dunkelhaariger Pilz auf Holz → Cystoagaricus cf. hirtosquamulosus

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 813 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mreul.

  • N'abend,


    auf bemoostem Totholz von Esche wächst dieser kleine Pilz, bis 2,5 cm groß, die meisten schon angschrumpelt. Auffällig sind die dunklen Haare auf dem Hut speziell mittig, ganz ähnliche Haare gibts auch am Stiel, wenigstens im unteren Teil, der Stiel ist hohl, faserig, die Lamellen frei bis ausgebuchtet angewachsen, weißlich, mit Zwischenlamellen. Hutrand teils überhängend. Zu Geruch und Geschmack kann ich nichts sagen, indifferent. Den Hut habe ich zum Aussporen abgelegt. Die Sporen sind leidlich rund bis Kartoffelförmig, etwa 5-6 µm groß.

    Könnte das ein Dachpilz sein?

    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    die Sporen sind deutlich zu braun für einen Dachpilz. Das ist was besseres: Cystoagaricus, ich denke hier am ehesten an C. hirtosquamulosus. Es gibt auch noch C. sylvestris, für beide sind die Sporen etwas kurz und recht gedrungen, aber was Besseres fiele mir gerade nicht spontan ein. Sind die Sporen immer so rundlich und wie sehen die Zystiden aus?

    Hab beide Arten noch nicht selbst gesehen. Ob es im nördlicheren Bereich noch eine Art mit kürzeren Sporen gibt wüsste ich zumindest nicht.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias, zu dieser Gattung finde ich in der litauischen Literatur erstmal garnichts, muss ich erst mal schauen, was da die Synonyme sind. Auf die Schnelle habe ich Munoz et al. 2022 gefunden, das sieht schon sehr in diese Richtung aus. Die Sporen sind immer so kurz, reichlich vorhanden, teils doppelwandig. Die Mikroskopbilder waren nur ganz auf die Schnelle in Wasser. Zystiden habe ich dabei nicht gesehen (was nichts heißen muss), hier habe ich noch Basidien, die 4-sporig aussehen,



    viele Grüße und vielen Dank für den Wegweiser,

    Bernd

  • Servus Bernd,


    Munoz et al. (2022) ist die richtige Quelle. Ich denke auch, dass das eine Cystoagaricus-Art ist. Wenn du mal eine schöne Kollektion findest, würde es sich lohnen, die genau zu mikroskopieren. Die Zystiden solltest du auch in Ammoniak anschauen und auf grünlich verfärbende Schleim-Auflagerungen achten. C. lepidotoides hat meist gröbere Schuppen und größere Sporen. "C. hirtosquamulosus" habe ich 2mal gefunden - das ist aber was anderes als der C. hirtosquamulosus, der in der Psathyrella-Monographie von Örstadius abgebildet ist und hat auch etwas größere Sporen als deiner.



    Beste Grüße

    Matthias

  • Guten Morgen miteinander,


    wie heißt dieser sehr seltene Pilz auf deutsch? Odere gibts da gar kein deutescher Name dazu?


    Ich mag solche Diskussionen sehr gerne, weil frau da was lernen kann. Danke dafür.

    Grüße vom



    Bläuling



    Anmeldung APR 2024

    100 Chips - 10 Chipse Anmeldung = 90 Chips

  • Hi Matthias,


    welche Sporenmaße nennt denn Örstadius? Den hab ich leider nicht parat, muss ich mir noch zulegen. Bei Gröger stehen Längenmaße von 6-7,5, also kleiner als bei lepidotoides, der darin noch sylvestris heißt. Letzterer ist damit sowieso raus, auch makroskopisch schon.

    Bernds Fund könnte ansonsten durchaus auch was Unbeschriebenes sein, wenn diese kurzen, gedrungenen Sporen typisch sein sollten. Vielleicht lassen sich ja noch Zystiden oder sogar weitere Exemplare finden.


