Mein erster "Fliegenpilz"

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 632 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von thorben96.

  • Hallo ihr Lieben,

    nachdem wir den Straßenflohmarkt in der Innenstadt von Remscheid besucht hatten, ging es anschließend zu einem kleinen Ausflug zur Eschbachtalbrücke in Remscheid-Ost.


    Dort hat meine Frau mit ihren Adleraugen "irgendwatt komischet" auf einem Rubus spec. Blatt entdeckt. Und siehe, ein Fliegentöter in natura.


    Von dem Pilz hatte ich immer nur gehört,ihn aber noch nie live gesehen...



    Ist es der Entomophthora muscae?

    Ist die Bestimmung makroskopisch möglich?


    Da das 100er Objektiv meines Mikroskops hinüber ist,könnte ich die Fliege gerne an einen Interessenten schicken um genaueres herauszufinden.


    Bis dann,

    Christian

  • Hallo Christian,


    ein schöner Fund.


    Ja, die Fliege ist definitiv hin...


    Grüße,

    Steffen

  • Servus Christian,

    ich hatte mich letztens auch gefreut inmitten der Trauermückenschwärme über meinen Vorzuchttöpfchen eine offensichtlich von einem Fliegentöter überwucherte zu finden. Leider blieb es bei einer, ich hatte gehofft der Pilz wäre vielleicht als eine Art biologische Schädlingsbekämpfung zu gebrauchen. Dabei habe ich mich etwas eingelesen. Die Bestimmung ist leider alles andere als trivial. Möchte man das ordentlich machen benötigt man nämlich "Primär" und "Sekundärsporen" (in diesem Fall einer Anamorphe spricht man von Konidien).

    Sekundärkonidien erhält man durch feuchte Inkubation eines Sporenabwurfs von Primärkonidien. Ich füge dir mal einen umfassenden, allerdings bereits recht alten Gattungs- Schlüssel von Waterhouse und Brady an. (Einen vergleichbar umfangreichen rezenteren Schlüssel konnte ich nicht finden).

    Auf der anderen Seite heisst es, dass diese Arten hoch wirtspezifisch sind, sodass es möglicherweise ausreicht den Wirt und die Gattung sicher zu bestimmen.

    Das allerdings gestaltet sich für einen nicht Entomolgen v.a. bei einem vom Befall alterierten Individuum oft sicherlich nicht einfach.

    Vielleicht möchte sich ja thorben96 auch noch dazu äussern.

    Viele Güße Ingo

  • Servus Ingo,

    vielen, vielen Dank für deine Erklärungen und den Bestimmungsschlüssel.


    Ich habe auch weiter im Netz nach diesen Fliegentötern gesucht. Das ist ja echt ne spannende Sache. Das man allein mit den Sekundärkonidien nicht weiterkommt ist echt doof. Meist findet man ja eine befallende Fliege erst wenn es mit ihr zu Ende geht.


    Dieser Pilz braucht nach Befall des Wirtes ganz kurze Zeit um aus der Fliege einen Zombie zu machen, laut Wikipedia knapp eine Woche !!!


    ...Ich hatte als junger Kerl mal erlebt, wie eine Schmeißfliege (Lucilia bufonivora) aus einer Erdkröte einen Zombie macht, das war furchtbar. So ist halt die Natur...

    Quelle:

    BRITISH BLOWFLIES (CALLIPHORIDAE AND WOODLOUSE FLIES (RHINOPHORIDAE) von Steven Falk, Seite 44


    Laut Flügeladerung und Gesamterscheinung tippe ich bei meinen Bildern auf eine Schmeißfliegenart als Wirt des Pilzes.

    ...eine späte Rache, wenn man so will...


    Vielleicht ist der Fliegenkadaver ja etwas für thorben96


    Bis dann,

    Christian

  • Hallo zusammen,


    ich kann leider nichts zu der Bestimmung beitragen.

    Auch nehme ich keine Befälle entgegen, da ich nur Frischmaterial anschaue und mit Trockenmaterial nicht klar komme :(


    Zur Gewinnung der Konidien empfehle ich eine Anleitung von Dr. Siegfried Keller Obtaining and observing conidia.

    Du brauchst nämlich 2 Objektträger mit Konidien.

    Ein Objektträger wird sofort bearbeitet (Primärkonidien) und der andere Objektträger wird in einer Feuchtkammer gepackt und ca. 4 Stunden gewartet.

    Denn aus dem Primärkonidien können sich Sekundärkonidien bilden, aber nicht alle bilden Sekundärkonidien.

    Primärkonidien und Sekundärkonidien (falls vorhanden) müssen Fotografiert werden und gemessen.

    Meistens sind die Sekundärkonidien etwas kleiner als die Primärkonidien.

    Ist der Fruchtkörper zu alt klappt ein Abwurfpräparat nicht.

    Dann muss man etwas von dem Belag selber mikroskopieren und schauen, ob Zystiden vorhanden sind.

    Ebenso müssen die Konidienträger fotografiert werden, denn diese sind unterschiedlich aufgebaut.

    In der Fliege selber können Dauersporen sein, was man auch überprüfen und fotografieren sollte.

    Sollte alles gut geklappt haben, dann hat man seinen Fund gut dokumentiert und muss schauen, was es denn für eine Gattung und dann Art sein könnte.

    Vielleicht klappt die Entomophthora muscae oder man hat etwas anderes gefunden.


    Wichtig, ihr müsst schauen, dass ihr jedes befallene Insekt bearbeitet, damit sich keine andere Art dabei ist.

    Diese Entomophthorales sind nicht einfach und es gibt auch vieles was nicht beschrieben wurde, aber es ist möglich diese zu bestimmen.


    VG : Thorben