Peltigera mit schwarzen Apothecien - Peltigera neckeri

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  • Hallo,


    heute im Wald über kalkgebundenen Sandstein (Stubensandstein) stieß ich gleich 10m neben dem Parkplatz auf interessante Peltigeren zwischen Moos und Erika.

    Es waren relativ kleine Thalli, mit rundlichen Lappen, deren Ränder wellig und etwas aufsteigend sind.

    Viele sehr dunkle Apothecien, teils schwarz, aber auch dunkelbraune darunter.

    Bild 1 Kleine Peltigera-Thalli mit rundlichen Lappen bis ca. 3 cm breit


    Die Unterseite ist randlich hell (leicht bräunlich) und rhizinienfrei, die Adern nur angedeutet.

    Etwas weiter zur Mitte hin kleine, weit auseinander stehende Büschelchen dunkler Rhizinien;

    noch weiter zur Mitte ein abrupter Wechsel zu einer dunklen, verfilzten Fläche mit dunkeln Rhizinien:

    Bild 2 Unterseite mit abruptem hellbraun-schwarzbraun-Wechsel längliche weiße, ovale Fenster im Randbereich.

    Ich könnte mir auch einbilden, einen zarten rosa Schimmer im Hellbraun am Rand zu sehen.


    Bild 3 Größere Ansammlung mit vielen Apothecien und von mir angehobenem, jungem Lappen mit Apothecien-Initialen


    Bild 4 Hochstehender (so gewachsen), junger Lappen mit dunklen Rhizinienbüscheln mit hellen Spitzen


    Bild 5 Aufsteigender Lappen mit vielen eingerollten, sehr dunkelbraunen Apothecien


    Bild 6 Ränder wellig und aufsteigend


    Bild 7 Lappenränder etwas breift und kein Tomentum


    Im trockenen Zustand:

    Bild 8 Thallus ist etwas glänzend, sehr brüchig und reißt schnell ein


    Bild 9 Frische und alte Risse


    Bild 10 Unterseite randlich hellbraun mit dunklen Rhizinienbüscheln


    Peltigera im trockenen Zustand:

    Oberseite rissig, Unterseite bräunlich, am Rand hell, zur Mitte hin sehr dunkel.

    Rhizinien bis 4-5mm lang, pinselartig verzweigt.

    Apothecien dunkelbraun/schwärzlich.

    Oberseite stahlgrau, stellenweise bräunlich.

    Bild 11 Collage zu Peltigera im trockenen Zustand


    Bild 12 Ein schwärzliches Apothecium wirkt angefeuchtet dunklebraun


    Bild 13: Die Apothecien durchlaufen bei dieser Peltigera die Entwicklung von rund und heller braun (rechts oben), über gestreckt, noch deutlich braun und schon eingerollt (gleicher Lappen links darunter) hin zu schwarz (mehrere Fruchtkörper vorne rechts)


    Handelt es sich um eine P. hymenina mit ockerfarbenem Rand auf der Unterseite und extrem dunklen Apothecien?

    Die Unterseite des Fundes erinnert mich sehr an die P. hymenina aus den Vogesen von Anfang des Jahres.

    Die Apothecien sind sehr dunkel, teils schwarz - was mich an P. neckeri denken lässt, auch wegen der (nicht überall) rissigen Oberseite...

    Halt jemand einen Tipp? Sennepilz vielleicht?


    LG, Martin

  • Hallo Martin, wenn man sich auf die Gruppe hymenina/polydactyla/neckeri eingepegelt hat - was ich auch so sehe - dann spricht die Bereifung der Ränder (Bild 7) schon für neckeri.
    Von Juristen sagt man ja, zwei Juristen - drei Meinungen. Bei den Lichenologen sind es wohl eher 5 :D


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    da hast du womöglich Recht, hihi. ==Gnolm23

    Gut, man muss natürlich dafürhalten, dass nur einer - in diesem Falle ich - die Flechten vor Ort gesehen und die Proben in Händen hält.

    Andere können nur Fotos (Qualität sehr variabel) interpretieren und den Begleittext (Qualität ebenfalls sehr variabel) zu Fotos lesen.


    Das ist natürlich schwieriger...


