Kuehneromyces lignicola - Glattstieliges Stockschwämmchen?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 1.570 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ibex.

  • Hallo zusammen


    Bei uns ist pilztechnisch im Moment zwar leider noch nicht gerade viel los, das wenige was ich aber finde ist mMn zumindest spannend. Gestern fand ich auf etwa 1800m an morschem Nadelholz, kleine, braune Pilzchen und ich dachte zuerst an etwas aus dem Gifthäublings-Komplex. Die Pilze waren ziemlich klein (ca. 1.5cm bis max. 3cm) und schienen büschelig oder zumindest sehr gesellig zu wachsen. Als ich dann ein paar Pilze entnahm, war ich mir nicht mehr sicher, was das für eine Art sein könnte, da sie mir für Gifthäublinge irgendwie komisch schienen. Zuhause habe ich sie dann noch genauer untersucht und auch mikroskopiert, spätestens da, war klar, dass das keine Gifthäublinge sein können. Ich habe dann etwas gesucht und kam zu Kuehneromyces lignicola - Glattstieliges Stockschwämmchen. Der Fundort, die Jahreszeit und die Merkmale passen meiner Meinung nach. Seid ihr damit einverstanden?


    1a:


    Die Hutränder sind leicht gerieft

    1b:


    1c:


    1d:


    1e:



    Die Steilspitze ist weisslich bepudert, die Lamellen sind sehr engstehend und haben eine hellere Schneide

    1f:


    1g:


    Die Hüte sind stark hygrophan, wie man auf dem folgenden Bild sehr gut sieht

    1h:



    Nun zur Mikroskopie. Falls ich etwas falsches schreibe, korrigiert mich bitte gerne. Also Mikroskopierneuling bin ich immer dankbar, wenn mich jemand auf Fehler hinweist.


    Zuerst zu den Sporen: Ich habe 34 Sporen gemessen und diese lagen bei 7.01 µm (6.5 - 7.5 µm) x 4.27 µm (4 - 4.7 µm). Soweit ich das sehe sind die Sporen glatt, dickwandig und haben einen Keimporus:




    Nachfolgend noch Fotos von den Cheilozystiden. Soweit ich sehe dürften auch diese zu K. lignicola passen:







    Vielen Dank im Voraus und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Benjamin,


    meiner Meinung nach hast Du die richtig bestimmt, habe aber nur als Vergleich diesen Text und habe von der Mikroskopie wenig Ahnung. Mal sehen was die wirklichen Profis zu deinem Fund sagen.


    VG Jörg

  • Die Steilspitze ist weisslich bepudert,

    könnte das von den Sporen kommen und hast du mal mit dem Knopfstieligen Rübling verglichen?

    Wie ist die Sporenpulverfarbe?

    Es müssen ja nicht immer gleich die seltenen Arten sein...

    Grüße Axel

    "Das Artensterben ist der neue Klimawandel. Der Verlust der Biodiversität ist die wahre Krise des 21. Jahrhunderts"

    aus Glaubrecht: "Das Ende der Evolution"

  • Hallo Björn,

    bei näherer Betrachtung sehe ich das jetzt auch so. Dennoch könnte die Farbe eines Sporenabdrucks alle Zweifel beseitigen.

    Grüße Axel

    "Das Artensterben ist der neue Klimawandel. Der Verlust der Biodiversität ist die wahre Krise des 21. Jahrhunderts"

    aus Glaubrecht: "Das Ende der Evolution"

  • Hallo Zusammen

    Die engen Lamellenstellung ist schon etwas verwirrend, ausserdem schauen die FK nicht mehr ganz so frisch aus.

    Aber die Cheilozystiden vom Gymnopus confluens haben am apikal fingerartigen Auswüchsen.

    BG Andy

  • Hallo ibex,


    trotzdem ist Axels Anmerkung zu deinen Erwartungen erlaubt. Denkst du, dass in diesem Forum jemand ist, der Kuehneromyces lignicola schon so oft gefunden und bestimmt hat, dass er dir deinen Fund anhand deiner gelieferten Informationen bestätigen könnte? Ich selber kenne einiges an Arten, aber ich bin mir sicher, dass ich K. l. noch nie gesehen geschweige denn bestimmt hätte. Du solltest dich an den Gedanken gewöhnen, dass du beim Fund einer sehr seltenen Art bei der Bestimmung allein auf weiter Flur bist und realistischerweise niemand anderen nach einer Bestätigung deines Fundes fragen kannst. Somit liegt allein bei dir die Entscheidung, ob du aus dem Fund K. l. machst oder nicht.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo zusammen


    Danke euch für die Antworten.

    Die Steilspitze ist weisslich bepudert,

    könnte das von den Sporen kommen und hast du mal mit dem Knopfstieligen Rübling verglichen?

    Wie ist die Sporenpulverfarbe?

    Es müssen ja nicht immer gleich die seltenen Arten sein...

