Asco-lastige Wanderung

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 222 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Am Samstag gab es eine kleine Wanderung ins Vallon de Rechy, wo ich natürlich nebenbei nach Pilzen Ausschau hielt.

    Es war einige Tage warm und trocken, deshalb gab es nur an feuchten Stellen noch was:


    1:

    Diese Ackerlinge wuchsen in einem Sumpfgebiet auf etwa 2200m. Ich kenne die Art schon aus der Gegend hier, aber musste es natürlich mikroskopisch absichern.

    Agrocybe elatella


    Sporen ziemlich dickwandig und mit deutlichem Keimporus.


    Die Schneide ist dichtgepackt mit keuligen Cheilozystiden.


    Pleurozystiden sind seltener, aber sehr auffällig, breit lageniform.



    Etwas tiefer, bei Alnus viridis, wuchs diese Lorchel:

    Helvella cf. solitaria

    Das ist zumindest der Name, der nach Skrede 2017 herauskommt. Aber dieser kräftige braune Stiel passt nicht so richtig dazu.

    Eine Alternative wäre Helvella philonotis, aber die wächst in alpinen Fluren und ist farblich auch wieder anders..



    Dann noch einige Sachen aus dem Fichten-/Lärchenwald an einer offenen Wasserleitung.


    3:

    Arrhenia epichysium wuchs direkt am Bauholz der Wasserleitung.



    4:

    Diese Lorchel sieht zwar schon schäbig aus, aber in dem Zustand findet man wenigstens genug reife Sporen.

    Balsamia (Helvella) aestivalis


    Meine ich zumindest - bitte korrigiert mich wenn es nicht stimmt.


    Sporen absolut glatt


    Paraphysen braun pigmentiert


    Endzellen des Excipulum keulig-birnenförmig



    5:

    Eine noch unbestimmte Gyromitra, ich hoffe sie liefert mir noch einen Sporenabwurf.


    Im Quetschpräparat gab es reichlich freischwimmende Sporen, ohne jedes Ornament.

    Man könnte meinen es ist Gyromitra melaleuca, aber deren Sporen sind biguttulat.



    6:

    Das hier wird wohl etwas aus dem Aggregat um Legaliana badia, aber sie müssen noch nachreifen.




    Dann noch zwei Rötlinge von gestern, direkt nach der Schneeschmelze auf 2400m (anderes Gebiet):


    7:

    Braune, alpine Rötlinge sind der Horror. Und man muss sie alle mitnehmen, auch wenn es dann oft immer wieder das gleiche ist.

    Hier habe ich natürlich nur die frischen Exemplare mitgenommen.

    Nach FE5b komme ich auf Entoloma ventricosum mit Fragezeichen.

    Der Habitus sollte eigentlich schlanker sein, mit ausgeprägter eckigen Sporen.

    Vermutlich ist es eher irgendwas anderes, aber fragt mich nicht was.


    Sporen recht unterschiedlich, aber viele deutlich über 10 µm lang. Die Ecken sind oft abgerundet.

    Basidien vorwiegend 4-sporig, mit Schnallen. Keine Zystiden.


    HDS eine Kutis mit blassem, rein intrazellulärem Pigment.



    8:

    Der hier ist eher kurios und vermutlich nicht bestimmbar:

    Die Hüte waren allesamt am Rand stark eingerollt, kein einziger aufgeschirmt.

    Wohl eine Wuchsanomalie? Es gab nämlich schon reichlich reife Sporen, die so gar nicht abgeworfen werden können.

    Ich habe versucht ihn nach den Mikromerkmalen zu bestimmen, könnte mir aber vorstellen dass da auch nicht alles so entwickelt ist wie es sein sollte.


    Die Sporen sind ähnlich wie beim vorherigen Pilz, nur etwas kleiner. Es gab praktisch keine über 10 µm.

    Basidien auch hier 4-sporig, mit Schnallen. Keine Zystiden.


    HDS wieder blass intrazellulär pigmentiert, man findet aber auch dünne Hyphen mit deutlicher Inkrustation.


    9:

    Peziza nivalis hat ein gutes Jahr, man findet an jedem zweiten Schneefeld welche. Die verlieren wirklich keine Zeit.

    Hier noch eine schönere Gruppe:


    LG Raphael

  • Hallo Raphael,


    wieder eine interessante Strecke. Vieles was ich aus dem Flachland oder dem Mittelgebirge nicht kenne.


    Deine Solitaria würde ich so durchgehen lassen. Sieht einem Fund, den ich so benamst habe sehr ähnlich. Hier 250Meter. Siehe unter 6


    LG Sebastian

  • Servus Raphael

    Sehr schöne Becherchen hast du da. :daumen:

    Ich denke die H.aestivalis passt, hab ich allerdings noch nie live gesehen.

    Wie groß waren denn die Sporen von deiner Peziza nivalis? Ich glaube du hast die aber bestimmt mit P. heimii verglichen.

    Zu deiner Gyromitra (Nr.5) kann ich leider nichts erhellendes beitragen.

    Grüße

    Felli

  • Wie groß waren denn die Sporen von deiner Peziza nivalis?

    Hallo Felli


    Ha, gut dass du nachfragst! Gestern habe ich nur flüchtig gemessen und fand die Sporen an der oberen Grenze für P. nivalis.

    Jetzt habe ich nochmal ein Präparat gemacht, vermutlich sind sie auch noch etwas nachgereift. Es ist m.E. eindeutig P. heimii.

    Es gibt da ja diesen schönen Artikel, der die beiden und eine dritte Art darstellt:

    Die Fundorte im Artikel sind ganz in der Nähe meiner Kollektion.


    Sporen meist länger als 26 µm. Ich mache jetzt noch einen Abwurf, damit ich wirklich sauber messen kann.


    Weil die Art wohl nicht ganz häufig ist oder einfach übersehen wird, hier noch weitere Mikromerkmale:

    Asci deutlich breiter als 20 µm.


    Paraphysen



    Excipulum




    Dann noch zur Gyromitra. Die hat einen wunderbaren Sporenabwurf produziert:

    Jetzt frage ich mich langsam - ist das überhaupt eine Gyromitra? Irgendwie passt mir da keine.

    Ich muss mich damit nochmal intensiver beschäftigen. Hier weitere Mikromerkmale, falls jemand eine Idee hat:


    Asci in Lugol, ohne Reaktion


    Paraphysen



    Excipulum


    Gruss Raphael