Gestern hatte ich wieder etwas Zeit, um mit meiner Tochter für 2 Stunden einen Kurzausflug
zu einem bisher unbekannten Waldfriedhof zu machen.
Auf dieser recht kleinen Fläche waren schnell viele Arten zu finden.
1. Ein blauer Täubling (5cm) bei Quercus, leicht schärflich und später etwas bitterlich werdend. weisse nur leicht büchige Lamellen, ein leichter
Geruch ist vorhanden (vielleicht Jodartig?) fester Stiel, Hut mittig heller etwas gelb und früh niedergedrückt.
Das Fleisch verfärbt sich unter der Huthaut und diese ist nicht ganz bis zur hälfte abziehbar.
Die Guajak Reaktion ist mit 20-30 sekunden eher banal (aussagelos).
SSP ist 2a/2b
Ich bin noch auf der Suche nach der Art. In der Sektion gibt es viele Kandidaten.
Edit: Mit dieser Schieferblaunen Hutfarbe und einem gelblichen Mitte liegt in der Sektion Griseinae. Das Sporenpulver hat einen Roseeinschlag
und der Russula ist leicht schärflich in den Lamellen. Mein Arbeisttitel wäre R. Parazurea.
2. Eine graue/dunkle Helvalla (Sattellorchel) mit ebenfalls dunklem Stiel. Die lappige Hutstruktur ist nicht mit dem Stiel verwachsen. Der Geruch ist
erdig Pilzig. Der Stiel zeigt nach ober deutliche feine Strukturen (feine Haare?) und wird richtung Stielbasis heller.
Nach der 2 stündigen Heimreise waren die FK deutlich dunkler.
Edit: Schnittbild der Sattellorchel, hohl bis weiss wattig.
Bei der Betrachtung der nachgedunkelte FK lassen mich an Helvalla atra denken.
3. Ein weitere kleiner junger Täubling (4 cm) als Buchenbegleiter, weiss mit leichtem Rotanteil in Hut. Jung sehr fester speckiger FK (Hut und Stiel).
Die Madengänge im Stiel bräunen. Hut stark eingerollt, feucht schmierige Oberfläche.
Der Geschmack ist schärflich werdend mit bitterer Geschmacksnote zum Ende. Der Geruch ist absolut unauffällig. Huthaut nicht abziehbar.
Edit: Dieser einzelnen FK ist für einen weitere Untersuchung und Bestimmung zu Jung
Die Guajak Reaktion ist schnell. Der Farbumschlag liegt bei ca Sekunde 5.
Nur sehr wenig SSP bei der geringen Menge unsicher auf 1a
Edit: Das sieht mit diesen Parametern eher nach R. Vesc aus.
4. Ein braunes Samthäubchen (Conocybe) mit einem Hutdurchmesser von ca 1,5 cm. Der braune, geriefte und spitzkegelige Hut mit dunkler Scheibe
in der Mitte ist mit ca 1,5 cm recht klein. Der FK ist im allgemeinen sehr fragil. Eine Berühung beim Grasrupfen und der Hut hing schräg :/.
Die Lamellen sind gut braun und die Schneiden etwas heller. Der Stiel ist für die Hutgrösse recht lang gewesen und zeigte feine längsrillen.
Dieser eine FK stand wie fast alle anderen Funde zwischen den Gräbern im Gras mit hohem Moosanteil. Ein Geruch wurde nicht wahrgenommen.
Die Bilder von der Hutoberseite sind leider recht schlecht.
Darf Conocybe eine so ausgeprägte Hutriefen aufweisen? Ist Conocybe überhaupt die richtige Gattung?
Meine Einschätzung: Aufgrund der Hutriefung wäre mein Bestimmungversuch Conocybe rickeniana.
5. Ein Cuphophyllus (Ellerling) Clitocybe ca 3 cm. Wenn ich mir den Habitus anschaue, leicht gebuckelt und den Fundort (Wiese) bewerte,
stark herablaufende Lamellen die Anastomosen bilden.
Ein hell ocker bis leicht gelblicher Stiel. Der Geruch ist unbedeutend bis leicht pilzig und ein Geschmackstest wurde nicht gemacht.
Ich finde der FK ist makroskopisch recht markant und führt mich zu Cuphophyllus flavipes - den Gelbfüßiger Ellerling
Edit: Es ist eher von einem Clitocybe auszugehen (Danke Wolfgang)
6. Ein nach dem Habistus zu urteilender Trichterling mit spitz gebuckltem Hut mit herablaufenden Lamellen. Der FK ist nur max 1 cm.
Vielleicht hat jemand eine Idee?
7. Ein Gruppe roter Täublinge mit einer Buche in der Nähe. Leider wurde die Gruppe schon ordentlich angefressen. Mit dieser Hutfarbe und weissen Lamellen.
Da würde ich einen Speitäubling mit starker Schärfe erwart. Dieser Täubling war aber mild und wurde später nur etwas bitterlich!
Der Lamellenverlauf war am Stiel leicht ausgebuchtet angewachsen und diese liefen sogar etwas herablaufend am Stiel. Der Stiel war nicht rot überhaucht.
Die Huthaut war bis ca 1/3 abziehbar und zeigte nur sehr leichte Rötung.
Edit: Der milde kühl rosa Täubing mit einer erkennbar Beflocktung am Stiel verweisst auf die Sektion Roseinae auf eosinrot hätte für Klarheit gesorgt. Wahrscheinlich ist von R. velutipes auszugehen (Danke Oehrling und Thiemo).
Mitgenommen haben ich Ihn leider nicht. Dies wurde einfach zu viel.
8. Und zum Abschluss eine schöne Gruppe Zwerg Schwindlinge.
Der Besuch des kleine bisher unbekannten Waldfriedhofs hat sich gelohnt.
Vielen Dank für eure Hinweise und ich hoffe das mitnehmen hat euch gefallen.
lg Rainer