Funde aus dem Buchenwald - Ein unbekannter Risspilz und Täubling

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  • Hallo zusammen,


    ich melde mich mal wieder mit zwei mir unbekannten Funden vergangenen Wochenendes.

    Über eure Meinungen wäre ich dankbar, auch falls keine sichere Bestimmung möglich sei.

    Beide Funde habe ich in einem Buchenwald auf basischem Boden gemacht.


    01. Inocybe spec.

    Hut: bis 8 cm; cremefarben, braunrötlich; ausgebreitet, flach gebuckelt; radialfaserig, rissig; Rand gewellt

    Lamellen: tabakbraun, Schneiden heller; ausgebuchtet angewachsen

    Stiel: 6 cm; cremefarben mit rotbräunlichen Flecken; Basis leicht verdickt

    Geruch: undefinierbar, unangenehm; beim Trocknen widerlich nach Fäkalien (Eigengeruch oder aufgrund alter verdorbener Fruchtkörper?)

    Baumpartner: Fagus sylvatica

    Im Wald dachte ich hier an den Ziegelroten Risspilz. Aufgrund der nicht so deutlich rot, sondern eher fleisch-bräunlichen Verfärbungen und der späten Erscheinungszeit, bin ich unsicher.


    02. Russula spec.

    Hut: 4 cm; gelblich-orange bis cremefarben, Mitte dunkler; glatt, glänzend; Haut 1/3 bis ½ abziehbar; Rand gerieft

    Lamellen: cremefarben; leicht ausgebuchtet angewachsen; nach wenigen Sekunden leicht scharf, nach ca. 10 Sekunden deutlich scharf

    Sporenpulver: leider keine Sporen abgeworfen

    Stiel: 5 cm; leicht gebogen, Spitze verjüngt; weiß; hohl

    Geruch: wahrnehmbar, undefinierbar

    Ökologie: Fagus sylvatica, basisch, in dicker Laubschicht

    Meine erste Idee war der Sonnen-Täubling, R. solaris. Die Beschreibungen scheinen ganz gut zu passen. Da ich die Art aber ebenfalls noch nicht hatte und der Sporenabwurf nicht klappte, bin ich auch hier ziemlich unsicher. Was meint ihr zu den Funden?


    Weitere Funde aus dem Habitat waren:

    03. Grüner Knollenblätterpilz - Amanita phalloides


    04. Stink-Täubling - Russula foetens oder subfoetens


    05. Rotstieliger Leder-Täubling - Russula olivacea


    06. Schwärzender Leistling - Cratarellus melanoxeros


    Viele Grüße

    Luca

  • Könnte der Risspilz eine säuerliche, fruchtige aber zugleich kräftige beißende Note nach abgestandenem Urin gehabt haben? Dann könntest Du mal mit dem Birnenrisspilz (I. fraudans) oder einem der ähnlich riechenden Arten vergleichen.


    Diese Art (bzw. eine der laut Literatur diversen Arten, die nach "süßlichem Obstler" duften sollen, meine Nase aber schlicht mit beißend pissigem Gestank beleidigen) ist bei uns im Buchenwald auf Kalk im Sommer/Spätsommer recht häufig anzutreffen.

  • Hi, ich denke schon, dass das Inocybe erubescens ist, auch wenn die bräunlichen Hüte eher rötlich sein sollten, aber das liebt vielleicht am Foto(?) - denn I. fraudans hat niemals einen weißlichen Hut. Auch der Gesamthabitus und die Größe sprechen für I. erubescens.

    Herzlich, Ditte

  • Hallo zusammen,

    meine Meinung zu den Täublingen:

    Russula solaris und olivacea stimmen beide. Wurde beim Stinktäubling der Geruch geprüft? Denn manche stinken gar nicht, sondern riechen lecker nach Marzipan/Amaretto. Das Habitat spricht sehr dafür, dass es Russula grata bzw. Russula laurocerasi ist.

    Cantharellus melanoxeros ist ein sehr schöner Fund. Es ist toll, dass du genau hingeschaut und ihn nicht einfach als Trompetenpfifferling abgetan hast, wie es manche tun, die das Habitat nicht beachten.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure Antworten. Mit den Gerüchen tue ich mir meistens schwer bei unbekannten Arten. Auch in meiner Familie konnte den Geruch niemand zuordnen. Mehr als unangenehm kann ich leider nicht mehr sagen, ich müsste nochmals am frische Fruchtkörper riechen. Auch den Geruch des getrockneten Fruchtkörpers kann ich nicht zuordnen. Könnte vielleicht schon in die Richtung

    beißend pissigem Gestank

    gehen, auf jeden Fall deutlich unangenehm.


    auch wenn die bräunlichen Hüte eher rötlich sein sollten, aber das liebt vielleicht am Foto(?)

    Die Farben auf den Fotos sollten schon einigermaßen stimmen. Ein kräftiges Rot war nicht zu erkennen. Nach dem Trocknen sind praktisch nur noch bräunliche Töne zu erkennen.


    Wurde beim Stinktäubling der Geruch geprüft?

    Der Geruch war deutlich wahrnehmbar und unangenehm. Den als süßlich, ölig beschriebene Geruch fand ich treffend. Der Geschmack der Lamellen war widerlich und nach wenigen Sekunden deutlich scharf. Dieses Wochenende hatte ich auch die Möglichkeit, mich erstmals am Mikroskop zu versuchen. Die Sporen fand ich eher für subfoetens passend. Eine sichere Abgrenzung traute ich mir aber noch nicht zu. Mikrofotos kann ich leider nicht anbieten.


    Ein schönes Erfolgserlebnis meine ich jedoch mit einem anderen Täubling aus dem gleichen Wald gehabt zu haben.

    Die Beschreibungen in der Literatur des Honig-Täublings, R. melliolens, passen bei allen Merkmalen perfekt zu meinen Beobachtungen. Aufschlussreich war zunächst das helle cremefarbene Sporenpulver (IIa), trotz der gelben Lamellen, dann der deutlich süßliche Geruch am zweiten Tag und anschließend die anscheinend so markanten Sporen (da fehlt mir noch die Referenz). So macht Pilzbestimmung Spaß. Früher oder später muss wohl doch ein eigenes Mikroskop her. ^^


    07. Honig-Täubling - Russula melliolens


    Viele Grüße

    Luca