Epigloea urosperma als Parasit auf Placynthiella uliginosa

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  • Hallo,


    die Placynthiella aus dem fränkischen Kiefernwald habe ich mir etwas genauer angesehen, da ich makroskopische P. icmalea und P. uliginosa nicht gut unterscheiden kann.

    P. icmalea kommt auf Humus, Torf, Rohhumus, Holz vor, P. uliginosa auf mageren Mineralböden vor; beide haben einen grünlich bis braunen, koralloid-körnigen Thallus und dunkelbraune Apothecien, die bei P. uliginosa gerne geclustert vorkommen und im Alter gewölbte Scheiben haben (sollen).


    Der Fund:

    Bild 1 Schwärzliche Batzen im Moos, auf Holz oder direkt auf Erde


    Solche Flechten hat jeder schon gesehen, aber man hält sie unbedarft erstmal für Dreck.

    Bild 2 Na? Erkennt man die Flechte?


    Bild 3 Noch immer nicht?


    Unter der Lupe erkennt man sofort viel mehr! Unmengen Apothecien, genau genommen sogar viel zu viele.

    Bild 4: Kleine, runde, bräunliche Gonizysten (Thalloide mit Pseudocortex) bauen den Gesamtthallus auf, dazwischen braune Apothecien mit braunem Rand; die Apothecienscheiben sind flach.

    Interessant sind die zusätzlichen, kleinen schwarz glänzenden Fruchtkörperchen dazwischen.

    Solche habe ich bisher nicht gesehen. Ein lichenicoler Pilz auf der Placynthiella? Später mehr dazu...


    Um bei der Placynthiella-Art sicher zu gehen, möchte ich die Tüpfelreaktion durchführen, P. icmalea reagiert C+, KC+ rot, P. uliginosa C-, KC-.

    Auf dem dunklen Untergrund ist man chancenlos. Ein gequetschtes Pröbchen auf dem Objektträger mit weißem Hintergrund könnte besser funktionieren.

    Bild 5 Der Ergebnis in C überzeugt nicht - zu viel Reagenz, zu starke Verdünnung, aber etwas passiert hier vielleicht...


    Bild 6 Auch das Absaugen der Reagenz hilft nicht, um die Reaktion mit höherer Konzentration beobachten zu können.

    Die C-Reaktion ist schnell und flüchtig - zu langsam, zu spät!

    Besser geht es unter dem Mikroskop im Spalt zwischen Objektträger und Deckblättchen, durch den die Reaktionsfront langsam diffundiert.

    Da habe ich mehr Zeit.


    Außerdem wollte ich sowieso Sporen und Goniozysten messen...

    Beim Anfeuchten des Thallus zur Probenentnahme wird der Thallus etwas schwabbelig, gelatinös, gallertig. Das soll bei P. uliginosa passieren.

    Die Goniozysten sind klein und annähernd kugelig, nur ganz leicht gestreckt, sicher nicht um einen Faktor 5-10 und nie verzweigt (koralliod) - das passt besser für P. uliginosa.

    Bild 7 Leicht gequetschte Goniozysten in Wasser; 25-50 x 20-30 µm; bräunlich oder grün-braun


    Sporen sind in dem Wirrwar schwierig auszumachen, ein paar wenige Schwimmer finde ich, sie sind allesamt klein: 8-9 x 3,5-5 µm.

    Die Sporen sind sehr kurz und schmal, am untersten Ende der Größenverteilung von P. uliginosa, für P. icmalea passt es besser, aber halt auch noch für P. uliginosa.

    Bild 8 Hymenium der Placynthiella


    Nach Einfließenlassen von K und kurz darauf C, beobachte ich eine vermeintliche Rotfärbung, vermutlich aber an Fremdmaterial.

    Bild 9 KC+ Rotfärbung nur an eingeschlepptem Fremdmaterial...


    Offenbar ist meine vermeintliche P. icmalea eine P.uliginosa. Die Details passen besser zu dieser Art.

    Bleibt noch zu klären: Wer ist der Untermieter in Bild 4?

    Bild 4b: Die glänzenden schwarzen Fruchtkörper gehören nicht zur Flechte P. uliginosa!


    Ich ernte 4 der kleinen, glänzend schwarzen Fruchtkörper mit der Nadel aus dem angefeuchteten Thallus.

    Unter dem Mikroskop stellen sich die gequollenen FK als Perithecien heraus (Durchmesser 150µm, Öffnung um 25 µm).

    Bild 10 Perithecium des Parasiten, noch ungequetscht


    Bild 11 Rötliches Zeug (in Wasser), sieht interessant aus, kann ich nicht zuordnen - womöglich das Gleiche wie in Bild 9, da mit KC+rot vorgaukelte?


    Bild 12 Asci mit vielen Sporen (16? 32?) in Wasser, aus den Perithecien gequetscht


    Bild 13 Sporen-Kollage: Sporen haylin, elliptisch bis spindelförmig, 2-zellig, mit nadelförmigen Anhängseln an den Polen

    Größe: Körper um 8 x 2-2,5 µm; Nadelanhänge additiv, um 2x 5µm lang (Wasser, 1000x)


    Zwei Fotos mit Schläuchen in Lugol

    Bild 14 Asci in Lugol gefärbt, etwa 60 x 9 µm groß - vermutlich eher 32 as 16 Sporen im Ascus


    Bild 15 Asci in Lugol


    Bild 16 Sporen in Lugol (etwas kontrastreicher)


    Hawksworth kennt auf Placyntheilla den Parasit "Epigloea urosperma Döbbeler 1994".

    "Asci 32-spored; ascospores elongate-ellipsoid, ends rounded, (5-)6-8(-9) x 2(-2.5) pm, each end with a hyaline hair-like appendage 5(-6) x 0.5 pm; on Placynthiella ulignosa"

    P. uliginosa - aha! g:-)
    Italic bietet neben einer ähnlichen, aber ausführlicheren Beschreibung auch 2 Original-Zeinungen der Asci und Sporen von Döbbeler - passt alles soweit! :gbravo:


    LG, Martin