Hallo zusammen
Hier noch eine kleine Ergänzung zu meinen vielen Risspilzen (Risspilze ohne Ende).
An dem Tag gab es auch ein paar andere Sachen. Habitat ist ein hochmontaner Nadelwald auf ca. 2000m mit Pinus, Picea und Larix auf Dolomit.
Dieses Dolomitgestein ist enorm brüchig und sorgt regelmässig für Unruhe und Murgänge. Während ich in Ruhe Pilze sammelte, hörte ich plötzlich einen tosenden Lärm.
Ich war nur ein paar Meter von der Abbruchkante des Illgrabens entfernt.1000 Höhenmeter weiter unten war die Hölle los. Da muss sich eine Menge Material gelöst haben.
Zum Glück wohnt dort unten niemand.
Aber zurück zu den Pilzen.
1:
Helvella/Wynnella silvicola, die eigentlich korrekt nach Fries jetzt wieder Midotis lingua heisst, hat offenbar ein sehr gutes Jahr.
Überall stosse ich auf Fundmeldungen, kürzlich auch hier im Forum von CH-Andy .
Das ist ein Pilz für den man wirklich kein Mikroskop braucht. Aber weil er nur in den Alpen verbreitet ist, hier einige Mikros zur Ergänzung:
Sporen in Wasser
Excipulum Aussenseite
Querschnitt
2:
Bei diesem bereiften Trichterling hatte ich schon am Standort einen konkreten Verdacht, den man nur kurz bestätigen muss.
Atractosporocybe (Clitocybe) inornata.
Er wollte keine Sporen abwerfen und auch im Lamellenpräparat waren sie schwierig zu finden.
Aber ein paar wenige genügen hier, Hauptsache sie sind so spindelförmig.
3:
Ein hygrophaner Trichterling mit stark überfasertem Stiel. Geruch deutlich nitrös.
Die Sporen sind recht gross und eher schlank, bis über 8 µm lang.
DIe HDS ist grob inkrustiert.
Nach Gröger und meinen eigenen Unterlagen komme ich auf Clitocybe concava.
4:
Das hier kann eigentlich nur Cystoderma carcharias var. fallax sein. Mit diesem gestiefelten Ring kommt kaum sonst etwas in Frage.
Die Sporen sind klein und schwach amyloid (sieht man hier nicht). Zystiden gibt es keine.
Die Sphaerozyten sind braun pigmentiert, aber nicht inkrustiert.
5:
Feuer frei, ihr dürft schimpfen weil es ein Einzelexemplar ist, und die Fotos obendrein grottenschlecht sind. Ich werde nicht widersprechen.
Aber diese markante Ritterling gefiel mir und zu dem Zeitpunkt hatte ich erst wenig gesammeln.
Sporen breit elliptisch
HDS aus lockeren, gelbbraunen Hyphen.
Entscheidend ist hier wohl der Geschmack, der war nämlich zunächst mild, dann aber zunehmend bitterscharf.
Am Ende fühlte sich der Mund an, als hätte ich ein Pfefferkorn gekaut. Also sollte es wohl Tricholoma aestuans sein.
6:
Noch ein Ritterling, der mich neugierig machte weil er so braun ist.
An dem Tag gab es Unmengen von Erdritterlingen, und vermutlich ist das hier auch einer. Oder könnte es dieses ominöse Tricholoma bonii sein?
Vielleicht hat einer der Ritterlings-Experten eine Meinung dazu.
Hier sind die Farben etwas verfälscht. Ich muss unbedingt nachrüsten für bessere Studio-Aufnahmen.
Aber im Schnitt gibt es jedenfalls keine Farbveränderungen, auch nicht beim Reiben am Stiel.
Geruch sehr schwach, unspezifisch.
Am Stiel gibt es zerstreute braune Fäserchen.
Sporen 6.2-6.8-7.2 x 4.0-4.4-4.6 µm, Q = 1.46-1.56-1.80
HDS in der obersten Schicht mit zylindrischen, stark pigmentierten Zellen.
Darunter mit elliptischen bis länglichen, blasseren Zellen.
So, fertig für heute. Kritik/Korrekturen wie immer willkommen.
LG Raphael