Cladonia und/oder andere Flechten?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 199 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von probot.

  • Hallo,

    heute habe ich im Wald zum ersten Mal bewusst eine Flechte (oder mehrere) gefunden. Die fand ich sehr schön und interessant.

    Nach einer Bilder suche landete ich bei Cladonia. Sind auf den Bildern mehrere Arten zu sehen oder ist das eine Art?

    Die Fotos sind leider nicht die Besten, aber vielleicht hat jemand einen Tipp für mich, was auf den Bildern zu sehen ist.


    Ich glaube, ich laufe Gefahr, Flechten-Fan zu werden...


    Fundort: Kiefern- Fichtenwald an einem morschen Baumstumpf am Wegesrand.


    Vielen Dank!


  • Hallo Probot,


    die Flechten, die du fotografiert hast sind tatsächlich Cladonien.

    Die Gattung Cladonia ist relativ einfach zu erkennen, da sie, wie in deinen Beispielen, einen deutlich zweiteiligen Thallus besitzen.

    Die kleinen Grundschuppen auf dem Substrat werden als Primärthallus bezeichnet.

    Später bildet der Primärthallus (aber nicht immer) in die Höhe strebende, stiftförmige oder becherförmige, u.U. verzweigte Podetien als Sekundärthallus aus.

    Meist werden die Fruchtkörperbildungen auf den Podetien gebildet.


    Mit der Artbestimmung ist es schwieriger, denn es gibt um die 70 Arten Cladonien hier in Deutschland.

    Die Arten haben einen sehr variablen Wuchs und wachsen blöderweise oft an gleicher Stelle durcheinander.


    Ich sehe zwei Arten auf den Fotos, die eine Art mit fingerförmig sprossenden, sehr engen und unförmigen Bechern auf dem ersten Foto - eine zweite Art mit schönen, kreiselförmigen, breiten Bechern auf den folgenden beiden Fotos.


    Zur Bestimmung braucht man neben mehreren guten Fotos, die Details zeigen wie die Oberflächenbschaffenheit der Podetien, die Ober und Unterseite der Grundschüppchen, Farbe der Fruchtkörperbildungen, Becherboden offen oder geschlossen, etc. etc. meist auch die sogenannten Tüpfelreaktionen.

    Diese chemischen Farbreaktionen für die Cladonienbestimmung beschränken sich meist auf KOH (20%, "K") und Para-Phenylendiamin ("P" oder "DP"), sind aber zu Eingrenzung unerlässlich, manchmal hift auch die Überprüfung der Fluoreszenz im kurzwelligen UV (z.B. UV-Taschenlampe, 365nm).


    Natürlich braucht man einen Bestimmungsschlüssel - entweder ein gutes Buch - oder zu Anfang ein kostenloser, aber nichtsdestotrotz exzellenter Online-Schlüssel bei Italic, dort mit derzeit 88 Arten.


    Ohne diese Hilfen ist es schwierig bis schlicht nicht möglich die Arten zu bestimmen.

    Aber Vorsicht: Schon der Versuch macht Spaß und droht süchtig zu machen!


    Die erste Art sieht sehr interessant aus, aber mit nur einem Foto und ohne Chemie (Tüpfeltest) bin ich zumindest überfragt.

    Die becherförmige Cladonie könnte z.B. die relativ häufige Cladonia pyxidata chlorophaea sein.


    Ich bin gespannt, wer sich noch zum Thema meldet.


    LG, Martin

  • Hallo Dani,


    ja - es lohnt sich!

    Ich freue mich auf weitere Beiträge...


    LG, Martin

  • Hallo Dani,


    eventuell ist die Cladonie auf deinem ersten Foto C. cenota?

    Du kannst ja mal deinen Fund damit abgleichen!

    Bild A1 Cladonia cenota - die unförmigen Becherränder sind nach innnen gebogen und die Ränder sprossen fingerartig.

    Die Podetien sind feinmehlig sorediös, an der Basis auch schuppig. Die Becher sind offen (ohene Boden). Kommt auf morschem Holz vor.

    Eine braunfrüchtige Art. K-, P-, KC-.


    LG, Martin

  • Hi Martin,

    das sieht meinem Fund schon sehr ähnlich. Gerade wenn ich auf 124 die Verwechslungspartner vergleiche. Die sehen anders aus.

    Habe mir KOH, Paraphenylendiamin und Eisensulfat bestellt, ist leider noch nicht geliefert worden.

    Werde mir die Flechte beim nächsten Wald Besuch nochmal genauer ansehen und was zum Testen mitnehmen.

    Danke auch noch für den Tipp mit C. Cenotea :daumen:


    VG

    Dani

  • Beitrag von probot ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Hallo Dani probot ,


    KOH und Paraphenylendiamin sind gut, und besonders bei Cladonien zur Bestimmung wichtig!

    Eisensulfat ist gut für Täublinge, bei der zur Flechtenbestimmung ist es mit bislang nicht untergekommen.


    Bei der Flechtenbestimmung im Allgemeinen werden neben K und P (auch DP) des öfteren weitere Chemikalien benötigt:
    Ein wichtiges Reagens ist Hypochlorid-Lösung, wobei man hier auf preiswerte Bleichmittel/Sanitärreiniger (z.B. *Klorix) zurückgreifen kann.

    Häufig wird Lugol benötigt, nicht nur beim Mikroskopieren, sondern auch makroskopisch, um die Medulla auf eine amyloide Reaktion zu prüfen (z.B. Lecidea).

    Lugol ersetzt - um auf die Täublinge zurückzukommen - nicht das Melzers Reagenz, um das Sporenornament zu färben. Das klappt mit Lugol kaum, es ist zu schwach konzentriert, wie ich aus eigener Beobachtung weiß.


    Sehr gelegentlich wird Salptersäure (50%) benötigt, noch seltener Salzsäure - man kommt ohne die beiden meist auch zurecht.

    Jede der beiden Säuren kann zum Prüfen des Steinsubstrates auf Kalk verwendet werden.

    Ich greife hierfür auf gesättigte Zitronensäure zurück - sie liegt in den meisten Küche zum Entkalken bereit.


    LG, Martin

    Einmal editiert, zuletzt von KaMaMa () aus folgendem Grund: Rechtschreibung/Tippfehler/Lesbarkeit

  • Hi Martin,

    hab mir das Eisensulfat tatsächlich für die Täublinge dazu bestellt, damit sich der Versand auch lohnt ;)

    Danke auch für die weiteren Tipps. Leider sind die Chemikalien immer noch nicht da... Ne Warensendung kann manchmal ziemlich lang unterwegs sein.

    Ich hoffe, es am Wochenende wieder in den Wald zu schaffen. Dann kann ich mal ne Probe mitnehmen.


    VG

    Dani