Turtmanntal 13.07.2024

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 370 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Am Samstag gab es eine kleine Wanderung im Turtmanntal. Was die Pilze anging, endete der Ausflug mit mehr Fragen als Antworten.


    1:

    Diese etwas verwachsene Lorchel ist wohl einfach Helvella leucomelaena.

    Sie wuchs im montanen Nadelwald bei Pinus und Picea.



    2:


    Nur ein Einzelexemplar, sowas würde ich normalerweise stehen lassen. Aber meine Kinder waren übereifrig.


    Bei weissen Schirmlingen muss man wenigstens kurz die Sporen messen. Somit ist es Lepiota erminea.



    3:

    Eine Nolanea, wieder im Bergnadelwald. Ich halte es für ein banales Entoloma sericeum.


    Sporen isodiametrisch und recht klein. Keine Zystiden, Schnallen vorhanden.


    HDS grösstenteils intrazellulär pigmentiert, einzelne Hyphen auch inkrustiert.



    4:

    Jetz wird es knifflig, alpine Nabelinge sind im Moment kaum bestimmbar.

    Die beiden wuchsen am Strassenrand im Moos, auf ca. 2200m.


    Die Sporen sind etwas spindelig und meistens sehr schlank.

    Basidien meistens 4-sporig, Schnallen überall vorhanden. Zystiden fehlend.


    Pigment rein intrazellulär.



    Jetzt wird's kompliziert. Zwei alpine Rhodocybe im Abstand von zwei Metern.

    Beide wuchsen am Strassenrand zwischen Gras und Alpenkräutern.


    5:

    Diese kleinen Kerle mit rissigem Hut hatten einen Durchmesser von max. 25mm.

    Geruch irgendwie krautig, säuerlich, aber auf keinen Fall mehlig.

    Bei Berührung schwärzen die Fruchtkörper nicht im Geringsten.

    Ich denke Matthias hat auf seiner Webseite einige ähnliche Kollektionen.


    Die Sporen sind subglobos und sehr deutlich höckerig, selten breiter als 4.5 µm.

    Zystiden und Schnallen gibt es nicht.


    Die HDS ist ziemlich verwoben und nicht inkrustiert.


    Nach Vizzini et al. 2023 kommt man hier zu keinem klaren Ergebnis.

    In Frage kommen eigentlich nur Clitocella mundula und Clitocella popinalis.

    C. mundula ist eine Waldart, schwärzt und hat nur ganz flache Höcker.

    C. popinalis hat grössere Sporen und keine so zarten Fruchtkörper.

    Irgendwie passt keine von beiden.


    Hier noch die Sporen einer anderen mundula-Kollektion zum Vergleich, da kann man die Höcker kaum erkennen:




    6:

    Noch eine Rhodocybe, viel grösser und kräftiger. Geruch sehr stark mehlig.

    Dieser hier schwärzt sehr stark bei Berührung. Aber nur die Oberflächen, das Fleisch ist konstant weiss.


    Die Sporen sind minimal grösser als bei der anderen Rhodocybe und ebenso stark höckerig.



    Und es gibt in den Lamellen hier und da diese rundlichen Elemente, die man vielleicht als Pseudozystiden bezeichnen könnte.

    Sie reagieren auf keine der üblichen Reagenzien (KOH, Ammoniak, Melzer)


    Die HDS ist eine Kutis ohne Inkrustationen.


    Lustig, aber für die Bestimmung irrelevant: Die grosse Fruchtkörper hatte eine Wuchsanomalie.

    Der Stiel hat auf ganzer Länge verkrüppelte Lamellen und dünne hutartige Gebilde.


    Auch hier glaube ich weder an mundula noch an popinalis.

    Eine Art die wirklich passt finde ich nicht.


    Ideen und Korrekturen sind erwünscht :)


    LG Raphael

  • Servus Raphael,


    die Rhodocyben sind spannend! Meine als R. popinalis bzw. mundula geschlüsselten Kollektionen sind morphologisch so unterschiedlich, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie jeweils zusammengehören. Ich fürchte, da helfen nur Sequenzierungen weiter. Alpine Arten sind ohnehin oft eine andere Baustelle. Ich würde auch sagen, dass deine beiden Kollektionen nicht so richtig ins Konzept typischer R. popinalis bzw. mundula passen. Die kräftige Arte hat schon eine gewissen Ähnlichkeit mit R. popinalis und auch der starke Mehlgeruch würde passen, aber starkes Schwärzen hatte ich bei der noch nie festgestellt.


    Beste Grüße

    Matthias

  • Servus Raphael,

    bist du dir mit dem Schirmling sicher? Der Ring erinnert doch stark an Lepiota ignivolvata und auch das Vorkommen montaner Nadelwald passt m.M.n. nicht unbedingt zu L.erminea.


    Grüße

    Felli

  • Servus Raphael,

    bist du dir mit dem Schirmling sicher? Der Ring erinnert doch stark an Lepiota ignivolvata und auch das Vorkommen montaner Nadelwald passt m.M.n. nicht unbedingt zu L.erminea.


    Grüße

    Felli

    Hallo Felli


    Ach, ich hätte noch dazu schreiben sollen dass der nicht im Wald gewachsen ist.

    Der stand direkt neben den beiden Rhodocybe, auf einer mager-sandigen Bergwiese am Strassenrand.


    Gruss Raphael