Risspilze...

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 658 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen


    Risspilze haben offenbar hier Hochsaison. Manche Wälder sind voll mit wunderschönen Kollektionen, da konnte ich nicht widerstehen.

    Vieles stammt von der Exkursion hier, wo ich schon andere Sachen gezeigt habe: Val d'Hérens 20.07.2024

    Ditte , falls du dir einmal Zeit nehmen kannst/willst, wäre ich froh. Eilt aber nicht und muss auch nicht unbedingt sein, das meiste wird im Winter ohnehin sequenziert.


    Einige Kollektionen habe ich als triviale Arten bestimmt (z.B. mehrmals nitidiuscula), die zeige ich jetzt nicht alle.


    1:

    Diese Gruppe aus dem geophylla-Aggregat wuchs kurz unter der Waldgrenze bei Larix und Picea, ca. 2100m.





    Sporen: 7.8-8.7-10.0 x 5.3-5.0-5.9 µm, Q = 1.44-1.73-2.22 (n=20)


    Cheilos:



    Die Zystiden sind recht oft am Apex gegabelt, 36-55-66 x 10-13-15 µm (n=10)


    Kaulos:


    Die Kaulozystiden sind in der Gruppe ja wichtig. Sie sie recht vielgestaltig.

    Einige metuloid mit wenigen Kristallen, andere schlanker und teilweise auch septiert oder gegabelt.


    Die Sporenmasse und auch die Kaulozystiden finde ich recht passend für Inocybe cygnea.

    Aber in dieser schwierigen Gruppe fühle ich mich doch ziemlich unsicher.



    2:

    Diese schöne Gruppe wcuhs am Wegrand auf ca. 2200m bei Strauchweiden, in der Nähe auch Salix herbacea und Dryas.

    Geruch spermatisch.



    Sporen: 8.3-9.2-10.1 x 4.7-5.2-5.7 µm, Q = 1.53-1.76-1.94 (n=20)


    Stellenweise waren viele Cheilozystiden fast rundlich.


    Die Mehrzahl aber doch lageniform. Habe mal nur diese gemessen: 43-46-51 x 15-17-18 µm


    Die Pleurozystiden sind ebenfalls meist lageniform.


    Kaulozystiden nur im oberen Drittel, metuloid mit vielen keuligen Parazystiden.


    Ich denke das gehört in die Nähe von Inocybe tigrina, aber eine wirklich passende Art habe ich noch nicht gefunden.




    Die restlichen Kollektionen sind alle von der gleichen Fläche. Fichtenwald auf ca. 1600m, müsste kalkig sein.

    Durch die Fläche führt ein kleiner Bach, an dem auch Erlen und Birken wachsen.


    3:

    Von diesem hier habe ich drei Kollektionen, die mikroskopisch identisch sind.

    Ich dachte im Feld an Inocybe proximella, aber das stimmt wohl nicht.

    Geruch spermatisch.




    Sporen grob höckerig, 7.7-8.9-10.2 x 5.4-6.0-6.9 µm, Q = 1.27-1.48-1.82 (n=20)



    Cheilozystiden recht dünnwandig, 55-62-69 x 17-21-28 µm. Viele Zystiden mit kappenartigem Apex.


    Pleurozystiden ähnlich und meistens ohne Kristalle.


    Kaulozystiden im oberen Drittel grösstenteils sehr schlank, septiert und mit verjüngten Terminalzellen.


    Ich meine das ist wieder Inocybe amicta, kann das sein?



    4:

    Noch ein spermatisch riechender Risspilz.



    Sporen: 9.0-9.8-10.8 x 5.5-6.0-6.5 µm, Q = 1.54-1.65-1.80 (n=20)



    Cheilozystiden lageniform mit vielen Parazystiden, 46-54-60 x 11-14-16 µm.


    Pleurozystiden ähnlich.


    Kaulozystiden im oberen Drittel, ähnlich den Hymenialzystiden.


    Im Moment tendiere ich hier zu Inocybe involuta.



    5:

    Leider nur zwei Fruchtkörper, aber ich finde den spannend. Geruch schon wieder spermatisch.



