Knallroter Röhrling

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.209 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Corinne.

  • Liebe Pilzmenschen


    Heute war ich nochmal im Berner Oberland und ich traf in einem Fichtenwald voller Schweinsohren (deutlich über 100 Fruchtkörper) auf etwas, das nach Rubroboletus aussah. Aber nicht nach Satansröhrling, sondern nach etwas, wie es hier im Forum immer mal wieder präsentiert wird und ich mich dann jeweils frage, warum ich nie so etwas finde... Es gab fünf Stück davon! Derjenige, der noch am besten beieinander war, hab ich untersucht und mitgenommen.


    - Habitat: viele Fichten, einzelne Ebereschen, Heidelbeeren, Moos; 1320 m.ü.M., Kalkboden, feucht/nah an Bach

    - Hut: relativ hell, rosa schimmernd. Schneckenfrass tlw. rubinrot, tlw. blassgelb, Druckstellen nicht verfärbend; doch da sind einige dunkle Fleckchen

    - Stiel: rubinrot; im oberen Teil drückt gelb von unten durch; im unteren Teil dunkelblau verfärbt; Netz kaum sichtbar (Bild 11), aber vorhanden, da gleichfarbig rot (kommt Stunden später zum Vorschein Bilder 12+13); Frassstellen (blass-)gelb, Druckstellen blauend

    - Basalmyzel weisslich

    - Röhrenöffnungen sehr fein, weinrot (Bild 6); Röhren sehr kurz; Röhren und Röhrenboden gelb, schnell blauend auf Druck

    - Fleisch: im Stiel blassgelb, in der Basis braun; im Hut gelb, Hutmitte etwas gerötet; nach wenigen Sekunden blaut die Hutmitte und der Stiel direkt unter der Rinde leicht Bild 7); nach etwa 40 Sekunden stark (Bild 8); nach ca. 90 Sekunden blaut fast das ganze Fleisch (Bild 9). Nach 7 h ist das Fleisch wieder gelb - nur im Hut ist es rotorange (Bild 10).

    - Geruch: frisch etwas undefinierbar, leicht nach Käse?; nach 7 h etwas pilzig, ganz leicht aasartig/spermatisch.


    1)

    Der linke Fruchtkörper wird unser Anschauungsexemplar.


    2)

    Der andere Fruchtkörper rechts auf Bild 1.


    3)

    Und noch ein anderer Fruchtkörper der gleichen Art.


    4)


    5)


    6)


    7)

    nach 10 Sekunden


    8)

    nach 40 Sekunden


    9)

    nach 90 Sekunden


    10)

    nach 7 h


    11)


    12)


    13)


    Nach Winkler/Keller komme ich auf Imperator rhodopurpureus oder Suillellus (!) rubrosanguineus. Bei Boletales.com lande ich bei Rubroboletus rubrosanguineus (wahrscheinlich meint Winkler/Keller mit seinem Suillellus ebenfalls diesen...), da nur dieser im Nadelwald stehe. Rubroboletus legaliae und rhodoxanthus lassen durch ihr Vorkommen nur im Laubwald danach ebenso ausschliessen (wenn das stimmt). Die Pilze123-App lässt mich ebenso auf Weinroter Purpurröhrling Rubroboletus rubrosanguineus schliessen. Schliesslich sehe ich noch, dass Ruben (WatuLammini) gestern einen ebensolchen gefunden hat. Der sieht ähnlich aus, aber blaut weniger und hat deutlich mehr Gelb im Stiel und das Netz ist viel deutlicher als bei meinen Exemplaren... Was meint ihr Röhrlingsexperten? Ich bin gespannt, ob ich richtig liege...


    LG Andreas

  • Schliesslich sehe ich noch, dass Ruben (WatuLammini) gestern einen ebensolchen gefunden hat. Der sieht ähnlich aus, aber blaut weniger und hat deutlich mehr Gelb im Stiel und das Netz ist viel deutlicher als bei meinen Exemplaren... Was meint ihr Röhrlingsexperten? Ich bin gespannt, ob ich richtig liege...

    Hallo Andreas,

    mit Rubroboletus rubrosanguineus liegst du richtig, die Art wächst manchmal in Standortgemeinschafft mit dem Ochsenröhrling Imperator torosus.

    Neben Fichten wachsen die auch bei Rotbuchen, wahrscheinlich können auch andere Laub- und Nadelbäume mögliche Partner sein,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo,

    Ja, das ist Rubroboletus rubrosanguineus. Ein absolut traumhafter Pilz, der weit oben auf meiner Wunschliste für diesen Sommer steht. Ich hoffe er kommt auch in den höheren Lagen der schwäbischen Alb vor.

    Viele Grüße

  • Herzlichen Dank allerseits!


