Roter scharfer Sarcodon aus dem bayerischen Wald

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 830 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Feldmykologe.

  • Liebe Foris,


    Diesen Sarcodon fand ich am Montag an einer kalkhaltigen Stelle in einem montanen Mischwald mit Picea und Fagus im bayr. Wald.

    Geschmack kratzend scharf bitterlich, Geruch unauffällig. Stielbasis nicht grün. KOH Reaktion grün im Stielfleisch. Auffällig waren rote Guttationstropfen und die allgemein roten Verfärbungen des FK. Die Sporen sind sehr klein mit 4,6 x 3,6.

    Darf scabrosus so kleine Sporen und keine grüne Stielbasis haben?

    Oder ist das Sarcodon joeidis??

    Irgendwie will da nichts mit der Literatur zusammenpassen.





    Liebe Grüße

    Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,


    hast du die Pilze über Nacht liegen lassen? Manche entwickeln ihren Maggigeruch erst am Folgetag oder gar erst in zwei Tagen, so dass man oft erst Tage später weiß, ob man ein Sarcodon oder vielleicht doch eine Bankera vor sich hat.


    Das aktuellste Bestimmungswerk ist von HROUDA (2013), Hydnaceous fungi in Central Europe, mit diesem komme ich bei meinen eigenen Stachelingsfunden meist gut zurande. Das Werk war bis vor kurzer Zeit im Internet gratis herunterladbar, ob das immer noch so ist, weiß ich nicht. Die Webadresse konnte man mit Google erfragen. Ich werde es gleich nach Beendigung des Beitrags testen. Edit: Google zeigt nach Eingabe des Werktitels immer noch Treffer an.


    Den von dir gezeigten Pilz mit nicht nur bitterer, sondern zusätzlich auch scharfer Geschmackskomponente, und nicht-blaugrüner Stielbasis kenne ich aus meiner alljährlichen Kärntner Sommerfrische. Ich habe ihn schon in Oberkärnten (Bad Kleinkirchheim) und in der Sattnitz südlich von Klagenfurt gefunden. Ein österreichischer Pilzexperte (war es W. Klofac? oder vielleicht I. Krisei-G.?) hatte mir ihn als Sarcodon lundellii bestimmt. S. lundellii wird in HROUDA (2013) gelistet, aber nur rudimentär beschrieben und nicht abgebildet. MAAS-GEESTERANUS (1974) und OTTO (2000) dagegen kannten den Pilz nicht und haben ihn auch nicht beschrieben.


    Sarcodon joeides verfärbt im Anschnitt kräftig pinkviolett, hier ist die Verfärbung höchstens als altrosa zu bezeichnen, bzw. das Fleisch selber ist von Beginn an altrosa und verfärbt an der Luft kaum, was besser zu S. lundellii als zu S. joeides passen würde. S. scabrosus wäre auf dem Hut nur neutral braun, aber nicht so rot, und schmeckt zwar gallebitter, aber nicht scharf.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hi Stefan,


    vielen Dank für deine ausführliche Antwort und Bestimmungshilfe.

    Die Pilze lagen seit zwei Tagen bei herum, der leichte Mehlgeruch blieb. Bankera wäre aber doch allein schon durch die Sporenfarbe raus, oder?


    Den Hrouda kenne ich, habe ich aber bisher nicht benutzt. Sarcodon-Arten habe ich bis auf imbricatus und evtl. einmal scabrosus noch niemals gefunden, weshalb ich in der Gattung sehr unsicher bin.


    Die Pilze werden runter zu Pablo zum Sequenzieren geschickt. S. lundellii erscheint als sehr plausibles Ergebnis, was einen Erstnachweis für Deutschland bedeuten würde. In der übernächsten Z-Mykol werde ich dazu auch etwas schreiben.


    ich verbleibe mit mykologischen Grüßen
    Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,

    das mit der Sporenpulverfarbe ist ein gutes Argument - Sarcodon schmutzig braun, Bankera blass violettweißlich. Freilich ist es mir noch nie gelungen, von einem anderen Sarcodon als imbricatus bzw. squamosus oder von einer Bankera einen Sporenpulverabwurf zu nehmen, die anderen, die ich bisher fand, waren immer zu jung und gaben nichts her. Ich hatte mir daher angewöhnt, nach den vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Gerüchen zu gehen. Wenn nun einer von denen auch nach zwei Tagen Liegen nicht maggiartig riecht, ist es in der Tat kein Bankera. Dagegen ist der dominierend mehlartige Geruch ein Indiz dafür, dass es sich um Sarcodon handelt.

    Liebe Grüße

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Sarcodon schmutzig braun

    Im Mikroskop sieht man meines Erachtens die Spp-Farbe sehr gut.

    Ich habe mal zum Vergleich eine Phellodon-Art runtergelegt, die waren deutlich hyalin und nicht so hellbraun wie bei dem Sarcodon.

    B. violascens kommt dort im Wald auch vor und habe ich auch an einer anderen Stelle am selben Tag gefunden, wie auch Hydnellum aurantiacum, H. tomentosum, H. concrescens und Phellodon niger oder melaleucus (zu jung). Zusammen mit Peter Karasch und Matthias Theiss kommt in der nächsten Z-Mykol ein ausführlicher Bericht zu Funden in diesem Wald aus drei Jahren Observation.


    Liebe Grüße

    Elisabeth

  • Ahoi Zusammen,

    heute konnte ich unseren Stachelingswald wieder besuchen und habe an der Stelle von Elisabeth noch einige frische Fruchtkörper gefunden.

    Mit dem Sarcodon-Schlüssel in Nordic Macromycetes Vol. 3 komme ich ohne Zweifel zu S. lundellii.


    Ein Blick auf die schönen Webseiten unserer Nachbarn aus der Tschechischen Republik zeigt, dass die Art dort auch vorkommt.Das bestärkt mich dann noch zusätzlich.

    Sarcodon lundellii (Lošák Lundellův)
    Velmi vzácná lošákovitá houba rostoucí od léta do podzimu pod smrkem častěji patrně na bázemi bohatších horninách a ve starých porostech, typicky ve spoečnosti…
    www.mykologie.net

    Vrangstorpigg Sarcodon lundellii


    Ich habe übrigens von einem noch jungen Fruchtkörper gekostet. Selbst nach 1 Minute noch angenehm mild-würzig, nur im Hals kratzt er.


    Anbei ein paar Bilder von heute.


    lgp