Gelbhütiger Purpurröhrling?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 1.098 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von watuLammini.

  • Hallo,


    heute hab ich überraschenderweise zufälligerweise eine kleine Netzhexe entdeckt und dann noch ein paar Meter durch den Wald geschaut, um weitere Netzhexen und ein paar Champignons (wahrscheinlich schiefknollige Anischampignons) zu finden. Dabei habe ich einen Pilz eingesammelt, dessen Besonderheiten mir erst danach so richtig aufgefallen sind:


    Die Netzzeichnung finde ich nur im oberen Teil des Stiels halbwegs ausgeprägt, unten siehts fast eher rot-flockig wie beim Flocki aus. Lässt sich hier allerdings nicht mehr so gut sagen, wegen der deutlichen Blaufärbung; ob die von Anfang an schon da war oder durch Entnahme oder Transport verursacht wurde, kann ich nicht sagen. Die Huthaut wirkt leicht samtig und etwas uneben, an Druck- oder Schnittstellen bläut sie. Die Röhren wirken fast frei, sind aber laut Schnittbild wohl doch leicht angewachsen. Die Röhren blauen etwas auf Druck, aber nicht sehr stark. Die Verfärbung im Schnittbild ist schon deutlich blau, allerdings hab ich da auch schon stärkeres gesehen. Was auffällt, ist die stärker bläuliche Verfärbung an der Stielbasis, wo auch deutliche Rottöne auftreten. Geruch und Geschmack finde ich ziemlich unbedeutend. Standort war ein Mischwald mit kalkhaltigem Boden; vermutlich Fichten und/oder Buchen außenrum, aber weiß ich nicht mehr genau.


    Meine Vermutung wär jetzt mal der gelbhütige Purpurröhrling, da es aber mein erster Vertreter aus dieser Gattung wäre und ich die Unterschiede doch recht fein finde, kann ich es nicht wirklich sagen.

    Ich freue mich über eure Einschätzung! Weiß da außerdem jemand was zum Speisewert? Die Meinungen scheinen da ja auseinander zu gehen...


    Liebe Grüße
    Ruben

  • Hallo Ruben,


    an Imperator luteocopreus glaube ich hier nicht. Der sollte sehr stark blauen, chromgelbes Fleisch besitzen und auch die Statur gefällt mir nicht. Ich habe den aber noch nie gefunden. Wenn der einen roten Röhrenboden besitzt könnte es Suillellus mendax oder auch nur eine ungewöhnliche Netzhexe sein. Letztere sind das schlimmste Chameleon im Pilzreich. Mal sehen was die Profis dazu sagen.


    VG Jörg

  • Hallo Ruben,

    mir sieht das nach Rubroboletus rubrosanguineus aus, die Impertatoren blauen im Schnitt deutlicher und auch an der Stielbasis.

    Die Huthaut wirkt leicht samtig und etwas uneben, an Druck- oder Schnittstellen bläut sie

    Das Blauen auf dem Hut sieht mir nach einer Verletzung der Huthaut aus und nicht durch Druck auf die Selbige

    Weiß da außerdem jemand was zum Speisewert? Die Meinungen scheinen da ja auseinander zu gehen...

    Bei solch seltenen Röhrlingen stellt sich mir kein Gedanke an den Speisewert, da gibt es genug anderes für Kochtopf und Pfanne,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hi Ruben,


    Imperator luteocupreus hat ein ganz feines Netz mit kleinen und gleichförmigen (nicht so langgezogenen Maschen. Sie sind auch dickbauchiger, nicht so zylindrisch vom Stiel. Hier Funde vom letzten Jahr:


    LG Sebastian

  • Hallo Ruben,

    was da letztlich für eine Art herauskommt, ist bezüglich des Speisewertes egal. Es ist vermutlich eine Pilzart, die so selten ist, dass man gar nicht weiß, ob sie essbar ist oder nicht. Suillellus mendax ist hier nur eine Option, es könnte auch was aus der Gattung Rubroboletus (Satanspilze) sein, und da wäre die Vergiftungsgefahr groß. Also: Speisewert nicht sicher feststellbar, könnte giftig sein.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Matthias,


    dein Vorschlag paßt viel besser. Wenn ich mehr Erfahrung mit den seltenen rotporigen Boleten hätte könnte ich auch einmal mitreden.


    VG Jörg

  • Was sagt ihr zum kurznetzigen Hexenröhrling? Ist ja typisch für den, das er direkt unter dem Hut bis ca. zur Stielmitte ein Netz und darunter dann Flocken (wie beim Flocki eben) besitzt, außerdem scheint der Fruchtkörper im Bild auch ein wenig zierlicher zu sein, als ich es bei meinen Funden von Hexenröhrlingen kenne.

  • Hallo,

    Was sagt ihr zum kurznetzigen Hexenröhrling?

    der wurde von Oehrling und mir ja bereits erwähnt (S. mendax) aber R. rubrosanguineus paßt optisch viel besser zum angefragten Pilz.


    VG Jörg

  • Hallo,


    danke für die interessante Diskussion.


    VG,

    Steffen

  • Hallo,

    gehört auch für mich in die Rubroboletus-Verwandtschaft. Vor allem das Netz auf dem letzten Bild passt mir so gar nicht zu Suillellus. Auch diese bräunlichen Verfärbungen auf der Hutoberfläche passen gut zu Rubroboletus watuLammini wo ganz ungefähr wurde der denn gefunden? Wie war das Habitat? R. rubrosanguineus scheint auch mir am wahrscheinlichsten.

    Viele Grüße

  • Hallo Schrumz,

    das hat er in Beitrag #1 geschrieben, ziemlich weit unten. Mischwald über kalkhaltigem Boden, mit Fichten und Buchen. Das passt für R. r. recht gut, zumindest warten meine Funde von R. r. immer in solchen Wäldern.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Vielen Dank für die Diskussion, so kann ich wirklich noch Einiges dazulernen! Entschuldigt auch die späte Rückmeldung.

    Zur Frage nach dem Röhrenboden: Der war klar gelb, nicht rot. Standort wurde ja schon geklärt bzw. in meiner Antwort gefunden; den genauen Standort oder Mykorrhiza-Partner weiß ich eben nicht, aber ich würde sowas wie alte Eichenbäume oder generell sehr alte Bäume eher ausschließen, eher jüngere bis mittelalte oder etwas ältere; aber es ist keiner dieser mystischen Pilzwälder wie man sie sich vorstellt, mit einzelnen, riesigen Bäumen und viel Platz dazwischen. Interessant fand ich am Standort auch generell, dass mir der Boden nicht sonderlich nährstoffarm vorkommt, wie man es denken könnte; in dem gesamten Wald und zum Teil auch mehr oder weniger um die Pilze rum wachsen Brombeeren und nicht zu weit weg kommt auch Springkraut in größerer Menge vor. Der Fund war übrigens in Kufstein, sehr nahe an kalkhaltigem Gebirge, aber nicht hoch gelegen oder in einem kalten Habitat.

    Der Pilz wurde natürlich aufgrund der unklaren Faktenlage nicht gegessen (und ich hätte ihn auch nicht für Speisezwecke entnommen, sondern zur Bestimmung, aber er war halt schon bei mir daheim), ich finde nur die Frage nach dem Speisewert grundsätzlich auch immer interessant.