    LG und danke für deine Meinung!

    Martin

  • Hallo Martin,


    das ist nach meiner Einschätzung eindeutig und unzweifelhaft Peltigera neckeri. Die vielen vorzüglichen Detailfotos lassen alle arttypischen Merkmale erkennen und im vorliegenden Fall reicht schon die sehr typisch ausgeprägte Unterseite, um ähnliche andere Arten auszuschließen. Die schwarzen Apothecien sind da eher nebensächlich und waren bei meinen norddeutschen Funden von P. neckeri bisher auch nur höchst selten vorhanden.


    LG Ingo

  • Hallo Ingo,


    vielen lieben Dank, dass du deine reiche Erfahrungen mit uns teilst!

    Wieder einmal ist die Unterseite der Peltigera ausschlaggebend - interessant.

    Ich finde es seltsam, dass selbst im Wirth-Hauck-Schultz hauptsächlich die Oberseiten in den Bildern gezeigt werden.

    Eigentlich sollte man immer beide Oberflächen abbilden; das wäre zumindest bei Peltigera sinnvoller, als die Unterseite nur im Text zu beschreiben und im Schlüssel abzufragen.


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Peltigera mit schwarzen Apothecien“ zu „Peltigera mit schwarzen Apothecien - Peltigera neckeri“ geändert.
  • Hallo Martin, da du ja nun sowohl Kandidaten für neckeri und hymenina gezeigt hast - ist dir dazu aufgefallen, dass die eine Art eher recht dünne Lappen ("Thallus relativ schlaff - wenn dicklich und starr siehe P. neckeri" Wirth et al.) hat und die andere eher dickere?


    Meine glatten Exemplare waren alle eigentlich relativ dünn, ungeachtet aller sonstigen Unterschiede.


    LG, Bernd

  • Hallo Bernd,


    ja, den dickeren, steiferen Thallus bei P. neckeri kann ich bestätigen!

    Ich habe die P. hymenina aus der Schachtel geholt und im trockenen Zustand mit dem der P. neckeri verglichen.

    Während die P. membranacea fast papierig wirkt, ist die P. neckeri deutlich steifer und derber im Biegeverhalten.

    Gemessen habe ich die Thallusdicke nicht, weil das auch schwierig wäre, wegen der filzigen Unterseite - wo hört der der Filz auf, wo fängt die Umgebung an.

    Wichtiger wäre in diesem Zusammenhang vermutlich die Cortexdicke auf der Oberseite. Die habe ich aber auch nicht gemessen...


    Interessant find ich in dem Zusammenhang schon die schwärzbraunen Apothecien, die im deutschen Schlüssel nur bei der Art P.neckeri erwähnt werden, sonst nicht.

    Im Kanadischen Schlüssel (Trevor Goward et al. , "The Lichens of British Columbia, Illustrated Keys, Part 1 — Foliose and Squamulose Species"), in dem alle in Litauen und Deutschland vorkommenden Peltigeren (und ein paar andere zusätzlich) abgehandelt werden, werden die schwarzen Apothecien bei Cyano-Peltigeren ohne Isidien mit glatter, bereifter Oberfäche als Schlüsselgröße angeführt und dann unter P. neckeri und P. collina unterschieden. Ich erwähne den Schlüssel insbesondere dehalb, weil er gute Zeichnungen auch der Unterseiten der Peltigeren, enthält. Auf diesen Schlüssel im französischen Flechtenforum hingewiesen, als ich die häufig schlechte Bilddokumentation der Peltigera-Unterseiten in der Literatur beklagte.

    Behandelt werden dort: Peltigera aphthosa, britannica, canina, cinnamomea, collina / scutata (syn.), degenii, didactyla / spuria (syn.), extenuata, elisabethae, evansiana, horizontalis, kristinssonii, lactucifolia / hymenina (syn.), lepidophora, leucophlebia, malacea, membranacea, neckeri, neopolydactyla / occidentalis (syn.), pacifica, polydactylon, ponojensis, praetextata, retifoveata, rufescens, scabrosa, venosa


    Der Schlüssel ist für dich als Peltigera-Interessierten sicher interessant, dachte ich mir, falls du ihn noch nicht kennen solltest...


    LG, Matrin