Wahner Heide, auf die Magerwiese

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.406 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wolfgang P..

  • eure gezeigten Funde regen zu einem eigenen Besuch auf die Wiese ein.

    Gestern habe ich mir die Zeit genommen meine Hausstrecke in der Wahner Heide

    zu besuchen.


    Und ich wurde wieder fündig. Die Saftlinge, Rötlinge, Weichritterlinge... wurden nur makroskopisch analysiert und meine

    Einschätzung ist ohne Glas natürlich unsicher.


    Daher eher nur zum zeigen.



    1. Eine Ricknella, 0,5 cm Hut, stark genabelt, Weiß mit dunklem Nabel, Lamellen stark herablaufend, dunkler leicht bereifter Stiel, lang. In dieser Farbekombination vielleicht Ri. swartzi



    2. Eine schöne Gruppe/Kollektion eines roten Saftlings ohne erkennbaren Geruch und weder der Hut noch der Stiel waren nass oder schleimig.

    Der Geschack ist mild und die Lamellen nicht herablaufend. In Summe wurde ich zum Minnigroten Saftling, Hygrocybe minata, tendieren.


    Edit: Es wohl wohl eher H. helobia sein. Beim nächsten Fund wird die Geruchsprobe ein wichtiges Merkmal sein! (Danke Karl)





    3. Ein weisser Pilz mit eben solchem Geruch und stark faserigen Stiel und dichte weiße angeheftete Lamellen.

    Ich gehe von einem weissen Weichritterling aus.





    4. Eine schöne Gruppe gelber recht grosser Saftlinge. Ein Klebriger leicht feuchter Stitzgebucketer Hut in kombination

    mit einem schleimigen Stiel. Da möchte ich von Hygrocybe acutocnica reden.





    5. Hygro. conica war auch wieder zu finden. Aber die glatte gleichmässige Hutform kenne ich so nicht.



    6. Und in direkter Nachbarschaft stand auch eine einzelner recht kleiner, ca 1,5 cm, leicht bitterer roter Saftling mit deutlicher Hutschuppung


    Edit: H. cantharellus. An den deutlich herablaufenden Lamellen hätte man Ihn auch schon Feld erkennen können! (Danke Karl)




    7. Die ersten Rötlinge waren auch schon zu finden. Dieser dürfte sich im dunstkreis von Entoloma serrulatum bewegen





    Vielen Dank und ich hoffe ich konnte euch auf meiner Wiesetour etwas mitnehmen.


    lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    das sind ja tolle Funde, die du da in der Wahner Heide gemacht hast! Von Duisburg aus ist das ja gar nicht so weit weg, aber irgendwie habe ich es selber noch nie dahin geschafft. Das wird sich in Zukunft wohl hoffentlich mal ändern!


    Björn

  • Hallo Rainer,

    das sind sehr schöne Funde.
    1. ganz sicher R. swartzii
    2. H. helobia (H. miniata ist nicht so stark schuppig und nur winzigste Köpfchen so intensiev rot)
    4. Hygrocybe acutoconica passt, wobei über die Sporen noch weitere Varietäten/Formen teilweise sogar Arten abgetrennt werden.
    5. Hygrocybe cantharellus
    6. E. serrulatum sieht gut aus

    LG Karl

  • Hallo Rainer,

    und bei Nr. 3 glaube ich, dass das ein Tricholoma aus der Sektion Terrei (Erdritterling) ist. Wenn der Pilz wie du schriebst geruchlos war, ist T. terreum der erste Kandidat.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Rainer,

    und bei Nr. 3 glaube ich, dass das ein Tricholoma aus der Sektion Terrei (Erdritterling) ist. Wenn der Pilz wie du schriebst geruchlos war, ist T. terreum der erste Kandidat.

    FG

    Oehrling

    Na ja, für Tr. terreum s.st. sind mir ehrlich gesagt die Hutschuppen zu hell und und die Lamellen zu weiß. Ich kenne den dunkler und die Lamellen haben immer einen leichten Grauschleier. In so reinweiß hatte ich den noch nie.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Tricholoma terreum ist morphologisch äußerst vielgestaltig. Das wird wohl der Grund sein, weshalb man die ganzen Variationen wie myomyces, gausapatum usw. aufgestellt hat. Da man in diesem Formenkreis noch keine gentechnischen Untersuchungen vollzogen hat, bleibt (according to FNE4) alles, was nicht mehlig-ranzig riecht und ringlos ist, Tricholoma terreum, wobei diese Pilze ganz schwarzgrau bis ganz hellgrau bzw. weißlichgrau daherkommen können und sowohl mit Laub- als auch mit Nadelbäumen vergesellschaftet sein können. Nach dem Aussehen kann man da nicht wirklich gehen.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Die Funde von Gestern sind als Makroskopiker sehr herausfordernd. Ich versuche es dennoch :)


