Agrocybe praecox agg.

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 720 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von carolin.

  • Moin,


    leider verfolgen mich gerade die Braunsporer etwas, aber bei dem hier hoffe ich zumindest grob ein bisschen weiterzukommen. Die anderen waren noch widerspenstiger und an Cortinarien will ich noch nicht ran.


    Fund eines einzelnen Fk letzten Dienstag in einer städtischen Parkanlage (70m üNN) unter diversem Laubholz (hab nicht genau hingeschaut, kann aber noch mal hinfahren) auf Erde, direkt neben einem relativ stark befahrenen Fahrradweg. Die Tage davor hatten zumindest einen täglichen Regenschauer.


    (1) Fk von oben

    (2) Fk von unten


    Geruch nach Kakao

    Reste eines hängenden Ringes erkennbar

    Lamellen mit Burggraben angewachsen, braun, Schneide glatt

    Stiel nicht hohl, weiß, längsfasrig leicht bräunlich.

    Hutrand glatt

    Ich hatte den Eindruck, dass die frische Huthaut leicht geschimmert hat.

    Hut ca 4cm (d)

    Stiel ca .5cm x 3.5cm (d x h)

    Sporenpulver dunkelbraun, keine Rottöne, ich hab keine Reaktion auf Melzer gesehen.


    Dann also weiter mit der Mikroskopie:

    Bei der Orientierung habe ich weiterhin noch einiges an Problemen (wo hängen die Zystiden bitte dran? Ist das gerade Hut, Lamellenseite oder Lamellenschneide? Ich hatte das aus den Überresten eines Kammschnittes (0) gezupft..; aber immerhin habe ich mittlerweile schon Zystiden finden können.)

    (0) Kammschnitt


    (3a) Übersichtsbild Sporen

    (3b) Sporen in verschiedenen Lagen (100x, Öl)

    (3c) einzelne Sporen mit recht gut sichtbarem Keimporus und Tropfen(??) (100x, Öl)


    Die Sporen würde ich als allantoid in der einen und elliptisch in der anderen Richtung beschreiben mit einem kleinen rechteckigen Apikulus in der Mitte einer der kurzen Seiten der Basidiosporen und ist abgeplattet an der anderen kurzen Seite. Ich kann keine Ornamente erkennen, aber es sieht definitiv danach aus, dass es zwei Schichten an der Sporenwand zu geben scheint, zumindest sieht das Innere ganz bisschen anders aus....

    Sind das da Öltropfen, irgendein anderer Inhalt oder nur die Sporendicke, die man da sieht?

    Ich habe folgende Maße (100x, Ölimmersion, in Leitungswasser) gefunden (N=10 an 2 unterschiedlichen Stellen aus nem Sporenabwurf): 8.8-9.5±0.5-10.6 μm x 5.8-6.5±0.4-7.1 μm, Q=1.5


    Einzelne Basidien habe ich gefunden, die haben sich aber ziemlich gegen Fotos gewehrt, aber immerhin habe ich eine Breite von irgendwas um 4μm (N=1).


    Dafür waren die lageniformen(???!) Zystiden, wo auch immer die dranhingen, sogar halbwegs fotogen.Ist es auch hier wieder nötig, dass ich dünner präpariere um die Länge zu finden oder gibt es da andere Tricks?

    (5a-5f) Beispiele für Zystiden


    Ein Stück abgezogene Stielhaut:

    (6) Stieltrama


    Ein paar weitere Fotos sind nicht so schön geworden und Schnalle konnte ich zumindest nicht sehen, aber vielleicht hab ich nur falsch gesucht/präpariert?

    Mit Lüder komme ich zumindest auf Ackerlinge, auch wenn ein Burggraben da nicht auftaucht.


    Unter der Voraussetzung, dass es eine Agrocybe ist, hab ich mal in den Horak weitergeschaut: Die fehlenden Schnallen passen definitiv nicht, aber das würde ich grade auf die fehlenden Mikrokenntnisse schieben.

    Ring > Sekt. Agrocybe, Velatae u Aporus

    1* > 2* (deutlicher Keimporus) > 3* (Tc,Pc,Hc) > 4* wäre A praecox, aber der Geruch nach Mehl vs Kakao passt irgendwie nicht?

    A dura passt noch schlechter (Sporengröße passt nicht) und da im Schlüssel passen eigentlich auch keine anderen.

    Habe ich mich verrochen, bin ich irgendwo falsch abgebogen oder passt das tatsächlich sogar?


