Schaf von der Mosel 13.7.2024

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 882 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    auch wenn mir dank Phytoparasiten aktuell ja eigentlich alles andere als langweilig wird, habe ich am letzten Wochenende mal wieder sehr alten Schafdung aus Treis-Karden an der Mosel mit nach Hause genommen und in die feuchte Kammer gegeben. Da ging es dann auch direkt zur Sache und die ersten Pilze präsentierten sich binnen kurzer Zeit:


    1. Sporormiella minima mit Sporen von 29-32 x 5-6 µm


    2. Iodophanus carneus


    3. Podospora setosa


    4. Ascobolus michaudii mit Sporen von 16,7-19,4 x 9,5-11,3 µm


    Björn

  • Servus Björn,

    Vergleich doch mal den Ascobulus mit A. sacchariferus.

    Die Makroskopie stimmt meiner Meinung nach nicht mit A.michaudii überein, der sollte doch eigentlich mehr gelb sein, und kaum einen Rand besitzen. Auch das Substrat ( Schaf) wäre sehr ungewöhnlich - aber natürlich nicht auszuschliessen -.

    Zumindest würd ich ein kleines ? an die Bestimmung setzen.

    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli,


    ich stimme dir zu, daß die makroskopische Erscheinung hier nicht so gut paßt. Allerdings waren die Fruchtkörper gestern Abend, als noch keine reifen Sporen gebildet waren, durchaus schön gelb. Das erkennt man zumindest in den Mikrobildern auch noch ganz gut, denn da ist ja eine intensive gelbe Schleimschicht um die Paraphysen erkennbar. Soweit ich das überblicke, hat A. sacchariferus das nicht, da sind die Paraphysen in eine hyaline Masse eingebettet.


    Björn

  • Servus Björn

    hat A. sacchariferus das nicht, da sind die Paraphysen in eine hyaline Masse eingebettet.

    Das hast du nun wieder recht ;)


    Das Gelb ist mir schon aufgefallen; aber wie gesagt die Makroskopie+Substrat haben mich mal wieder zweifeln lassen.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Björn

    Danke für diese spannende Dokumentation.

    Die Sporen sind einfach nur wunderschön -> vom Ascobolus

    BG Andy

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich eine Woche in Prag auf einer Konferenz war, hat das Schaf einige Neuigkeiten bereitgehalten.


    Unter anderem gab es eine große Gruppe von Saccobolus citrinus mit Sporen von 16-21 µm x 8-10 µm und Sporenclustern von 41-52 x 15-21 µm.

    Bei einem älteren Exemplar lösten sich die Cluster unter leichtem Druck dann in Einzelsporen


    Und dann gab es auch noch hübsche Tintlinge. Die waren sogar so hübsch, daß ich sie mir genauer angeschaut habe. Normalerweise ignoriere ich Großpilze auf Dung ja immer. Das Velum besteht aus länglichen, dünnwandigen Elementen mit knorrigen Auswüchsen und läßt sich sehr leicht vom Hut abwischen. Damit lande ich bei den Alachuani. Die Sporen messen 10,8+-0.5 µm x 6,9+-0,3 µm, Q=1.6+-0.1, 9.9-11.8 µm x 6.3-7.4 µm, Q=1.5-1.7 und sind nicht winkelig, sondern ellipsoid. Schnallen scheinen nicht vorhanden zu sein. Cheilozystiden sind reichlich vorhanden, Pleurozystiden habe ich keine beobachtet, aber das heißt im Zweifelsfall nichts. Damit lande ich dann insgesamt bei C. candidolanata. Das ist aber ein Tintling, der so selten ist, daß er nicht mal in Mönchengladbach wächst. Bin ich bei der Bestimmung also irgendwo falsch abgebogen?

    Velum

    Lamelle

    Sporen in KOH


    Björn

  • Hallo Björn


    Toller Fund!

    Ich denke, daß du da mit deiner Bestimmung C. candidolanatus richtig liegst.

    Herzlichen Glückwunsch.

    Ich hatte hier bei mir ab 11.07.24 einen ähnlichen Fund auf Schaf den ich mehrmals mikroskopiert habe und vorerst bei C.pseudoradiatus abgelegt habe.

    Karl Wehr, dem ich Schafdung davon in einer Schachtel mit wunderschönen Saccobolus glaber überlassen hatte, meldete mir einige Tage später einen Tintling.

    Hierbei konnten wir in den Mikros eine Übereinstimmung mit meinem Fund feststellen!

    Bei den Mikromerkmalen sind uns diese verzweigten noppigen Velumhyphen auch aufgefallen, besonders am Stiel, wo nur solche vorhanden waren. Pleurozystiden habe ich bis dato auch nicht gesehen da nicht danach gesucht.

    Leider habe ich es bis jetzt versäumt, weitere Nachforschungen und Abgleiche vorzunehmen, weil ich immer noch diesen Dung beobachte und auf weitere Frk. hoffe.

    Lieber Björn ich danke dir für die unfreiwillige Bestimmung unseres Fundes, der im Nachhinein exakt zu C. candidolanatus paßt!


    Liebe Grüße Hans

  • Hallo Hans,


    das freut mich, daß wir hier quasi gemeinsam unsere Tintlinge bestimmen konnten. Nachdem ich mittlerweile auch noch mal in verschiedenen Quellen zu C. candidolanatus nachgelesen habe, scheint das wirklich sehr gut zu passen und außerdem auch eine mikroskopisch ingesamt gut kenntliche Art zu sein. Und das Beste an unseren Funden: Wir haben das mit den Erstfunden gut aufgeteilt, du in NRW und ich in RLP :D


    Björn

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir heute Abend noch mal den Tintling vorgenommen.


    Die Stielbekleidung enthält ausschließlich die genoppten Hyphen


    Mit Kammschnitt zeigten sich ganz klar Pleurozystiden, die sich anschließend auch im gefärbten Präparat finden ließen


    Noch ein paar Cheilos


    Und Basidien


    Als Zugabe gab es dann noch Coprotus sexdecimsporus


    Björn