    Zum Knopfstieligen Rübling passt weder die Sporenpulverfarbe, noch die Sporengrösse. Die Sporenpulverfarbe ist zimtbraun:



    Die weisslich bepuderte Stielspitze wird z.B. im PdS als Merkmal für K. lignicola aufgeführt. Und nein, es muss nicht immer gleich eine seltene Art sein, aber hier weisst die Datenlage mMn in diese Richtung. Zudem ist K. lignicola in der Schweiz nicht so selten und passt eigentlich auch optimal zum Standort auf morschem Nadelholz montan auf ca. 1800m:

    Distribution Map


    Bitte nicht falsch verstehen, ich habe absolut nichts gegen Einwände, sondern bin froh, wenn ihr eure Gedanken mit mir teilt.


    Teilweise sieht man bei den Cheilozystiden diese knotigen Auswüchse. Es sieht, so wie ich das sehe, aus, wie z.B. einige Bilder aus dem PdS. Aber da ich mit dem Mikroskopieren gerade erst angefangen habe, hoffe ich immer, dass ich das auch richtig interpretiere und frage daher auch lieber nochmal hier nach:




    Ach ja, die FK schienen ziemlich frisch gewachsen zu sein und ich könnte bei Bedarf auch nochmal welche holen.


    trotzdem ist Axels Anmerkung zu deinen Erwartungen erlaubt. Denkst du, dass in diesem Forum jemand ist, der Kuehneromyces lignicola schon so oft gefunden und bestimmt hat, dass er dir deinen Fund anhand deiner gelieferten Informationen bestätigen könnte? Ich selber kenne einiges an Arten, aber ich bin mir sicher, dass ich K. l. noch nie gesehen geschweige denn bestimmt hätte. Du solltest dich an den Gedanken gewöhnen, dass du beim Fund einer sehr seltenen Art bei der Bestimmung allein auf weiter Flur bist und realistischerweise niemand anderen nach einer Bestätigung deines Fundes fragen kannst. Somit liegt allein bei dir die Entscheidung, ob du aus dem Fund K. l. machst oder nicht.

    Selbstverständlich ist seine Anmerkung erlaubt, ich habe ja auch nichts gegenteiliges behauptet, oder? :) Nein, vermutlich wird es hier nicht viele geben, welche K. lignicola schon untersucht haben. Allerdings sind hier Leute mit riesigem Pilzwissen unterwegs und wenn ich die benötigten Daten liefern kann (falls nötig kann ich sicher auch noch weitere liefern), wäre es toll, wenn mich vielleicht jemand dabei unterstützen könnte, um den Fund abzusichern. Evtl. könnte ich noch Raphael fragen, ob er mal hier reinschauen könnte, da er auch oft montan bis hochmontan unterwegs ist und K. lignicola vielleicht selbst schon mal gefunden hat.


    Danke nochmal an alle und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

    Einmal editiert, zuletzt von ibex ()

  • Servus beinand',

    wir hatten K. lignicola mal bei einer Vereinsexkursion am Herzogstand an liegendem Fichtenstamm. Der exkursionsleitende Christoph Hahn war sich damals gleich sicher, dass das K. lignicola war. Ich denke schon, dass der Fund im typischen Habitat gleich K. lignicola vermuten lässt. Der Fund ist sowohl makroskopisch, wie mikroskopisch gut dokumentiert. Klar...bei so engstehenden Lamellen und bepuderten Stiel denkt man gleich an G. confluens, das Sporenbild zeigt aber eindeutig einen Braunsporer mit glatten Sporen und deutlichem Keimporus. Auch die Makroskopie ist typisch. Auch wenn Lothar (oben verlinkt) die auffallend engstehenden Lamellen nicht erwähnt, finden sie Ausdruck im erwähnten Synonym K. myriadophylla.

    Ich hab keine Zweifel an der Bestimmung.

    An liabn Gruaß

    Werner

  • Servus Werner


    Ich danke dir ganz herzlich für deine Einschätzung, welche ich wie immer sehr zu schätzen weiss. :thumbup: Daher habe ich jetzt auch keinen Zweifel an K. lignicola und werde den Fund so kartieren. Ein Exsikkat habe ich auch erstellt und eingelagert.


    LG

    Benjamin

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  • Hallo Ben


    Also ich sehe auch nichts, was dagegen spricht. Seltenheit schützt Pilze bekanntlich nicht davor, gefunden zu werden.

    In den montanen Nadelwäldern ist die Art recht typisch, aber kommt auch dort nur zerstreut vor.


    Tatsächlich ist die Auswahl bei holzbewohnenden, hygrophanen Pilzen mit mittelbraunem Spp und dickwandigen Sporen mit Keimporus ziemlich eingeschränkt.

    Da bleibt sehr schnell nur noch Kuehneromyces übrig. Wer's nicht glaubt, darf gerne mal in die Funga Nordica schauen.


    Die sehr engstehenden Lamellen sind das einzige, was untypisch ist. Aber da würde ich jetzt ein AUge zudrücken.