    Die Sporen sind recht blass und sehr unregelmässig geformt. Die Höcker sind oft eher nur warzig.

    7.4-8.6-9.9 x 4.8-5.6-6.7 µm, Q = 1.36-1.54-1.73 (n=20)


    Cheilozystiden in KOH kräftig gelb, recht klein und schlank, mit abgestutzter Basis. 36-43-50 x 10-11-13 µm.


    Pleurozystiden ebenso.


    Kaulozystiden im oberen Drittel, unter der Mitte nur ganz vereinzelte.


    Hier habe ich nach Funga Nordica geschlüsselt und lande bei Inocybe nematoloma, einer Art zu der ich nur wenig glaubwürdige Informationen finde.

    So richtig überzeugt mich die Darstellung von Ferrari nicht, die scheinen mir die Sporen und Zystiden deutlich anders als die Original-Beschreibung von Josserand zu sein.



    So viel für jetzt, mein Zug kommt gleich an. Am Abend folgt der Rest.


    LG Raphael

  • So, nun noch die restlichen Risspilze. Habitat ist das gleiche wie bei Nr. 3-5.


    6:

    Geruch unauffällig.



    Sporen: 7.6-8.7-9.7 x 4.6-5.3-6.0 µm, Q = 1.43-1.64-1.83 (n=20).

    SIe sind oft mehr eckig als höckerig.



    Cheilozystiden oft ohne Kristalle, 47-61-72 x 11-14-17 µm.


    Pleurozystiden meistens mit Kristallen.


    Kaulozystiden auf ganzer Länge vorhanden. Oben zylindrisch oder sehr schwach keulig.


    Unter der Mitte sind die Kaulos braun pigmentiert. Oder sind das einfach nur pigmentierte Hyphen? Bin unsicher.


    Mit diesen komischen Sporen denke ich das gehört irgendwo in die Nähe von Inocybe rennyi.



    7:

    Bei diesem hier dachte ich im ersten Moment an einen Rötling. Geruch unauffällig.


    Sporen: 8.2-9.1-10.7 x 5.2-6.0-6.5 µm, Q = 1.34-1.52-1.73 (n=20)



    Zystiden lageniform, 42-54-68 x 13-16-20 µm


    Pleurozystiden ähnlich, aber oft ohne Kristalle.


    Kaulozystiden auf ganzer Stiellänge vorhanden.


    Hier in der unteren Stielhälfte.



    8:

    Eine Inosperma mit Pelargonium-Geruch.


    Ich habe den Eindruck, dass die Stielbasis ganz schwach blaugrün ist.


    Sporen: 11.8-13.3-15.6 x 6.6-7.2-8.4 µm, Q = 1.66-1.85-1.97 (n=30)


    Zystiden zylindrisch, teilweise angedeutet kopfig, 43-59-69 x 10-11-12 µm


    Kaulozystiden im oberen Stieldrittel ähnlich.


    Ich habe versucht, den mit diesem neuen Inosperma-Paper zu bestimmen.

    Auf ein richtig klares Ergebnis komme ich nicht, am ehesten ist es ein untypisches Inosperma calamistratum.

    Aber müssten die nicht schuppiger und dunkler sein?


    LG Raphael

  • ... ich hänge hier mal noch einen Risspilz an, weil der Thread ohnehin noch offen ist.


    9:

    Dieser Winzling aus dem calamistratum-Aggregat wuchs auf ca. 1950m am Rand der Schwemmfelder in Ferpècle.

    Es gab dort verschiedene Salix-Arten und Alnus viridis.

    Geruch nach Pelargonium.


    Sporen auffallend schlank, 11.5-12.7-14.6 x 5.4-6.1-7.0 µm, Q = 1.88-2.10-2.38 (n=20)


    Cheilozystiden keulig, 36-49 x 9-16 µm.


    Kaulozystiden im oberen Stielteil ähnlich, aber kürzer.


    Mit diesen Mikromerkmalen, vor allem den sehr schlanken Sporen, sollte es das neu umkombinierte Inosperma praetermissum sein.