    Beste Grüße

    Caro_lin

  • Hallo Carolin,

    sehr schön dokumentiert. ==Pilz25

    Agrocybe praecox agg. passt hier (es handelt sich bei dem Taxon offenbar um eine Sammelart, aber meines Wissens nach ist da noch nichts Anderes offiziell beschrieben).

    Der Geruch des unverletzten Pilzes (besonders an den Lamellen) ist kakaoartig. Wenn du ein Stückchen quetschst, wirst du den ranzig-süßlichen Mehlgeruch wahrnehmen.

    Zystiden lassen sich, je nach Pilzart, auf der Lamellenschneide (Cheilozystiden), auf der Lamellenfläche (Pleuroz.), auf dem Hut (Pileoz.) oder dem Stiel (Kauloz.) finden. Generell für die Mikroskopie gilt: Je dünner ein Präparat, desto besser. Um Schnallen zu finden, muss man teilweise viele Hyphensepten anschauen. Dass man keine findet, bedeutet nicht zwangsläufig, dass keine vorhanden sind. Sehr gut zum Finden von Schnallen eignen sich Samtfußrüblinge – an denen kann man gut üben. Als ich Sporen von Agrocybe praecox mikroskopiert habe, hatte ich den Eindruck, dass zumindest einige seitlich eingedrückt waren, ähnlich roten Blutkörperchen; ob das generell so ist oder nur irgendwie deformierte Sporen waren, weiß ich nicht.

    Viele Grüße

    Emil

  • Hallo Carolin,


    du machst das gut!

    Wenn du das Gefühl hast, das Präparat sei zu dick, hilft oftmals ein stärkeres Quetschen. Dazu einfach mit einem Korken oder Radiergummi das Deckgläschen fester andrücken.


    Freundliche Grüße

    Peter


    PS: Was ein "Kammschnitt" ist, weiß ich nicht - nie gehört bisher. Ich hätte das zu den Friseuren verortet.

  • Danke!

    bei manchem Quetschen hab ich mir schon die Deckgläschen zerstört... Legt man da eigentlich rigendwas zwischen Gummi und Glas gegen den Abrieb oder ist das aufgrund des Fokus halbwegs egal?


    zum PS: Ich hab mich hieran orientiert, was eine schöne Beschreibung war, wie man Zystiden findet. Ich weiß nur noch nicht, was davon in der niedrigen Vergrößerung Zystide oder irgendwas anderes sein soll...: RE: Gamundia striatula, Rußnabeling???


    Dann muss ich wohl mal Samtfüße suchen gehen.. Sind die Schnallen dann an allen Hyphen des Pilzes oder nur an manchen?


    Und ja, so deformiert sehen ja einige auch bei mir aus. Nur wie man unterscheidet, ob da ncht manches vom wie Tropfen aussehenden doch eienfach nur geometrisches "dünner" ist? Auf Öl färben hab ich eigentlich noch keine Lust oder ist das die einzige Möglichkeit? Interessant fand ich aber, dass es wohl nicht bei allen Sporen so aussah als wären sie plättchenförmig...


    Und danke für den Hinweis, dass sich Geruch auch ändert. Scheinbar steht das auch nicht an vielen Stellen (warum auch immer..., ist ja eigentlich schon ein deutliches Merkmal..)

    Beste Grüße

    Caro_lin

  • carolin

    Hat den Titel des Themas von „Agrocybe praecox?“ zu „Agrocybe praecox agg.“ geändert.
  • Hallo Carolin,


    beim Quetschen braucht es nichts dazwischen. Ich bevorzuge einen Korken, da bleibt nichts auf dem Deckglas zurück.

    Es wäre auch egal, einmal kräftig pusten hilft auch.


    Schnallen beim Ackerling findest du am ehesten in der Huthaut. Da ein kleines (winziges) Fragment (1 mm2) abziehen und im Quetschpräparat betrachten. Du solltest rundliche Zellen finden, an deren Basis vereinzelt(!) Schnallen zu sehen sind.

    Einfacher wird die Suche, wenn du statt Wasser ein Färbemittel verwendest (Baumwollblau, Phloxin, o.ä.). Falls du nichts hast, versuche es mit Tinte oder Tusche. Das funktioniert meistens auch ganz gut. Die Färbemittel kommen nicht in Kontakt mit dem Immersionsöl.


    Freundliche Grüße

    Peter


    PS: Danke auf den Hinweis "Kammschnitt". :)