    LG Raphael

  • Hallo Raphael


    Besten Dank auch dir für deinen Beitrag.


    Die sehr engstehenden Lamellen sind das einzige, was untypisch ist. Aber da würde ich jetzt ein AUge zudrücken.

    Irgendwie verstehe ich das nicht so ganz. Leider sind die Beschreibungen in der Literatur welche ich zur Verfügung habe zu K. lignicola meistens eher dürftig. Im Ludwig ist sie aber ausführlicher und dort steht fett gedruckt: "Lam.: abgerundet bis gerade angewachsen; sehr engstehend;"

    Im Funga Nordica steht: "gills crowded and narrow"


    Da werden doch die engstehenden Lamellen beschrieben und das passt doch somit genau, oder nicht? Ich bin irgendwie etwas verwirrt. :)


    LG

    Benjamin

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  • Grüß euch,


    also ich finde die extrem eng stehenden Lamellen (und auch der Stiel) sind nicht gerade typisch für K. lignicola, wüsste aber auch nichts was besser passen würde. Wie auch schon Raphale schrieb bleibt mit den gezeigten Merkmalen eigentlich nicht wirklich was anderes übrig.


    Bei uns ist die Art in der hochmontanen und subalpinen Zone auch alles andere als selten, zumindest in naturnahen Wäldern... erst vor zwei Wochen hatten wir gleich mehrere schöne Funde von dieser Art in vergleichbaren Habitaten, wenngleich etwas tiefer gelegen (1100-1300m)


    unterm Strich würde ich deine Bestimmung also auch bestätigen, trotz der etwas seltsamen Ausprägung der Makro-Mekrmale


    Edit: hab gerade deinen neuesten Beitrag gelesen und möchte noch kurz was zu den eng stehenden Lamellen Anmerken... die Art hat zwar immer recht eng stehende Lamellen, aber eben nicht so extrem wie von dir gezeigt... schwierig zu beschreiben, aber wenn man die Art schon oft gesehen hat eben nicht ganz passend... einige Bilder, die's vielleicht verständlicher machen findest du etwa in der Pilzdatenbank der ÖMG

    Mykologische Datenbank


    Liebe Grüße

  • Hallo Ben


    Naja ich hab ihn halt schon anders gefunden:

    Da sind die Lamellen wirklich nicht besonders gedrängt.

    Aber es ging mir hier ähnlich: Anhand der Mikromerkmale kann es nur K. lignicola sein, obwohl es mir makroskopisch gar nicht passt.


    Das Problem bei solchen Merkmalen ist, dass sie im Ermessen des Beschreibers liegen, und von Kollektion zu Kollektion variieren können.

    Gibt es eine halbwegs präzise Definition für "gedrängt"? Oder noch besser: Was ist der Unterschied zwischen "mässig gedrängt" und "etwas entfernt"? :)

    Genauer wäre eine Anzahl der durchgehenden Lamellen, aber das wird in vielen Büchern vernachlässigt.


    Gruss Raphael

  • Hallo nochmal


    Vielen Dank für eure Antworten. :thumbup: Das mit den Beschreibungen ist teilweise schon etwas verzwickt. Wenn ich in der Beschreibung von "sehr engstehenden Lamellen" lese, dann erwarte ich eigentlich schon etwas in der Art, wie bei meinem Fund. Oder wären das dann schon "extrem" engstehende Lamellen? ^^ Aber ich weiss schon worauf ihr hinaus wollt und so Beschreibungen sind nicht so einfach und liegen eben oft auch im Auge des Betrachters.

    die Art hat zwar immer recht eng stehende Lamellen, aber eben nicht so extrem wie von dir gezeigt... schwierig zu beschreiben, aber wenn man die Art schon oft gesehen hat eben nicht ganz passend... einige Bilder, die's vielleicht verständlicher machen findest du etwa in der Pilzdatenbank der ÖMG

    https://pilzdaten-austria.eu/#tax/182555

    Vielen Dank für den Link, Florian. Du hast schon recht, hier wirken sie meistens nicht so engstehend, wie bei meinem Fund. Auf einem Foto sind sie aber mMn auch sehr engstehend: https://pilzdaten-austria.eu/H…1c-486c-97c1-b179e1a5a989


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Servus beinand,


    ich bin mir auch recht sicher, dass die hier vorgestellte Kollektion richtig bestimmt ist. Sporen und Zystiden sind ganz typisch.


    Meine Kollektion vom letzten Jahr sah so aus:


    In meiner Sammelgegend (Oberbayern mit Alpen) ist die Art eher selten, es sei denn, ich hab sie schon öfter mit Gifthäublingen verwechselt :haue:


    Grüße

    Matthias

  • Hallo Zusammen

    Und hier noch die Gegenüberstellung, wie variable die Lamellenanordnung sein kann.


    Ich habe jedenfalls auch wieder dazu gelernt 😅

    BG Andy

  • Hallo Andy


    Super, besten Dank für den Vergleich. :thumbup:


    LG

    Benjamin

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