    LG Raphael

  • Servus Raphael,


    tolles Risspilz-Feuerwerk :daumen:

    Mit dem neuen Inosperma-Paper meinst du Esteve-Raventos 2024, nehme ich an?

    Die Inosperma mit Perlargonium-Geruch sieht in der Tat nicht nach I. calamistratum aus, erinnert mich makroskopisch eher an I. bongardii. Aber ich bin da auch nicht auf dem neuesten Stand.


    In meiner Gegend ist noch wenig los mit Risspilzen, hier und da mal eine Kollektion.


    Beste Grüße

    Matthias

  • Hallo Matthias


    Ja genau dieses Paper meine ich.


    Die makroskopische Ähnlichkeit mit I. bongardii ist wirklich verblüffend.

    An die hatte ich gar nicht gedacht, weil ich mich so sehr an den Pelargonium-Geruch geklammert habe.

    Aber ich denke nicht, dass ich mich im Geruch getäuscht habe.

    Mal schauen was dabei rauskommt.


    Hier ist jetzt wieder Pilzflaute. Heute habe ich alpin noch zwei Risspilze gefunden, aber sonst gar nicht mehr.

    Die muss ich noch untersuchen.


    LG Raphael

  • Lieber Raphael, also die "geophylla" lass sequenzieren, die Gruppe ist so schwierig, und ich hab auch keine Zeit, mich da jetzt reinzuknien und zu vergleichen.

    Nummer 2: da glaub ich nicht an I. tigrina. Da aber die Zystiden, die du zeigst, so verschieden ist, kann ich dazu aus der Ferne nichts sagen - zumal es ein alpiner Fund ist.

    Nummer 3: keinesfalls I. amicta, sondern mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Inocybe proximella. Allein schon das Aussehen der Fruchtkörper ist sehr typisch, dann auch die Zystiden und Caulos.

    Nummer 4: involuta, ja, könnte sein.

    Nummer 5: Gruppe nematoloma, ja. Aber die Gruppe wird gerade eingehend bearbeitet, bis dahin muss das offen bleiben. Eine Sequenz wäre sicher wichtig.

    Nummer 6: sicher nicht rennyi! Die hat viel größere Sporen und Zystiden, die an die von curvipes erinnern. Ich werde aus den Angaben nicht schlau, vor allem nicht aus dem "ganz bereift". Ganz bereift bedeutet für mich, dass die Art dickwandige Caulos bis nach unten hat. Das hat deine aber doch nicht...? Lass sie sequenzieren.

    Nummer 7: könnte, nach dem, was ich sehe I. pipilikae sein. Vergleich das mal...

    Nummer 8: Tja, könnte auch pisciodorum sein, die anfangs ebenfalls eher süßlich riecht, zumindest die av. Sporengröße wäre für bongardii zu groß. passt aber für pisciodorum. Außerdem sind die Zystiden bei bongardii oft deutlich gewunden...Eine von beiden, würde ich sagen.

    Nummer 9: für mich sieht das nicht nach Is. praetermissum aus, von der ich viele Kollektionen habe. Die Sporen sind im Durchschnitt deutlich schmaler. Ich tippe eher auf Is. subhirsutum.


    Das war mein Scherflein, herzlich, Ditte

  • Liebe Ditte,


    Nun komme ich endlich dazu, hier zu antworten. Danke für deine Bemühungen!


    Bei 3 bin ich irgendwie froh, dass ich im Feld mit proximella doch richtig lag.


    Zu 6:

    Dickwandige Kaulozystiden hatte die nicht, nur diese büscheligen, langen Fasern.

    Hier auf der Nahaufnahme sieht man, dass es die auf der ganzen Stiellänge gibt. Aber das kann gut eine Scheinbereifung sein.


    Bei 7 ist mir alles zu unsicher und die Kollektion ist auch nicht wirklich gut, schon leicht angetrocknet.


    Das geht alles in die Sequenzierung. Für 2 und 9 sollte ich noch dieses Jahr die Resultate bekommen, der Rest dauert länger.


    LG Raphael