    1. Ein schwarz/blauer Entoloma, eine Dunkler Hut der radial rillig ist, die Lamellen nur angeheftet und mit vielen Zwischenlamellen,

    der Stiel ist auffällig dunkel und rillig vertrehte, die weißen Mycelreste sind am Stiel gut erkennbar. Des weiteren ist der Geruch unauffällig.


    Einschätzung: Aus meiner Sicht ist dies Entoloma corvinum, der rabenscharze Rötling.


    Welche Wichtigen Kriterien lassen mich an Entoloma corvinum denken: Der deutlich rillige vertrehte tief schwarze Stiel in Verbindung mit einem

    radial rilligen Hut


    Edit: E. corvinum ist eine alpine Art und kommt für meinen Fund nicht in Frage. Sollte eine weitere Kollektion wieder in diesem blass getreifen Schwarz/

    blauen Hut auftreten mikroskopieren und evtl. sequenzieren lassen. (Danke Björn und Raphael)


    Vielen Dank für die Klarstellung über E. corvinum (Danke Björn und Raphael)








    2. Es wird immer schwieriger! Nun ein brauner Entoloma: Das dieser einer ist, lässt sich bei älteren Exemplar gut an den Lamellen erkennen.

    Nur gibt es eine Menge brauner Entoloma die in Fragen kommen.


    Wichtigsten facts: Ein deutlich konzentrischer Hut leicht gebuckelt mit dunklerer Papille und fast über den ganzen Hut radial gerieft.

    Die Lamellen sind mit Burggraben angeheftet. Der Stiel ist im oberen Bereich gut erkennbar bereift. Der Geruch: Leicht nach Nitrat?


    Edit: Meine sehr unsichere Wahl ist Entoloma conferendum oder Entoloma clandestinum (Björn)







    3. Ein mittelgrosser Schirmling, der für mich stark nach dem Fund von Karl aus dem Depote aussieht (Lepiota oreadiformis).

    Hut ca 4-5 cm mit behangenen Velumresten am Hut. Eine Stiel mit Pseudoringzone, hohl, verdickter Stielbasis und im ganzen

    bis zur Ringzone erheblich überfasert. (Edit) Der Geruch ist wohl eher als unauffällig zu bezeichnen.


    Einschätzung: Ich finde Lepiota oreadiformis als Name für diesen Schirmling gut. Der makroskopisch sehr vergleichbare Lepiota clypeolaria wäre aus

    meiner Sicht deutlich am Geruch erkennbar gewesen (aufdringlich süsslich)








    4. Und zum Schluss noch ein mittelscharfer Täubling im rot blassem Kleid, Birkenbegleiter. Ohne weitere Untersuchung könnte es

    richtung Russula exalbicans gehen :) Kein SPP und keine Chemie... nur zum zeigen!!!





    5. Ob diese Rotfärbung ein Befall darstellt? Was meint den boccaccio / Björn zu meinem Fund?




    Ich hoffe es hat gefallen!



    lg Rainer

  • Hallo Rainer,


    was der erste Rötling ist, kann ich dir zwar nicht sagen, aber E. corvinum wird das sicher nicht sein, das ist nämlich eine alpine Art, wie man seit den Fungi Europaei 5B weiß. Bei Nummer 2 könnte ich mir Entoloma clandestinum vorstellen, man erkennt nämlich eine bereifte Stielspitze. Sicherheit liefert natürlich auch hier nur das Mikroskop.


    Zu den Blattflecken kann ich leider nichts sagen. Eine Taphrina ist es sicher nicht, ob es pilzlich ist oder nicht läßt sich für mich anhand der Bilder nicht entscheiden.


    Björn

  • Hallo Björn, E. corvinum ist ja schon oft kartiert worden. Und sehr viele Kartierungen sind nicht alpin.


    Nun gut, an E. corvinum glaube ich auch nicht mehr, weil diese Art doch einen sehr dunklen Hut mit feiner Körnung besitzt. Meine Gruppe zeigt einen etwas blassen gerieften Hut, daher glaube ich nun eher an Entoloma atrocoeruleum. Zumindest dieser Dunstkreis.


