Hallo zusammen
Kürzlich habe ich auf etwa 1750m bei einer Fichte einen Täubling gefunden. Der Pilz war fast geruchlos und der Stiel sehr fest. Da der Pilz leider überhaupt nicht absporen wollte, konnte ich leider keine Sporenpulverfarbe ermitteln, was die Bestimmung zusätzlich erschwerte. Den Geschmack empfand ich als mild. Bei einer zweiten Probe meinte ich nach längerem kauen eine leichte Schärfe zu spüren. Eine dritte Geschmacksprobe empfand ich wiederum als mild. Ich habe einige Makrochemische Untersuchungen angestellt. Leider ist mein Eisensulfat schon relativ alt und auch das Guajak ist schon fast ein Jahr alt. Daher hoffe ich, dass diese noch brauchbar sind. Das Eisensulfat habe ich kürzlich bei einem Heringstäubling getestet und dort schien es zumindest zu funktionieren und zeigte eine blaugrüne Verfärbung.
Auffällig fand ich die langsame Guajakreaktion. Irgendwie kam ich mit diesen Infos nicht richtig weiter und hoffte daher auch den Sporenabdruck. Am nächsten Morgen waren leider immer noch keine Sporen zu sehen. Allerdings hatte der Stiel, sowie die Lamellen an einer Stelle, die ich mit dem Nagel angekratzt hatte, über Nacht geschwärzt. Dann dachte ich mir, müsste es doch eigentlich ein Graustieltäubling sein.
So kam ich dann zu Russula vinosa. Aber einige Dinge scheinen irgendwie nicht so recht zu passen: Laut Marxmüller sollte Eisensulfat langsam und schwach positiv reagieren (was heisst hier überhaupt positiv? Es gibt doch da verschiedene Reaktionen, oder?) dann aber grünlich blaugrau. Das konnte ich bei mir nicht feststellen. Der Stiel war sehr fest. Leider finde ich dazu bei R. vinosa nicht viele Infos und auf dem Aquarell sieht er eigentlich eher etwas weich aus. Kann der Stiel von einem jungen R. vinosa sehr fest sein? Da ich keinen Sporenabdruck erhalten habe, habe ich Stückchen Lamelle, sowie etwas Stielhaut direkt unter den Lamellen abgeschabt. Leider fand ich auch dort nicht so viele Sporen. Ich habe dennoch insgesamt etwa 20 Stück gemessen und diese sind mit einer durchschnittlichen Breite von 6.7 µm für R. vinosa eigentlich eher zu schmal. Kann es sein, dass die Sporen teilweise noch nicht richtig reif sind und daher teilweise etwas kleiner?
So jetzt zeige ich euch aber erst mal die ganzen Infos. Über eine Einschätzung der Täublingsspezialisten wäre ich sehr dankbar:
Im Buch Kosmos Handbuch Pilze (A. Gminder & P Karasch) fand ich unter R. vinosa noch die Info, dass der Hutrand oft weissflockig bereift ist. Das sieht man mMn auf den folgenden Fotos teilweise auch gut (evtl. müsst ihr reinzoomen):
Hier ist die Reaktion mit Eisensulfat nach etwa 4min zu sehen:
Guajak reagiert zuerst eigentlich nicht, erst nach etwa einer Minute sieht man eine deutlichere Verfärbung:
Nach etwa 15min sah es so aus:
Guajak in den Lamellen reagierte nach etwa 10 Sekunden ganz schwach bläulich, dann wurde es ockerlich:
Ein Stück Stiel, welches ich angekratzt hatte, hat sich am nächsten Tag verfärbt:
Sowie auch die Lamellen, die ich angekratzt hatte:
Die Huthaut liess sich etwa zur Hälfte gut abziehen und die Huttama war darunter rötlich:
Ich habe noch 20 Sporen gemessen. Diese lagen bei 8.9 µm (8.2 - 9.6 µm) x 6.7 µm (6.1 - 7.6 µm), Q = 1.33 (1.23 - 1.42):
Was meint ihr, könnte R. vinosa passen und falls ja, was meint ihr zu den unstimmigen Punkten?
Vielen Dank im Voraus und LG
Benjamin