erwähnt.


    Das Buch ist dreiteilg aufgebaut.

    Der erste allgemeine Teil erklärt die Biologie, Anatomie, Ökologie etc. der Flechten auf gut 100 Seiten. Fachbegriffe werden eingeführt und erklärt.

    Im zweiten, speziellen Teil wird eine repräsentative Auswahl (360 Arten) der in der Schweiz vorkommenden Flechten in Text und Bild beschrieben.

    Jede Flechte erhält eine Seite mit 2-3 Fotos und ein Textblock mit der Aufteilung Feldmerkmale / Wissenswertes / Gefährdung und Schutz / Verwechslung(sarten).

    Viel kann da natürlich nicht stehen und Mikromerkmale werden nicht erwähnt.

    Interessant sind die beiden Ökologie-Diagramme (Höhenverteilung, Niederschlags-Temperatur-Verteilung) und die räumliche Verbreitung in der Schweiz, die zu jeder beschriebenen Art eingestellt werden.

    Der dritte Teil schlägt 52 konkrete Exkursionen, unter Angabe der Bushaltestelle an welcher man aussteigen soll (!), in bestimmte Habitate in der Schweiz vor und erklärt, welche Flechten man dort findet.

    Wenn man in der Schweiz lebt, ist dies sicher sehr spannend!


    Leider hat das Buch "Flechten der Schweiz" keinerlei Bestimmungsschlüssel.

    Die Artportraits sind weder nach Formgruppen noch nach Habitat (was bei der Bestimmung helfen könnte), sondern alphabetisch nach wiss. Namen sortiert.

    Man kann und muss also viel blättern und die schönen Bilder betrachten.


    Beispielseite zum allgemeinen Teil, hei geht es z.B. um Sorale:


    Flechtenportrait:


    Exkursionen (Nur Textseite; auf der zweiten Seite sind Fotos zu den im Text erwähnten Flechten):


    Das Buch kann man wirklich empfehlen, insbesondere aber an alpicole Flechtenliebhaber.

    Sicher etwas Schönes zum Schmökern an flechtenfreien Sonntagen.


    LG, Martin



    Wer etwas mehr sehen möchte:

    Drei andere Beispielseiten habe ich im Beitrag #7 hier eingestellt.

  • Nicht nur für frankophone Flechtenliebhaber sind folgende tolle Bände interessant: Jedem, der des Französischen mächtig ist, kann auch der französische Flechtenführer aus dem Verlagshaus Belin empfohlen werden. Frankreich ist nicht weit von Deutschland entfernt, die meisten der behandelten Flechten kommen auch bei uns vor.

    Die Bücher sind jeweils deutlich unter 20€ vergleichsweise günstig zu haben.


    Die Bücher sind als dreibändige Softcoverversion "Guide des Lichens de France" erhältlich und gliedern sich in die Bände "Lichens des sols" (Auflage 2012 mit 224 Seiten), "Lichens des arbres" (Auflage 2013 mit 240 Seiten) und "Lichens des roches" (Auflage 2016, 320 Arten auf 384 Seiten). Neuere Auflagen aus den 20er Jahren sind erhältlich.


    Ältere Auflagen von 2012 (Sols), 2013 (Arbres), 2016 (Roches), es exisiteren neuere Auflagen im Buchhandel


    Die drei Bände enthalten zwar keine dichotomen Bestimmungsschlüssel, sind aber nach makroskopischen Merkmalen gegliedert, was das Auffinden der gesuchten Art erleichtern kann.

    So wird im Band "Lichen des roches" z.B. nach Nabelflechten; Blattflechten; Strauchflechten; Schuppenflechten; Gallertflechten; Krustenflechten: gelappt, ungelappt auf Kalk, auf Silikat, sterile Flechten sortiert. Dann jeweils nach Farbe, Apothecienform, ob Sorale vorliegen, oder nach anderen jeweils auffälligen makroskopischen Kriterien gruppiert:

    Farbliche Markierungen zum schnelleren Auffinden einer gesuchten Art, hier Erklärung auf dem Einband zu den Bodenflechten


    Den Arten ist jeweils eine Doppelseite gewidmet. Manchmal werden auch 2-3 ähnliche Arten auf einer Doppelseite abgehandelt. Verwechslungsarten werden somit auf der gleichen Doppelseite gegenübergestellt, makroskopische und ggf. mikroskopische Eigenschaften sind tabellarisch zusammengefasst und gegenübergestellt. Reichlich Fotos auf der rechten Doppelseite helfen.

    Bei Peltigera-Arten sind z.B. (fast) immer auch die Unterseiten der Flechten mit abgebildet, was sehr hilft!

    Doppelseite zu O. parella und O. tartarea aus dem Führer "Lichen des roches"


    Einführende Kapitel zu den Flechten und als Anhänge Bibliographie, Glossar (nützlich auch für Nichtmuttersprachler) sowie Index runden die Bücher ab.


    LG, Martin

  • Eine Empfehlung zu einem Paper auf das ich neulich hingewiesen wurde:

    Jan Vondrak et al. (Chernomorski Botanical Journal, 2013) Methods for phenotypic evaluation of crustose lichens with emphasis on Teloschistaceae.

    https://www.researchgate.net/publication/312024233_Methods_for_phenotypic_evaluation_of_crustose_lichens_with_emphasis_on_Teloschistaceae


    Das Paper beschreibt im Detail was und wie gemessen wird und was unter den Begrifflichkeiten zu verstehen ist.