    Dein Vorschlag für Nr. 2, Entoloma clandestinum, finde ich sehr gut, danke.


    lg Rainer

  • Hallo zusammen


    Ja, früher wurde vieles Entoloma corvinum genannt, was eigentlich eine andere Art ist.

    So war E. corvinum auch in allen gängigen Pilzbüchern falsch drin, und folgerichtig sind vermutlich die meisten Kartierungen auch falsch.

    Da können die lieben Kartierer nichts dafür, sie haben halt nach der verfügbaren Literatur bestimmt und damit unbewusst Folgefehler gemacht.


    Das, was bisher überall E. corvinum genannt wurde, heisst jetzt Entoloma porphyrogriseum:


    Das echte Entoloma corvinum ist wie Björn schreibt eine alpine Art und anscheinend extrem selten.

    Der Epitypus ist im neuen Buch über alpine Pilze (Armada, Bellanger & Moreau 2023) abgebildet und beschrieben.


    Zu den gezeigten Rötlingen sage ich sonst nichts, makroskopisch ist das alles nur Raterei.

    Es sind schöne Kollektionen, wäre spannend die genauer zu untersuchen.

    Aber ohne Mikroskop lässt man sie am besten stehen, gerade die Arten im Offenland sind oft gefährdet.


    Auf die Farbe ist bei Rötlingen übrigens wenig Verlass, es gibt Arten die ganz verschiedene Farben haben können.

    So kann E. porphyrogriseum blau, grau, braun, schwarz oder sogar rosa sein.

    Das gleiche gilt für E. serrulatum, dessen rosa Variante früher E. callirhodon hiess.


    Gruss Raphael

  • Hallo magicman,


    es geht um ein grundsätzliches Problem bei der Pilzbestimmung. Auch wenn ein vorliegender Pilz einer bestimmten Art angehören könnte, kann man ohne mikroskopische Untersuchung nicht sagen, welcher Art er angehört. Jedoch kann man bei der Pilzbestimmung nicht mit könnte und wäre vielleicht arbeiten, das ist mehr oder weniger unwissenschaftlich oder gar aussagelos. Auch kann dir bei solchen unzureichend dokumentierten, d. h. nicht mikroskopierten Funden niemand sagen, ob du mit deiner Namensvergabe richtig oder falsch liegst. Wenn ein Pilz beispielsweise "Kreuzsporiger Rötling" heißt, schreit das geradezu danach, die Sporen zu mikroskopieren, ob sie kreuzförmig sind. Und ein "Rabenschwarzer Rötling" sollte halt rabenschwarz und nicht graublau wie die hier gezeigten Exemplare sein.


    Dies muss für dich äußerst unbefriedigend sein, denn durch dein Vorgehen erwirbst du ja kein sicheres Wissen, sondern nur dass etwas sein könnte. Statt viele Pilze "möglicherweise" bzw. "vermutlich" zu kennen, ist es doch besser, nur wenige Pilze zu kennen, die aber dann richtig.


    Dann hätte ich noch etwas zu der Geruchsangabe "pilzig", dieser Geruch kommt bei Lepioten eigentlich nicht vor. Wichtig bei Lepioten ist, ob sie cristatoid oder fruchtartig riechen, oder vielleicht nach gar nichts. Du nennst deinen Pilz (aus deiner Sicht mit Berechtigung) Lepiota oreadiformis, ich würde ihn dagegen Lepiota clypeolaria nennen. Unnu? Jetzt müsstest du mit Argumenten kommen, die deinen Namensvorschlag stützen und von dem meinen wegführen.


    Und zum Täubling: Russula exalbicans kann sehr gut sein, aber ohne Spp und Chemoreaktionen ist das halt auch nur was aus der Rubrik könnte. Denn es gibt noch mehr rosahütige, nicht milde Täublingsarten unter Birke,. z. B. R. gracillima, oder R. betularum. Unnu?


    FG

    Oehrling

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  • Hallo,

    zu den Rötlingen wurde ja schon einiges gesagt, das ich teile. Ich halte den ersten aber auch nicht für porphyreogriseum. Denn egal welche Farbe der jung hat, verliert er m.E. alle Blautöne im Alter, und hat zudem keinen polierten Stiel.

    Das ist aber auch nur ein "vermutlich nicht", an dem "könnte vieleicht" möchte ich mich nicht beteilgen. Das geht selbst mit Mikros bei den Cyanula oft schief, man müsste noch viele Kollektionen sequenzieren und dokumentieren, bevor die tatsächliche Variationsbreite der Arten bekannt ist.

    Grüße,

    Wolfgang