    Ja, das ist wirklich ein prächtiger Pilz! Ich war richtiggehend geflasht, nachdem ich den gefunden und untersucht hatte:-)


    Weiss das jemand: Stimmt es, wie boletales.com und teilweise Winkler/Keller sagen, dass die anderen in Erwägung gezogenen Röhrlinge (Imperator rhodopurpureus, Rubroboletus legaliae und R. rhodoxanthus) nur mit Laubbäumen Mykorrhiza bilden können? Ich bin etwas skeptisch, weil bei denen auf den Schweizer Verbreitungskarten jeweils auch Nadelbäume als "nächste Bäume" genannt werden. Das muss natürlich nichts heissen, wenn der zweitnächste Baum dann ein Laubbaum war...


    Danke für eine Antwort dadrauf.

  • Hallo Austernseitling,


    so etwas Schönes würde ich auch gern einmal finden aber dafür wohne ich in der falschen Gegend.


    VG Jörg

  • Weiss das jemand: Stimmt es, wie boletales.com und teilweise Winkler/Keller sagen, dass die anderen in Erwägung gezogenen Röhrlinge (Imperator rhodopurpureus, Rubroboletus legaliae und R. rhodoxanthus) nur mit Laubbäumen Mykorrhiza bilden können? Ich bin etwas skeptisch, weil bei denen auf den Schweizer Verbreitungskarten jeweils auch Nadelbäume als "nächste Bäume" genannt werden. Das muss natürlich nichts heissen, wenn der zweitnächste Baum dann ein Laubbaum war...

    Hallo Austernseitling,

    ich glaube das wird von Pilzbuchautoren in der Regel nicht geprüft, Mykorrhiza wird wohl eher von universitären Mykologen bearbeitet und überprüft. Es finden sich ja auch keine Mikromerkmale zu Mycelien in Pilzbüchern und Monografien, das würde sicher den Rahmen sprengen und es würde so manches Buch dann erst Jahrzente später erscheinen ;)

    viele Grüsse

    Matthias

  • Weiss das jemand: Stimmt es, wie boletales.com und teilweise Winkler/Keller sagen, dass die anderen in Erwägung gezogenen Röhrlinge (Imperator rhodopurpureus, Rubroboletus legaliae und R. rhodoxanthus) nur mit Laubbäumen Mykorrhiza bilden können? Ich bin etwas skeptisch, weil bei denen auf den Schweizer Verbreitungskarten jeweils auch Nadelbäume als "nächste Bäume" genannt werden. Das muss natürlich nichts heissen, wenn der zweitnächste Baum dann ein Laubbaum war


    Hallo,

    zumindest stimmt das mit meiner Funderfahrung überein. Die drei obengenannten Arten wachsen in der Regel in thermophilen Kalk-Buchen und Eichenwäldern
    Während Rubroboletus rubrosanguineus eher in etwas höheren Lagen bei Buche und Tanne wächst, gerne vergesellschafftet mit dem Ochsenröhrling I.torosus.
    Mein höchster Fundpunkt für R.rubrosanguineus lag auf 1600m
    In der Schweiz ist R.rubrosanguineus deutlich häufiger wie in Deutschland.
    Wir haben ihn bei Vereinstreffen recht regelmässig auf dem Tisch

    LG
    Uwe


    PS: die Häufigkeit ist vielleicht auch der Grund, dass der Pilz gleich dreimal unter verschiedenen Name bei "Pilze der Schweiz- Band 3" abgebildet ist 8o

  • PS: die Häufigkeit ist vielleicht auch der Grund, dass der Pilz gleich dreimal unter verschiedenen Name bei "Pilze der Schweiz- Band 3" abgebildet ist 8o

    Hallo Uwe,

    einmal sogar richtig als Boletus splendidus ssp. moseri :D

    Hier ist ein schöner Beitrag vom Christoph Hahn zu dem Thema wo ein wenig Klarheit über frühere und heutige Ansichten bebracht wird:

    Was ist Boletus satanoides sensu Singer?
    Was ist Boletus satanoides sensu Singer?
    forum.pilze-bayern.de

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo,

    Ja, das ist Rubroboletus rubrosanguineus. Ein absolut traumhafter Pilz, der weit oben auf meiner Wunschliste für diesen Sommer steht. Ich hoffe er kommt auch in den höheren Lagen der schwäbischen Alb vor.

    Viele Grüße

    Hallo Schrumz,

    in der Onlinekartierung findest du je Portal einen Fund in der schwäbischen Alb

    Verbreitung Rubroboletus rubrosanguineus (Cheype) Kuan Zhao & Zhu L. Yang 2014

    südl. Bundesländer

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo Schrumz,


    klick mal mit der mittleren Maustaste auf den link, so klappt es jedenfalls bei mir.

    (Das Problem mit den links ist in einem anderen Beitrag behandelt.)


    Gruß

    Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

  • Lieber Schrumz Schrumz


    Oder wenn du ohne Maus und mit iPad arbeitest, einfach den Link kopieren und im neu geöffneten Fenster einfügen.


    So klappt es bei mir.

    Beste Grüsse

    Corinne

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben. Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.