    Hallo Bläuling,


    Gröger bezeichnet die Arten so auf deutsch:

    Cystoagaricus hirtosquamulosus: Breitsporiger Mürbling, C. lepidotoides: Sternschuppiger Mürbling. "Mürbling" (oder Faserling) bezeichnet eigentlich die Gattung Psathyrella, in der die Arten lange Zeit standen, aber genetische Erkentnisse ergaben, dass die eine eigene Gattung bilden, auch sind mikroskopisch Sporen und Zystiden erkennbar anders als beim Rest der Mürblinge.

    Man muss aber dazu sagen, dass die deutschen Namen alles andere als gängig sind und ich wüsste nicht ansatzweise was gemeint wäre, wenn jemand von "Breitsporiger Mürbling" spricht.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo allerseits, ich habe mir gerade die Bilder vom Hias angeschaut, der hirtosquamulosus sieht schon ganz passabel aus. Den C. lepidotoides würde ich ausschließen.

    Der Sporenabdruck ist erwartungsgemäß dunkelbraun, fast schwarz:

    die gestrige Probe habe ich abends nochmal angeschaut, nachdem sie ausgetrocknet war, da sind die Sporen sehr gut zu sehen

    und hatte ich eine Probe der Hutschicht in Kongrot angefangen, dann musste die Beleuchtung aber zum Strömlinge tanken ...

    mit'm 40er:

    Später dann weitere Bilder, leider habe ich kein Ammoniak, muss ich mal schauen, ob in der Haushaltschemie irgendwas passendes dabei ist.


    In der litauischen Lieratur (1999) habe ich nur Psathyrella populina gefunden, der jetzt wohl auch unter Cystoagaricus silvestris firmiert, mit einem Fund.


    LG, Bernd

  • Hallo allerseits,


    so schöne Bilder wie bei Interhias sind mir natürlich nicht gelungen. Auch scheint mein Pilz nicht sonderlich üppig mit Cheilozystiden ausgestattet zu sein. Diese hier 26*13 µm sieht aber schon ganz ähnlich aus

    ansonsten gibt es vereinzelt noch ähnliche Strukturen, aber deutlich länger

    nachdem ich nun etliche Sporen vermessen habe, bleibe ich ich bei 5*6 µm - die längste vermessene war etwa 7 µm lang


    und dann habe ich noch den Hut unter die "Lupe" geschoben, mit dem 10er sehen die so aus


    Vor Ort waren das etwa 5-6 Pilze, die meisten schon etwas älter und stärker aufgewölbt bzw. Rand herabgebogen, spitz/kegelig - so wie der von Hias gezeigte - war keiner. Fotos habe ich leider keine gemacht von den anderen Exemplaren. Wiederfinden ist nicht ganz einfach, mit 30 km etwas zu weit für eine Raucherpause, zudem liegen da wirklich viele tote Eschen rum - das Waldstück hatte ich schon mal gezeigt Mischwald mit Mikado Aber das ist immer wieder Mal einen Besuch wert.


    LG, Bernd

  • welche Sporenmaße nennt denn Örstadius?

    Örstadius gibt für C. hirtosquamulosus folgende Sporenmaße an: 6-8 x 5-6 x 4-5,5.

    Zystidenform passt. Sporenform und Maße bei Bernd's Fund sind aber schon sehr speziell. Ein Cystoagaricus aus der Verwandtschaft von C. hirtosquamulosus sollte es auf jeden Fall sein. Ohne Sequenzen (ITS, LSU) wird man hier kaum weiterkommen.

    Ich habe noch so einen Punk aus dieser Ecke. Den habe ich sequenzieren lassen, und er weicht von vorhandenen Sequenzen von C. hirtosquamulosus ab.


    Doku


    Beste Grüße

    Hias

  • Hallo Hias,


    interessant, danke für die Infos. Ja, da tut eine Sequenz Not, um rauszufinden, ob es jetzt noch mehr Arten um hirtosquamulosus gibt oder eine davon morphologisch doch so variabel sein kann, was die Sporen angeht. Ich hoffe ja auch mal, sowas zu finden.


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • kruenta

    Hat den Titel des Themas von „dunkelhaariger Pilz auf Holz“ zu „dunkelhaariger Pilz auf Holz → Cystoagaricus cf. hirtosquamulosus“ geändert.