Cortinarius infucatus?

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  • Hallo zusammen


    Gestern war ich bei uns im Tal mal in einem neuen Gebiet unterwegs. Es war sehr steiles Gelände und leider nicht so lohnenswert, wie ich es mir erhoffte, aber wenigstens fand ich noch ein paar schöne Schleierlinge. Von weitem dachte ich eigentlich zunächst an Pfifferlinge, da sie etwa die gleiche Farbe hatten. Der Pilz hat mich etwas an den Fund vom letztem Jahr, der vermutlich C. callisteus war, erinnert: Rhabarberfüssiger Raukopf - Cortinarius callisteus Agg?

    Allerdings konnte ich keinen starken Lokomotivengeruch wie damals feststellen und auch die Farbe war deutlich gelber. Den Geruch empfand ich als süsslich, leicht unangenehm. Der Hut war auch fast glatt und hatte nur stellenweise ganz feine Schüppchen. Der Fundort lag auf etwa 1850m bei Fichten. Aber jetzt zu den Fotos:










    Die Sporen (30 Stück) habe ich auch noch gemessen: 7.2 µm (6.7 - 8.3 µm) x 6.1 µm (5.6 - 6.7 µm), Q = 1.19 (1.11- 1.28)

    Kleine Anmerkung: Leider hat der Sporenabdruck nichts ergeben und auch in ein paar Cortinaresten, die ich unter dem Mikroskop hatte, konnte ich keine Sporen finden. Deshalb habe ich dann eine Lamelle mikroskopiert und die freien Sporen, die ich gesehen habe, direkt von dort gemessen. Daher hoffe ich, dass sie alle schon reif waren.





    Könnte das Cortinarius infucatus sein? Über eine Einschätzung, besonders auch von den Schleierlingsexperten Uwe Cortinarius und Günter Mykollege_Günter , würde ich mich sehr freuen.


    Vielen Dank im Voraus und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

    2 Mal editiert, zuletzt von ibex ()

  • Servus Benjamin,

    so einen hellgelben C. "infucatus" habe ich auch mal gefunden. Link zur Doku.

    Er hatte praktisch identische Sporenmaße wie deiner, allerdings deutlichen Geruch nach heißem Blech.

    Leider ist er noch nicht sequenziert. Dafür habe ich einen sequenzierten C. infucatus, der allerdings wie ein gewöhnlicher C. callisteus aussieht.


    Hier noch ein Bildchen von der hellgelben Kollektion:


    Bislang kann ich die Unterscheidung noch nicht nachvollziehen, dazu braucht's noch ein paar mehr Sequenzen. Vielleicht sehen Günter oder Uwe schon klarer.


    Beste Grüße

    Matthias

  • Servus Benjamin,

    Spannender Fund, der unbedingt sequenziert gehört. Es gibt nämlich noch einen C. neocallisteus Kranab., Ammirati, Liimat. & Niskanen 2016, der bei uns vorkommt und neben der Typus-Kollektion aus Kanada (Niskanen et al.2016) dort auch von Landry (2021 gefunden) und in Europa aus Spanien und der Schweiz dokumentiert wurde. Möglicherweise (sequenziert?) hat auch Karl Soop die Art in seiner letzten Version von Cortinarius in Sweden abgebildet.

    Die Sporen der 3 NW-Arten sind etwa gleich, die Hutfarben, wie Hias bereits geschrieben hat, sind kein sicheres Merkmal (infucatus mehr gelb als callisteus) und der Dampflokgeruch ist beio callisteus und infucatus auch mal mehr oder weniger wahrnehmbar.

    Tofaceus aus dem Laubwald duftet eher rettichartig und für neocallisteus ist eben kein Dampflokgeruch angegeben. Dennoch sollte man den Fund molekulargenetisch absichern.

    Günter

    By the way: Matthias darf auch zu den Schleierlingsexperten gerechnet werden!

  • Servus zusammen


    Matthias

    Vielen Dank für die interessanten Infos. Übrigens wollte ich dir schon länger mal sagen, dass ich deine Webseite wirklich topp finde und mich dafür bedanken. :thumbup: Ich habe dort schon öfters Mal etwas nachgeschaut, gerade bei Arten zu denen man sonst nicht so viele Informationen findet. Und natürlich hat Günter recht, ich habe dich ganz vergessen bei den Schleierlingsexperten zu erwähnen.


    Mykollege_Günter

    Vielen Dank auch dir für die ganzen Informationen, Günter. Gestern habe ich einen der beiden FK schon bei etwa 38 Grad getrocknet. Wie ist das eigentlich, wenn ein FK zuerst eine Weile im Kühlschrank liegt und dann getrocknet wird, bezüglich dem Sequenzieren. Gibt es da in etwa eine Regel, wie lange er ca. im Kühlschrank liegen darf bevor er getrocknet wird, dass eine Sequenzierung noch problemlos klappt?

    Jedenfalls werde ich den Pilz, sobald evtl. noch etwas zusammen kommt zum Sequenzieren einschicken und mich dann wieder hier melden.


    LG

    Benjamin

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  • Hallo Günter

    Was ist: ...eine Weile im Kühlschrank...? Und: wie lange hat die Trocknung (wie genau?) gedauert?

    Dieser Pilz oben hat etwa 7 - 8 Stunden im Kühlschrank gelegen. Dann habe ich einen der beiden Fk halbiert und in einem Dörrgerät bei 38 Grad für ich denke mal 6-7 Stunden getrocknet. Es wäre eben interessant zu wissen, wie lange solche Pilze in etwa vor dem Trocknen im Kühlschrank liegen dürfen, damit ein Sequenzieren noch funktioniert. Tut mir leid, aber ich kenne mich damit eben absolut nicht aus, daher frage ich.


    LG

    Benjamin

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  • Das sollte noch funktionieren.

    Grundsätzlich sollte man, je nach dem wie viel Material vorhanden ist, gleich einen oder mehrere Fruchtkörper abzweigen und schonend trocknen (ich benutze dazu meinen alten Dörrex), sprich nicht zu heiß, so dass die Probe innerhalb 24 Stunden trocken ist und eingetütet werden kann. Mehrere Tage im Kühlschrank ist kontraproduktiv, ebenso wie hohe Temperaturen. Du hast also alles richtig gemacht.

    Ich hatte auf diese Art bei Sequenzierungen meiner Funde durchweg eine Erfolgsquote von über 90%.

    LG Günter

  • Super, danke dir für die schnelle Antwort. :thumbup: Für mich ist es eben oft noch nicht so einfach abzuschätzen, ob ein Fund interessant genug ist, um ihn Sequenzieren zu lassen. Und Exsikkate von allen Funden zu erstellen, wäre wohl auch etwas übertrieben. Zum Glück dachte ich bei diesem Fund, dass ein Exsikkat lohnenswert sein könnte und so habe ich ihn ziemlich bald auf dem Dörrex getrocknet.


    LG

    Benjamin

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